Aufregung über Auftritt Über dieses Interview des Fortuna-Kapitäns redet ganz Düsseldorf

Nürnberg · Es war der ultimative Nackenschlag für Fortuna im DFB-Pokal. Ausgleich in der Nachspielzeit kassiert, im Elfmeterschießen dann schließlich dem 1. FC Nürnberg unterlegen. Und was sagt Kapitän Andre Hoffmann zu dem Drama? Sein Auftritt bei „Sky“ hat für viel Fan-Frust gesorgt. Worum es geht.

Fortuna Düsseldorf - Das sagen die Beteiligten zum Pokal-Aus in Nürnberg
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Das sagen Fortunas Profis zum Pokal-Aus in Nürnberg

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Foto: dpa/Daniel Karmann

An den Elfmeterpunkt hatte er sich nicht gewagt. Mit dem Mikrofon von „Sky“ hatte er weniger Berührungsängste. Von Klartext und schonungsloser Aufbereitung der Geschehnisse konnte allerdings keine Rede sein. Stattdessen war dieser Auftritt maximal unglücklich. Schließlich ist er mit seinem Team gerade nicht nur sportlich gescheitert, sondern dem Verein ist eine Menge Geld durch die Lappen gegangen. Mindestens 1,7 Millionen Euro.

Hoffmann fehlt in diesem Moment dafür offenbar das Gespür. Man mag sich noch schützend vor ihn stellen und es damit erklären, dass seine Sinne durch das Adrenalin kurz nach Abpfiff noch etwas benebelt waren. Nur so ist es jedenfalls bei einem derart erfahrenen Profi zu erklären, warum er so zielsicher an den Gefühlen der Anhängerschaft vorbeigeredet hat.

Wortwörtlich sagte Hoffmann bei „Sky“: „Ich glaube schon, dass wir über weite Strecken die bessere Mannschaft waren. Ich glaube, dass wir uns ankreiden müssen, dass wir das zweite Tor nicht nachgelegt haben. Wir hatten drei, vier, fünf sehr aussichtsreiche Kontermöglichkeiten. Dass müssen wir uns vorwerfen lassen. Klar, dass wenn man in Nürnberg spielt, dass es hintenraus immer noch eng werden kann, wenn man nur 1:0 führt. Und von daher ist das glaube ich der Hauptpunkt heute. Unterm Strich bin ich trotzdem wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft, weil wir 120 Minuten ein Riesen-Auswärtsspiel gemacht haben. Es tut mir wahnsinnig leid für die Jungs. Ich glaube, wir haben einige dabei, die zum ersten Mal ins Viertelfinale eingezogen wären. Das tut mir weh für die Jungs, da bin ich ganz ehrlich. (...) Ich weiß nicht, ob gerade der Stolz oder die Enttäuschung überwiegt.“

Fortuna Düsseldorf - Diese Noten haben wir den Profis im Pokalspiel in Nürnberg gegeben
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Diese Noten haben die Fans und wir Fortunas Profis gegeben

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Wenige Augenblicke später tobten schon die Kommentatoren in den sozialen Netzwerken. Auf Twitter schrieb der User @bomme_de: „Andre Hoffmann bitte sowohl das Mikro als auch die Kapitänsbinde wegnehmen. Sich erst als Kapitän nicht an den Punkt trauen und lieber nen 21-Jährigen beim Pflichtspieldebüt nach vorn schicken und dann so ein Interview...“ Er spielte damit auf die Schützen an. Torwart Florian Kastenmeier trat als Erster an, danach folgten Christoph Klarer, Jorrit Hendrix, Jona Niemiec und zum Schluss wäre noch im ersten Durchgang Daniel Ginczek drangewesen. Doch soweit ist es bekanntlich nicht gekommen, da Niemiec nicht verwandelte und Nürnberg bei allen Versuchen erfolgreich war.

André Hoffmann – Innenverteidiger aus dem Ruhrpott
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Das ist Andre Hoffmann

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Foto: Frederic Scheidemann

Und auch Andere gehen mit Hoffmann hart ins Gericht. „Interviews sitzen, mehr nicht“, schreibt User @Flembo und bekommt von @bomme_de die trockene Antwort: „Die Haare auch.“ Ein schnittiger Spruch bei Twitter. Und dennoch drückt er aus, warum es an der Basis derzeit brodelt. Um Hoffmann auch in Schutz zu nehmen: Er lacht nicht während des Interview, wie oft zu lesen war, sondern guckt sehr freundlich drein. Sein Fehler: Er findet in dem Moment nicht die richtigen Worte. So wirkt er entrückt und abgehoben.

In der Mannschaft gibt es übrigens auch ganz andere Einschätzungen zum Resultat von Nürnberg. Alle Stimmen zum Spiel gibt es hier zum Nachlesen. Christoph Klarer sagt: „Wir hatten genügend Möglichkeiten, das Spiel vorher zu entscheiden. Dann fällt in der 93. Minute so ein Ding. Wir sind selbst schuld daran. Heute ist alles gegen uns gelaufen, was gegen uns hätte laufen können. Wir hätten das Spiel schon auf 2:0, 3:0 oder sogar 4:0 stellen können.“

Nicht zum ersten Mal steht übrigens Hoffmann bei den Fans in der Kritik. Vor fast genau einem Jahr kassierte Fortuna ausgerechnet gegen den 1. FC Nürnberg eine 0:1-Pleite und steckte tief im Abstiegskampf. Auf den Rängen große Trauer, auf dem Rasen feixte Hoffmann recht entspannt rum. Die ganze Geschichte gibt es hier zum Nachlesen.

Sky-Reporter Hansi Küpper kommentierte die Szene: „Man muss jetzt nicht gleich alles auf irgendeine Waage legen. Aber es gibt schon Fans die ein Problem damit haben, die leiden, zittern und Angst vor dem Abstieg haben. Und im Team wird wenige Minuten später auf dem Feld gelacht. Da gibt es bessere Formen, damit umzugehen.“ Damals hatte sich Hoffmann übrigens am Tag danach für seinen Auftritt entschuldigt.

(gic)
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