Das liegt schlichtweg in der Natur der Sache. Schließlich haben wir alle bereits zu Schulzeiten trefflich über Noten diskutiert – am liebsten mit den sie verteilenden Lehrern, aber auch mit Mitschülern und Eltern. Noten sind diese eine markante Signatur, die mit einer einzigen Ziffer alle Leistungen zusammenfassen, die in einem Schuljahr geboten wurden. Oder eben in 90 Minuten.

Sind diese Noten immer gerecht? Nein. Und das behaupten wir auch gar nicht erst. Deswegen sind sie bei aller Bedeutung für die Diskussionen am Arbeitsplatz, in Schule und Uni oder am Stammtisch oder im Mailwechsel mit der Sportredaktion immer als Spielerei zu sehen. Nobody is perfect, so hieß es schon bei Billy Wilder in „Manche mögen’s heiß“, und das gilt erst recht für die Notengebung beim Fußball.

Wir haben uns vor einigen Monaten gerade wegen dieser Diskussionen ein Instrument ausgedacht, das bei den Fortuna-Fans auch sehr gut ankommt – wie wir an der erfreulichen Resonanz feststellen. Nach (fast) jeder Partie der Preußer-Truppe geben wir Lesern und Fans die Möglichkeit, eigene Noten an die Fortunen zu verteilen. Sehr viele machen regelmäßig mit – und das Ergebnis ist einigermaßen überraschend: Nur in seltenen Fällen liegen Redaktion und Fans deutlich auseinander.

Nehmen wir den aktuellen Fall, die 2:3-Niederlage gegen den SC Paderborn. Die jeweilige Benotung durch unsere Redaktion und die Leser haben wir in einer Bilderstrecke zusammengefasst, und dabei bleibt festzuhalten: Wenn man Nuancen wie Plus und Minus beiseite lässt (diese Abstufung können wir aus technischen Gründen in der Leserbenotung nicht anbieten), unterscheiden sich die 13 vergebenen Noten nur in einem einzigen Fall.

Wir leisten uns an dieser Stelle vor dem Durchklicken einen Spoiler: Es handelt sich dabei um Marcel Sobottka. Unsere Redaktion hatte dem Mittelfeldspieler eine Drei minus gegeben, die Fans eine Vier. Nicht gerade eine Riesenlücke. Alle anderen Bewertungen fielen identisch aus.

Der Vollständigkeit halber sollte man festhalten, dass das in manch anderer Partie etwas anders aussah; allerdings konnten wir bislang noch nie einen nennenswerten Graben zwischen beiden Einschätzungen wahrnehmen. Und das, obwohl auch wir mit ein bisschen Abstand zum Spiel mitunter sagen: Vielleicht lagen wir da doch nicht hundertprozentig richtig. Nehmen wir als Beispiel die Vorstellung von Khaled Narey am Samstag gegen Paderborn. Seine starken Szenen in der Offensive hatten uns zu der – unmittelbar nach Abpfiff gegebenen – Einschätzung Zwei plus gebracht. Mit dem späteren Blick auf manche Defensivszene hätte es wohl auch eine Drei getan. Aber das dachte mancher Fan sicher ähnlich.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote zur Notengebung. Vor etlichen Jahren plauderte der Verfasser dieser Zeilen einmal nach einer Fortuna-Partie mit dem damaligen Trainer Uwe Weidemann über das Thema Benotung. Weidemann fragte: „Welche Note hat bei euch heute Marcel Podszus bekommen?“ Antwort: „Eine Zwei. Er war zwar diesmal kaum zu sehen, aber er hat immerhin das Siegtor geschossen.“ Darauf Weidemann: „Ich gebe auch immer Noten, und bei mir hat er eine Eins. Weil es als Stürmer seine einzige Aufgabe war, uns zum Sieg zu schießen. Und die hat er erfüllt. Nichts anderes zählt.“