Angreifer darf nicht für Fortuna spielen Wie es zum „Fall Karaman“ kommen konnte

Analyse | Düsseldorf · Kenan Karaman steht Fortuna für das wichtige Spiel am Montag gegen den VfL Bochum nicht zur Verfügung. Wir erklären, wie es dazu kommen konnte und ob der Klub wirklich alles dafür getan hat, den Türken in Düsseldorf zu behalten.

Kenan Karaman im Porträt
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Das ist Kenan Karaman

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Foto: Frederic Scheidemann

Weit im Vorfeld einer jeden Saison wird der sogenannte Rahmenterminkalender bekanntgegeben. Schon im vergangenen Dezember ist er für die Spielzeit 2021/22 veröffentlicht worden. Darin werden die wichtigsten Eckdaten für den Kalender skizziert. Fester Bestandteil: Die Abstellungsperioden für Wettbewerbe der Uefa und Fifa. Die sollten vom DFB eigentlich so abgestimmt sein, dass es zu keinerlei Kollisionen bei nationalen Wettbewerben kommt. Aber genau das passiert nun am Montag (22. März). Denn da kommt es zum Duell in der Zweiten Liga zwischen Fortuna und dem VfL Bochum und dabei ist wohl ein klitzekleines Detail übersehen worden – oder als nicht wichtig genug befunden worden.

Denn noch in dieser Spielzeit gibt es im Unterhaus des deutschen Fußballs Montagsspiele. Eine Besonderheit, die für Fortuna nun zu einem echten Wettbewerbsnachteil wird. Die Abstellungspflicht für Vereine beginnt nämlich an eben diesem Montag. Ab diesem Zeitpunkt (und für die Dauer der geplanten Maßnahmen) wird der Spieler sozusagen zum Eigentum seines jeweiligen Verbands – wenn er bis zu einem gewissen Zeitpunkt offiziell gemeldet wurde. Heißt: Es gibt zunächst ein vorläufiges Aufgebot, kurz vorher dann eine finale Liste.

Im speziellen Fall von Kenan Karaman gab es zunächst eine Absprache zwischen Fortuna und dem türkischen Verband, den Angreifer noch einen Tag länger behalten zu dürfen. Doch aufgrund von Corona-Einschränkungen in Frankreich, hatte der türkische Nationaltrainer plötzlich Probleme, seinen Kader aufzufüllen – und so wurde flugs noch Karaman angefordert, der nun wohl bereits am Mittwoch in der Startelf stehen wird.

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Foto: imago sportfotodienst

Was zunächst wie „dumm gelaufen“ aussieht, ist in Wahrheit ein Fehler im System. Warum überhaupt muss Fortuna in dieser Saisonphase unter diesen Bedingungen an einem Montagabend antreten? Warum war kein Tausch möglich, also warum wurde die Begegnung nicht für Freitag, Samstag oder Sonntag terminiert? Sicher: Es gibt Verträge mit den TV-Sendern. Doch aufgrund der Pandemie werden die Paarungen in Blöcken vergleichsweise kurzfristig festgelegt.

Fortuna hat sich etwas zu leicht in ihr Schicksal ergeben. Sportvorstand Uwe Klein sagt: „Wir haben das natürlich alles geprüft, wir haben die Rückmeldung von DFB und DFL bekommen, dass man sich damit arrangieren müsse.“ Ehrlich? Für Fortuna steht im Duell mit Bochum verdammt viel auf dem Spiel. Natürlich darf es keine Abhängigkeit von einem Spieler geben. Fakt ist aber auch: Ohne (einen motivierten) Karaman fehlt Fortuna Qualität in der Offensive.

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Foto: Christof Wolff

Es ist ein Nachteil für Vereine wie Fortuna, Spieler abgeben zu müssen – auch wenn der Wettbewerb ganz normal weiterläuft.  Reisebeschränkungen werden dabei großzügig gedehnt, Ansteckungsrisiken bewusst in Kauf genommen. Alle Beteiligten hätten im Hintergrund schon deutlich frühzeitiger die Problematik erkennen müssen und an einer tragbaren Lösung arbeiten sollen. Die hätte nur bedeuten können, das Spiel zu verlegen.

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