„Histörchen“ – die etwas andere Gegnervorschau Warum der SC Paderborn viele Fortunen zum Gruseln bringt

Serie | Düsseldorf · Am Samstagmittag kommt die aktuell beste Auswärtsmannschaft der Zweiten Liga als Gast zur Fortuna. Doch die gemeinsame Fußball-Historie mit dem SC Paderborn hält noch ganz andere Geschichten bereit.

 Vlatko Glavas (2. v. li.) verwandelt 1994 einen Foulelfmeter gegen Paderborn – ein Meilenstein zum Aufstieg.

Vlatko Glavas (2. v. li.) verwandelt 1994 einen Foulelfmeter gegen Paderborn – ein Meilenstein zum Aufstieg.

Foto: Horstmüller

Der Gast am Samstag, der SC Paderborn 07, ist in den vergangenen gut 20 Jahren fast schon zum Dauerbegleiter der Fortuna geworden. Lange Zeit lief der Paderborner Stadtteilklub unter der Bezeichnung TuS Schloß-Neuhaus auf. Die erste Pflichtspielbegegnung mit der Fortuna gab es in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga 1994.  Zum nächsten sportlichen Vergleich, am 12. September 1999 in der Regionalliga Südwest, prangte dann allerdings schon der jetzige Name, SC Paderborn 07, auf den Ankündigungsplakaten.

Ein unangenehmes Geschmäckle in der Historie des Vereins hinterließ die indirekte Verwicklung in den Schiedsrichter-Skandal um Robert Hoyzer. Der „Unparteiische“ verpfiff die DFB-Pokal-Partie gegen den Hamburger SV 2004 zu Gunsten der unwissenden Paderborner. Dabei drehten die Männer von der Pader unter tatkräftiger Mithilfe des von der Wettmafia bestochenen Hoyzer das Spiel innerhalb von 35 Minuten von 0:2 auf 4:2.

Direkter Vergleich Die Bilanz gegen die Blau-Schwarzen ist, gelinde gesagt, gruselig. Im einzigen gemeinsamen Bundesligajahr reichte es nur zu einem 0:0 – mit vier Aluminiumtreffern. In der Dritten Liga kassierte Fortuna eine schmerzhafte 1:4-Klatsche, und auch bei den weiteren drei Treffen in der Regionalliga Nord und Südwest ergatterte Fortuna jeweils nur einen Zähler. In vier Freundschaftsspielen, in heimischen Gefilden, setzt es zwei 0:1-Niederlagen, einmal trennte man sich unentschieden (2:2), einmal gab es ein 1:0.

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Foto: Christof Wolff

Schlimm sieht es auch in der Zweiten Liga aus. Gleich drei der sechs Fortuna-Heimspiele gingen an den SC Paderborn 07. Mit dabei die höchste Heimniederlage aller Zweitligazeiten. Klingelt es bei dem Namen Mahir Saglik? Genau, jener Saglik, der bei der 1:6-Pleite am 26. Oktober 2013 Fortuna mit vier Treffern fast im Alleingang abschoss. Zum guten Schluss dürfen wir dann aber doch noch an zwei Heim-„Dreier“ erinnern. Anfang dieses Jahres blieben die Punkte ebenso am Rhein (2:1), wie vor zehn Jahren, als der bisher klarste Heimerfolg (3:0) über die Ostwestfalen gefeiert werden durfte. Alles in allem gab es somit in 14 Heimauftritten nur vier Siege, sechs Remis und sechs Pleiten.

 Seitenwechsler Reger Betrieb herrschte bisher beim Austausch von Spielern unten den beiden Vereinen. Zuletzt saßen die Verantwortlichen beim Wechsel von Kelvin Ofri in diesem Sommer am Tisch. Große Summen flossen allerdings nie, die Transfers gehörten nicht unbedingt zu den Füllern des Sommerlochs im bezahlten Fußball.

Ein „Bäumchen-wechsel-dich-Spiel“ veranstaltete Christian Strohdiek, der beim SCP vom Jugend- zum Stammspieler reifte. 2015/16 lief er mit durchwachsenem Erfolg für Fortuna auf (17 Spiele/null Tore), ehe er einen Salto rückwärts vollführte und zurück an die Pader wechselte. Der Nachwuchskicker Phil Sieben schloss sich Düsseldorfs „Zwoter“ an, für die er aktuell spielt, David Krecidlo und Marcel Ndjeng erhofften sich einen Karrieresprung, als sie Fortuna zugunsten des damalig klassenhöheren SCP verließen.

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Foto: dpa/Sebastian Kahnert

An Leihspieler Marlon Ritter hatten die Paderborner 2017/18 viel Freude, denn die kleine Düsseldorfer Offensivkraft steuerte in 29 Spielen 14 Tore zum Aufstieg des Drittligisten in die 2. Bundesliga bei. Nach seiner Festverpflichtung lief es weniger gut, sodass Ritter mittlerweile bei den „Roten Teufeln“ auf dem Betzenberg seine Brötchen verdient. Über weitere Seitenwechsler werden wir zum Rückspiel in Paderborn berichten – mit einigen bekannten Namen.

 Spiel der Spiele Gleich die erste Begegnung mit offiziellem Wettkampfcharakter war der bisherige Höhepunkt der sportlichen Auseinandersetzungen der Fortuna mit den Paderbornern. Nachdem Fortuna es geschafft hatte, innerhalb von zwei Jahren von der Bundesliga bis in die drittklassige Oberliga Nordrhein abzusteigen, ergab sich aber bereits in der ersten Saison (1993/94) die Möglichkeit, diese Schmach auszuwetzen und zumindest wieder in die 2. Bundesliga zurückzukehren.

Nach einer perfekten Rückrunde ohne jeglichen Punktverlust galt es sich aber auch noch in einer Aufstiegsrunde durchzusetzen. Neben Eintracht Braunschweig und dem FC Augsburg, musste Fortuna dafür auch den TuS Paderborn-Neuhaus hinter sich lassen. 17. Tage nach ihrem 99. Geburtstag startete diese Mission am 22. Mai 1994 gleich mit dem Heimspiel gegen Paderborn. 21.000 Fans lockte diese Partie damals ins Rheinstadion.

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Foto: Benefoto

Das Glück spielte dabei den Düsseldorfern in die Karten, als bereits nach zehn Minuten ein Foulelfmeter zu ihren Gunsten verhängt wurde. Vlatko Glavas verwandelte sicher zum 1:0. Mit Glück und Verstand rette die Elf von Trainer Aleks Ristic die knappe Führung über die Zeit und hatte somit die Basis zur Rückkehr in den bezahlten Fußball gelegt.

 Was Hoffnung macht Das Treffen der beiden ausgewiesenen Fahrstuhlmannschaften wird erneut eine schwere Aufgabe für Fortuna. Die aktuelle Saison zeigt, dass sich der SCP besonders in der Fremde pudelwohl fühlt – er führt die Auswärtstabelle mit zehn Punkten aus vier Spielen und einer beeindruckenden Tordifferenz von 11:2 an. Fortuna dagegen ist noch ohne Heimsieg. Die Aussichten auf einen dreifachen Punktgewinn waren also schon einmal besser. Und damit sind wir beim Hoffnungsschimmer: Fortuna, du hast keine Chance – also nutze sie!

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