Projekt „Fortuna bewegt“ Wie Fortunas Oberdorf Schülern eine große Freunde machte

Düsseldorf · Gemeinsam mit der Stadt hat Fortuna ein Bewegungs- und Sportangebot für drei- bis zehnjährige Kinder in Flingern-Süd entwickelt. Abwehrspieler Tim Oberdorf ist Schirmherr des Projekts. Wie er die Erstklässler einer Grundschule am Freitag zu den glücklichsten Menschen des Morgens gemacht hat.

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Foto: Moritz Mueller

Tim Oberdorf ist sofort in seinem Element. „Blitz“, ruft er durch die Turnhalle der Katholischen Grundschule Mettmanner Straße in Flingern-Süd. Und eigentlich sollen die aufgeregten Erstklässler auf der Stelle stehen bleiben, sobald dieses Kommando ertönt. Doch viele tun es erst mit Verzögerung. „Das war aber ein langsamer Blitz“, sagt Oberdorf, als auch die letzten Kinder zum Stehen gekommen sind – untermalt von einem freundlichen Lachen. Zufrieden ist Fortunas Abwehrspieler, der das Aufwärmprogramm leitet, mit der Umsetzung nicht. „Und weiter“, sagt er trotzdem. Wild wuseln die Schüler wieder durch die Gegend, ihre Turnschuhe quietschen auf dem Hallenboden. „Blitz“, ruft Oberdorf ein zweites Mal. Und die Reaktionszeit stellt ihn zufrieden. „Schon besser“, lobt er.

Mit großer Freude geht der 26-Jährige seiner nur auf den ersten Blick außergewöhnlichen Aufgabe nach. Schließlich ist Oberdorf nicht nur Fußballprofi, sondern auch angehender Lehrer für Deutsch – und: Sport. Nicht umsonst haben die Schöpfer des Projekts „Fortuna bewegt“, einem von der Stadt finanzierten und vom Verein koordinierten Bewegungs- und Sportangebot, ausgerechnet ihm die Schirmherrschaft übertragen. An diesem Freitagmorgen ist Oberdorf eigens nach Flingern-Süd gekommen, um gemeinsam mit Fortunas Mitarbeitern Lukas Strich und Sebastian Maruschke die Stunde, die an der Schule in jeder Klasse das übliche Sportangebot ergänzt, zu leiten und durchzuführen.

Die Idee für das Projekt hatte der Klub selbst. „Gerade was Bewegung mit Kindern und Jugendlichen anbetrifft, wollten wir uns aufgrund von Corona engagieren“, erzählt Christian Lasch, pädagogischer Koordinator des Nachwuchsleistungszentrums. „Wir haben in der Zeitung gelesen, dass die Stadt in diesem Bereich auch sehr viel tut. Dann sind wir auf das Jugendamt zugegangen und haben relativ schnell gemerkt, dass wir offene Türen einlaufen.“ In enger Zusammenarbeit entsteht ein Konzept, das Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren seit Beginn dieses Schuljahres zusätzliche Bewegungsmöglichkeiten gewährleisten soll; in der Grundschule Mettmanner Straße, aber auch in sechs Kindertagesstätten in Flingern-Süd.

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Foto: Moritz Mueller

Das ganz große Ziel, sagt Ursula Kraus von der städtischen Jugendhilfeplanung, sei, „dass das Quartier positiv zum Thema Alltagsbewegung“ stehe. „Aber auch“, ergänzt sie, „dass der Sportunterricht und die Bewegungsförderung in Kitas von Experten begleitet werden.“ Dafür sind Strich und Maruschke verantwortlich, gemeinsam mit Calvin Bräuer, der an diesem Freitagmorgen allerdings fehlt. „Alle drei sind mit Herzblut dabei“, betont Lasch, und erweitert das Ziel des Projekts: „Der Auftrag ist auch, über den Sport soziale Kompetenzen zu vermitteln.“

Direkt neben Lasch und Kraus steht Schulleiterin Claudia Hoechst, die sich besonders über den prominenten Besuch freut. „Man sieht: Es ist ein Ansporn, dass heute ein Profifußballer da ist“, sagt sie. „Aber auch die Fortuna-Trainer sind ein Ansporn für die Schüler. Sie werden mittlerweile sogar jedes Mal schon auf dem Schulhof begrüßt.“ Die Arbeit scheint zu fruchten, das stellt auch Stadtdirektor Burkhard Hintzsche fest. „Man sieht, dass es den Kindern richtig Spaß macht“, sagt der Sportdezernent, während er das letzte Spiel des Morgens beobachtet. „Es funktioniert sehr gut mit Fortuna. Der Verein ist mehr als Fußball – das sieht man an solchen Aktionen. Dass er ein solches Sozialraumprojekt unterstützt, finde ich sagenhaft.“

Wenig später ist die Stunde vorbei, und Oberdorf steht mit einem breiten Grinsen auf den Lippen in der Halle. „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, erzählt der Abwehrspieler. Er hat nicht nur die Aufwärmübung geleitet, sondern den Schülern auch den aufgebauten Parcours vorgeführt, ist über Kisten gekrabbelt und an einem Seil von Bank zu Bank geschwungen. „Da ist man dann doch relativ schnell wieder ein Spielkind, wenn man sich hier austoben kann“, sagt der 26-Jährige. Allerdings stellt er im Nachhinein einen anderen Aspekt in den Mittelpunkt: „Das Wichtigste ist ja: Die Kurzen hatten Spaß.“

In der Tat – und zwar auch dank des Lehramtsstudenten, der nicht viel Eingewöhnungszeit benötigt hat. „Ich habe ja durch mein Praktikum schon ein paar Wochen lang als Lehrer gearbeitet und weiß, wie die Abläufe sind“, erzählt er, „wo es vielleicht Schwierigkeiten bei den Schülern gibt und worauf man achten muss. Gerade bei einer Stunde wie heute mit viel Artistik ist es wichtig, dass man aufpasst, dass da keiner einen Abgang macht vom Kasten oder sich wehtut.“

Am Ende hat Oberdorf noch eine besondere Überraschung für die Erstklässler: seine Autogrammkarten, mit denen er sie endgültig zu den glücklichsten Menschen dieses Morgens macht. „Wenn sich die Kinder freuen und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, gerade am Ende, als der eine oder andere doch traurig war, weil er eigentlich noch weitermachen wollte, freut mich das natürlich auch“, sagt Oberdorf. „Dafür macht man es ja.“

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