Vorfälle im türkischen Nationalteam So konnte es zur Corona-Infektion von Karaman kommen

Düsseldorf · Nach seinem positiven Corona-Test hat der türkische Nationalspieler Kenan Karaman bislang nur leichte Symptome. Fortuna wird noch etwas länger auf den Angreifer verzichten müssen. Wie konnte es zur Infektion kommen? Offenbar spielt mindestens eine Hochzeitsfeier eine zentrale Rolle.

Kenan Karaman im Porträt
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Das ist Kenan Karaman

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Foto: Frederic Scheidemann

Mitte März postete İrfan Can Kahveci ein Video auf „Instagram“ vom schönsten Tag seines Lebens. Zu sehen ist eine wahre Traumhochzeit. Eine wunderschöne Braut im weißen Kleid, ein adretter Bräutigam, malerische Kulisse mit hunderten Gästen. Kahveci selbst schreibt über die Vermählung mit seiner Freundin Gözde Doyran: „Das war die schönste Unterschrift meines Lebens.“ Das Leben um sie herum haben sie großzügig ausgeblendet. Corona-Pandemie? Irgendwelche Hygienemaßnahmen? Maskenpflicht? Fehlanzeige.

Nur wenige Tage später ist für Kahveci der Berufsalltag weitergegangen. Der Profi von Fenerbahce Istanbul gehörte zum 28-köpfigen Kader der türkischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen die Niederlande (24. März/4:2), Norwegen (27. März/3:0) und Lettland (30. März/3:3). Bei der Hochzeit von Kahveci waren noch weitere Mitglieder des Nationalteams. Wie viele ganz genau ist noch unklar. Fest steht: Kahveci wurde nur wenige Tage nach seinem Eintreffen ins türkische Camp wie auch ein weiterer Nationalspieler nach Hause geschickt – wegen positiver Corona-Tests.

Für den türkischen Verband waren damit die Vorsichtsmaßnahmen offenbar abgeschlossen. Die wichtigen Qualifikationspartien sollten unbedingt durchgeführt werden. Offizielle Bilanz laut Mannschaftsarzt der Türkei: zwei weitere Fälle. Diese Zahl, das wurde schnell klar, ist ganz offensichtlich nicht haltbar, wie viele schlussendlich ganz genau positiv zu ihren Vereinen nach Hause gekehrt sind, ist bislang nicht hinterlegt.

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Foto: Christof Wolff

In türkischen Medien wird darüber spekuliert, große Teile der Mannschaft könnten betroffen sein – abzüglich jener, die Corona schon hatten oder wie Ozan Kabak (von Schalke 04 an den FC Liverpool verliehen) wegen einer Vorerkrankung schon geimpft worden sind. Es soll sogar noch eine zweite Hochzeitsfeier gegeben haben, bei der ebenfalls zahlreiche Nationalspieler unter den Gästen waren.

Der Düsseldorfer Fußballprofi Kenan Karaman gehörte nicht dazu. Und doch ist er von den Auswirkungen unmittelbar betroffen. Der 27-Jährige wurde von der türkischen Delegation mit einem negativen Testergebnis zurück nach Deutschland geschickt. Ulf Blecker, Teamarzt von Zweitligist Fortuna hatte indes arge Zweifel am Ergebnis und schickte Karaman sofort zu einem Labor nach Leverkusen, um einen weiteren Test vornehmen zu lassen. Karaman hatte nach seiner Rückkehr keinen Kontakt zur Mannschaft.

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Foto: IMAGO/foto2press/IMAGO/Sven Leifer

Ergebnis: positiv. Konsequenz: zwei Wochen häusliche Quarantäne ohne Chance auf Verkürzung. Karaman leidet aktuell nur an leichten Symptomen, die ärztliche Abteilung des Klubs ist bei ihm besonders sensibilisiert, weil er erst vor 15 Monaten eine schwere Lungenentzündung durchgemacht hatte und damit als Risikopatient eingestuft wird. Bis Ende der Woche geht die kritische Phase, verschlechtert sich sein Zustand nicht merklich, ist von einem milden Verlauf auszugehen. „Wir hoffen sehr mit Kenan, dass seine Erkrankung einen milden Verlauf nimmt, und wünschen ihm eine gute und schnelle Genesung“, sagt Fortunas Vorstand Klaus Allofs.

Für Karaman aber auch seinen Verein sind die Auswirkungen schon jetzt erheblich. Mindestens bei zwei weiteren Partien (Karlsruhe und Osnabrück) wird der Angreifer sicher nicht mitwirken können, ob er überhaupt noch einmal in dieser Saison auf dem Platz stehen wird für die Rheinländer – derzeit völlig ungewiss. Die Quarantäne geht bis zum 15. April, danach muss er zwei negative Tests nachweisen, um zunächst am Trainingsbetrieb wieder teilnehmen zu dürfen. Erst dann kann man sich ein Bild davon machen, wann eine Rückkehr realistisch ist.

„Der Vorfall zeigt, dass Abstellungen zu Nationalmannschaften während der Pandemie mit einem großen Risiko verbunden sind“, bekundet Allofs. Da wusste er noch nichts davon, dass es im Vorfeld der Länderspiele eine Hochzeitsfeier gegeben hat. Darauf angesprochen sagt er: „Wenn das wirklich so gewesen ist, dann hinterlässt das schon einen sehr bitteren Beigeschmack. Wir gehen davon aus, dass sich natürlich auch alle an die vereinbarten Regeln halten. Wen dem nicht so sein sollte, müssen wir das Gespräch suchen.“

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