Fortunas künftiger Vorstandschef Was Jobst zum Reizthema Ausgliederung sagt

Düsseldorf · Am Dienstag hatte Fortuna bekanntgegeben, wer künftig das Amt des Vorstandsbosses bekleiden wird. Alexander Jobst will beim Düsseldorfer Zweitligisten Veränderungen auf den Weg bringen. Was er zu einer Ausgliederung der Profiabteilung sagt.

 Fortunas künftiger Vorstandschef Alexander Jobst.

Fortunas künftiger Vorstandschef Alexander Jobst.

Foto: Christof Wolff

Es waren turbulente Tage bei der Fortuna. Am vergangenen Samstag Teil eins der Trilogie: Thomas Röttgermann gab in einer Stellungnahme auf der vereinseigenen Homepage bekannt, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Damit endet die Amtszeit des 61-Jährigen nach knapp drei Jahren.

Neben der Bekanntgabe nutzte er zudem die Chance, kräftig gegen den eigenen Aufsichtsrat auszuteilen. Zu langsam, zu entscheidungsunfreudig, in dieser Zusammensetzung schlicht nicht mehr zeitgemäß, so die Vorwürfe. Und tatsächlich ließ sich das oberste Kontrollgremium des Zweitligisten lange Zeit nicht in die Karten blicken.

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Am Dienstag dann aber der Paukenschlag: Alexander Jobst, ehemaliges Vorstandsmitglied des FC Schalke 04, übernimmt bereits ab dem 14. Februar den Vorsitz bei Fortuna. Außerdem wird der Vorstand komplett auf links gedreht: Klaus Allofs erhält die alleinige Entscheidungsgewalt im Sport – Uwe Klein muss dafür seinen Hut nehmen. Und Arnd Hovemann wird ab dem 15. April für drei Jahre zum Finanzvorstand berufen. Marketingchef Christian Koke verlässt den Klub im Juni.

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Foto: AP/Martin Meissner

Aus vier mach also drei. Somit ist die Vorstandsbesetzung für die kommenden Jahre geregelt. „Das war ein ganz wichtiger Tag für Fortuna“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Björn Borgerding am Mittwoch auf einer virtuellen Pressekonferenz. „Ich denke, dass wir damit bewiesen haben, dass wir handlungsfähig sind und gute Entscheidungen treffen können.“

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Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Kurz vor Weihnachten habe es laut eigenen Aussagen die erste Kontaktaufnahme zwischen Borgerding und Jobst gegeben. Bei Zweiterem, der seit zehn Jahren in Düsseldorf lebt, sei die Entscheidung recht schnell klar gewesen: Die Ruhepause nach seiner langen Zeit auf Schalke kann nun ein Ende finden. Jobst und Fortuna. Ob das passt?

Klar ist, dass der 48-jährige studierte Sportökonom einige Veränderungen bei den Düsseldorfern auf den Weg bringen wird. „Ich komme mit Respekt und Freude zur Fortuna. Und gleichzeitig auch mit dem Reiz, in einem Traditionsverein mitzugestalten“, sagt Jobst selbst. „Ich sehe meine Rolle als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Sport.“

Und auf dieses Bindeglied wird es in den kommenden Jahren auch ankommen. Schließlich wandelt sich der Profifußball permanent. Möchte Fortuna der Entwicklung nicht hinterherlaufen, muss der Klub auf Stand bleiben und mit der Zeit gehen. Auch, wenn das zu polarisierenden Entscheidungen führen kann.

Ein großes Thema – nicht nur in Düsseldorf – ist schon seit längerer Zeit die Ausgliederung der Lizenzmannschaft aus dem eingetragenen Verein. Fortunas Profiabteilung würde dann zu einer Kapitalgesellschaft umgeformt werden. Vorteil: Crasht diese Kapitalgesellschaft, ist nicht der gesamte Verein betroffen. Nachteil: Für die meisten Fans ist das Thema Ausgliederung ein rotes Tuch.

Auch deshalb ist Jobst bei der Formulierung möglicher Veränderungen recht entschieden. Eine Ausgliederung stehe nicht zur Debatte! Die Devise: Nicht sofort ein Reizthema aufmachen. So sei er laut eigener Aussage „überhaupt kein Verfechter von Ausgliederungen. Das Thema Ausgliederung hat in all unseren Gesprächen überhaupt keine Rolle gespielt. Ich sehe Fortuna mit ihren Ambitionen und Zielen wirtschaftlich so aufgestellt, dass eine Chance darin liegt, sich auch als eingetragener Verein weiterzuentwickeln und erfolgreich zu sein.“

Auf Schalke war Jobst mit seiner damaligen, gegensätzlichen Meinung vielen Fans auf die Füße getreten. Es war für ihn der Anfang vom Ende. Logisch, dass er das bei Fortuna tunlichst vermeiden möchte.

Und natürlich stimmt es auch, wenn er als Gegenargument anführt, dass die finanzielle Lage zwischen Schalke und Düsseldorf nicht zu vergleichen sei. „Schalke hat starke chronische Vorerkrankungen aus der Vergangenheit. Damit ist gemeint, dass dort ein sehr schwerer Rucksack mit Verbindlichkeiten zu tragen ist. Dieser Rucksack machte es in meiner Auffassung kaum noch möglich, Schritte zu gehen, um sich davon zu befreien“, erklärt er auf Nachfrage. „Nach den Einblick in die Zahlen bei Fortuna ist für mich aber klar, dass wir hier ohne solche Vorerkrankungen und ohne diese Schuldenlast auch in der jetzigen Rechtsform erfolgreich arbeiten können. Und darauf freue ich mich sehr.“

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