„Histörchen“ – die etwas andere Gegnervorschau Welcher Fortune zum fast vergessenen Aufstiegshelden wurde

Serie | Düsseldorf · In unserer Rubrik „Histörchen“ widmen wir uns heute Fortunas Bilanz gegen den Zweitliga-Gegner vom Samstag, den SSV Jahn Regensburg – ein Klub, der den Düsseldorfern mehr als 100 Jahre aus dem Weg ging. Diese zwei Personalien machen den Vergleich besonders interessant.

 2017 gegen Regensburg (v. li.): Oliver Fink, Robin Bormuth und Emir Kujovic.

2017 gegen Regensburg (v. li.): Oliver Fink, Robin Bormuth und Emir Kujovic.

Foto: IMAGO SPORTFOTODIENST

Im SSV Jahn Regensburg ist am Samstag (13.30 Uhr) der Zweitliga-Spitzenreiter aus der viertgrößten bayerischen Stadt zu Gast bei Fortuna. 1886 gründete sich der Turnerbund Regensburg und verlieh sich dabei, zu Ehren von Turnvater Jahn den Beinamen „Jahn“. Im Mai 1907 wurde erstmals offiziell auch gegen den Ball getreten, und zwischen 1926 und 1963 turnten die Oberpfälzer ständig zwischen erster und zweiter Spielklasse hin und her. Erst am 26. Mai 2000 löste sich der heutige SSV Jahn Regensburg vom Mutterverein SSV Jahn 1899 Regensburg.

 Die Bayern haben sich in den vergangenen Jahren in der 2. Bundesliga etabliert und führen diese aktuell sogar an. Ihr Werdegang erinnert so ein wenig an den Weg, den Holstein Kiel zuletzt genommen hat. Die Mannschaft wurde sukzessive aufgebaut und sinnvoll ergänzt. Ein Weg der kleinen Schritte, ohne so genannte Stars.

 Direkter Vergleich Es ist schon etwas verwunderlich, dass sich Fortuna und ihr heutiger Gast über ein Jahrhundert hinweg erfolgreich aus dem Weg gegangen sind. Trotz zahlreicher Testspiele und Trainingslager der Fortuna im Süden der Republik kam nie eine Begegnung zustande. Vor 2008 fand kein Freundschaftsspiel, kein Pokalfight, geschweige dann ein Meisterschaftsspiel zwischen den Düsseldorfern und dem SSV Jahn statt. Erst am 13. September 2008 kreuzten sich erstmals die Wege der heutigen Kontrahenten.

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Foto: Christof Wolff

 So muss man auch kein großer Statistiker sein, um sich ausmalen zu können, dass die Anzahl der bisherigen Treffen an wenigen Fingern abzuzählen ist. Und in der Tat, am Samstag steht die erst vierte Heimpartie der Düsseldorfer gegen die Oberpfälzer an. In der 3.Liga (2008/2009) blieb die Fortuna ebenso siegreich (3:1), wie beim ersten Zweitligaduell auf heimischen Geläuf neun Jahre später (1:0). Lediglich beim dritten und bisher letzten Heimspiel am 18. September des vergangenen Jahres gelang es den Regensburgern einen Punkt aus Düsseldorf zu entführen (2:2).

Seitenwechsler Direkte Spielerwechsel zwischen dem Jahn und der Fortuna sucht man vergeblich. Doch gibt es immerhin zwei ehemaligen Fortunen, die einst auch für den SSV ihre Schuhe schnürten. Zum einem ist da der gebürtige Düsseldorfer Marcel Hofrath zu nennen, der mit neun Jahren vom TV Grafenberg an den Flinger Broich kam. Hofrath durchlief die komplette Jugend der Rot-Weißen und wurde im Anschluss mit einem Vertrag bei der „Zwoten“ ausgestattet (2012 bis 2014). Es reichte für ihn jedoch nicht dauerhaft zu einem Stammplatz (25 Regionalligaspiele, vier Tore), und auch bei der Profitruppe sammelte Hofrath lediglich in zwölf Testspielen Erfahrung. Über den Chemnitzer FC kam der linke Verteidiger 2015 schließlich nach Regensburg. Zuletzt kickte Hofrath bei Waldhof Mannheim.

 Wesentlich spannender ist die zweite Personalie. Erik Thommy wechselte 2016 als Leihgabe vom 1. FC Kaiserslautern nach Regensburg und machte schnell durch gute Leistungen auf sich aufmerksam. Mit acht Treffern in 37 Spielen verhalf er dem Jahn nicht nur zum Zweitligaaufstieg, sondern machte auch ordentlich Werbung in eigener Sache.

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Foto: dpa/David Inderlied

2019 tätigte dann Fortuna eines der beste Leihgeschäfte der jüngeren Vergangenheit, indem sie den gebürtigen Ulmer vom VfB Stuttgart an den Rhein lotste. Thommy begeisterte die Fans, stand in allen Meisterschaftsspielen auf dem Feld und erzielte sechs blitzsaubere Tore. Trotz Thommy reichte es indes nicht zum Klassenerhalt, so dass Fortuna ihn trotz Kaufoption wieder nach Stuttgart ziehen lassen musste.

 Spiel der Spiele Die Auswahl bei drei Heimspielen ist nicht gerade groß. Deshalb entscheiden wir uns für die erste Zweitligapartie im Stockumer Stadion am 20. September 2017, die in Fachkreisen als „schmutziger“ Sieg bezeichnet wurde. An einem Mittwochabend lockte dieses Match immerhin 19.340 Zuschauer in die Arena. Trainer war Friedhelm Funkel, der unter anderem Emir Kujovic zu seinen siebten Zweitligaauftritt im Fortuna-Dress verhalf. Kujovic bedankte sich mit dem Tor zum 1:0-Sieg der Fortuna. Nach einem abgewehrten Freistoß stand der Stürmer in der 54. Minute da, wo ein Knipser stehen muss. Die Wichtigkeit solch knapper Erfolge zeigte sich am Saisonende, denn Fortuna stieg in die Bundesliga auf. Nachhaltiger in Erinnerung als dieses 1:0 blieb die Revanche  in Regensburg – doch über dieses verrückte 3:4 berichten wir vor dem Rückspiel.

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Foto: AFP/KARIM JAAFAR

 Was Hoffnung macht Die Regensburger Domspatzen pfeifen es bereits von den Dächern: Als Favorit gehen die Düsseldorfer am Samstag nicht in die Partie. Der Tabellenführer ist ein anderes Kaliber als Schlusslicht Aue, wo das Team von Trainer Christian Preußer zuletzt 1:0 gewann. Trotzdem kann sich Fortuna auf eine positive Gesamtbilanz gegen den SSV Jahn stützen. Der erste Heimsieg der laufenden Saison könnte dann auch den Knoten lösen – denn wer braucht schon einen Heimkomplex?

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