Umworbener Düsseldorfer Torwart Maduka Okoye erklärt seinen Fortuna-Abgang

Exklusiv | Düsseldorf · Fortunas ehemaliges Torwarttalent Maduka Okoye spielt im Ausland groß auf. Längst sind auch die europäischen Top-Klubs hinter dem 21-Jährigen her. Nun erklärt er, wie es im vergangenen Jahr zu dem Wechsel kam und warum er von Uwe Klein enttäuscht ist.

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Foto: imago sportfotodienst

Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. So war es auch bei Maduka Okoye vor knapp zweieinhalb Jahren. Damals klingelte sein Handy. +33, französische Vorwahl. Der Torwart, damals noch bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag, nahm nicht ab. Doch die Anrufe häuften sich. Und irgendwann überwog bei Okoye – dessen Vater Nigerianer ist – doch die Neugier. Er ging ran. Und fiel aus allen Wolken.

Der nigerianische Nationaltrainer Gernot Rohr war am anderen Ende der Leitung. Lutz Pfannenstiel habe sich bei ihm gemeldet und ihm Okoye wärmstens empfohlen. Okoye solle sich doch bitte die Länderspielpause im September freihalten. Er wolle ihn für das Testspiel gegen die Ukraine nominieren. „Dieses Gefühl kann man gar in Worte fassen“, sagt Okoye heute. „Ich bin fast geplatzt vor Stolz.“

Ein wenig aufgeregt war er schon, als er kurze Zeit später zum ersten Mal seine Teamkollegen kennenlernte. Immerhin tummeln sich internationale Stars wie Alex Iwobi (damals Arsenal) oder Wilfred Ndidi und Kelechi Iheanacho (beide Leicester City) in der Nationalmannschaft. Sein Debüt feierte Okoye im Alter von 20 Jahren. Ausgerechnet gegen Brasilien. Mittlerweile ist er Stammkeeper unter Rohr. Und nicht nur dort. Auch bei seinem neuen Verein Sparta Rotterdam hat sich Okoye als klare Nummer eins etabliert.

Dass er mittlerweile von allen Seiten das nötige Vertrauen spürt, ist neu für ihn. Und daher umso schöner. Okoye kann sich nun voll und ganz auf das konzentrieren, was er am liebsten tut: Fußballspielen. Bälle halten. Seiner Mannschaft helfen. In der niederländischen Eredivisie blüht er geradezu auf. Hollands Nationaltrainer Frank de Boer bezeichnete ihn nach einem Spiel gegen Eindhoven als einen der „besten Keeper der Liga“.

Es ist eine Entwicklung, die durchaus so vorherzusehen war. Auch bei Fortuna erkannte man früh das Talent des heute 21-Jährigen. Nach Informationen unserer Redaktion erzielte man mit dem ehemaligen Düsseldorfer Sportvorstand Pfannenstiel daher eine mündliche Einigung darüber, dass es für Okoye auch in der Zukunft bei Fortuna weitergehen solle. Der Plan: Profivertrag und anschließende Ausleihe, um Spielpraxis zu sammeln. Doch dann kam alles anders.

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Foto: IMAGO/foto2press/IMAGO/Sven Leifer

Pfannenstiel erklärte seinen Rücktritt zum Ende der Saison. Dann rutschte auch noch der gesamte Zeitplan wegen der Corona-Pandemie nach hinten. So konnte er den Vertrag und eine geplante Leihe in die Niederlande nicht mehr rechtzeitig unter Dach und Fach bringen. Als Pfannenstiel nicht mehr im Amt war, war auch die Abmachung plötzlich hinfällig. Auch weil der neue Sportvorstand Uwe Klein offenbar weniger Interesse an dem Spieler Okoye zu haben schien. „Für mich war das komplett unverständlich. Mit Maduka zu verlängern, war für mich ein absoluter No-Brainer. Er ist ein Düsseldorfer Junge, der gerade zu Nigerias Nationalkeeper wurde und dadurch einen riesigen Markt bekommen würde. Da kann man eigentlich nicht anderer Meinung sein“, sagt Pfannenstiel heute. „Vielleicht wollte Uwe Klein unbedingt etwas Anderes machen als ich. Ich bin mir aber sicher: Wenn Klaus Allofs damals schon im Amt gewesen wäre, wäre der Vertrag mit Maduka in fünf Minuten unterschrieben gewesen.“

Als Klein dann die sportlichen Geschicke von Pfannenstiel übernahm, änderte er den eigentlich vorgesehenen Plan mit Okoye. „Es geht in dem Geschäft auch manchmal darum, sich für jemanden zu entscheiden“, sagt Klein. Laut dem 51-Jährigen habe man sich schließlich gegen Okoye und für U-Nationaltorhüter Dennis Gorka entschieden. „Außerdem haben wir auch noch Florian Kastenmeier und Raphael Wolf im Kader. Vier Torhüter wären einer zu viel gewesen.“ Laut Klein soll alles total transparent abgelaufen sein.

Okoye sieht das anders. Er fühlte sich von Fortuna – und da besonders von Klein – im Stich gelassen. „Er hat mir beim Begrüßen nicht mal mehr in die Augen geguckt“, sagt er. „Bei Uwe Klein hat mir vor allem Menschlichkeit und Respekt gefehlt.“ Okoye fühlte sich bei Fortuna nicht mehr erwünscht. Und entschied sich schließlich gezielt dazu, sein Glück bei Sparta Rotterdam in den Niederlanden zu suchen, weil er dort größere Chancen sah, sich als Nummer eins durchzusetzen.

Dort spielt er derzeit groß auf. Längst sind auch die großen Klubs des europäischen Fußballs auf den Torhüter aufmerksam geworden. Ajax Amsterdam hat bereits Interesse signalisiert. Auch einige Klubs aus der englischen Premier League sollen sich intensiv mit dem 21-Jährigen beschäftigen. Immerhin: Fortuna würde an einem Transfer mitkassieren. Die Düsseldorfer haben sich nach Informationen unserer Redaktion eine Transferbeteiligung von 15 Prozent zusichern lassen.

Aber: Der Markt für Torhüter ist da. Gute Keeper sind sehr gefragt. Im kommenden Jahr steht die WM in Katar an. Dort wird Okoye aller Voraussicht nach Stammtorhüter Nigerias sein und sich präsentieren können. Überzeugt er dort, würden noch mehr Interessenten Schlange stehen. Sparta Rotterdam hätte dann alles richtig gemacht. Sie könnten bei einem künftigen Wechsel laut Insidern mit einer Ablöse im mittleren siebenstelligen Bereich rechnen. Fortuna hätte dann durch die damals geplatzte Vertragsverlängerung Millionen verschenkt. Bei einer Ausleihe hätte man die Transferverhandlungen selbst gestalten können. Wann Geld fließen wird, steht noch nicht fest. „Wichtig ist vor allem, dass ich regelmäßig spiele“, sagt Okoye. „Aber es ist schon ein Traum von mir, irgendwann in der Premier League spielen.“

Einen zweiten Traum hat er auch noch. Denn das Kapitel Fortuna scheint er doch noch nicht ganz geschlossen zu haben. Seine Eltern wohnen weiterhin in Düsseldorf. Und auch für ihn selbst, wird die Stadt immer etwas besonderes bleiben. „Düsseldorf ist meine Heimat, Fortuna mein Herzensklub“, sagt er. „Falls ich irgendwann die Möglichkeit habe, zur Fortuna zurückzukehren, bräuchte ich nicht lange überlegen. Da würde das Herz entscheiden – und natürlich für Fortuna.“

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