„Histörchen“ – die etwas andere Gegnervorschau Warum sich Fortuna vor Angstgegner Nürnberg nicht fürchten muss

Serie | Düsseldorf · Neue Saison, neues Format. Wir versorgen euch mit den wichtigsten Informationen zum Zweitliga-Auswärtsspiel der Düsseldorfer Fortuna beim 1. FC Nürnberg – mit viel Geschichte und einigen kuriosen Fakten.

 Nürnbergs Manuel Schäffler im Zweikampf mit Fortunas Christoph Klarer.

Nürnbergs Manuel Schäffler im Zweikampf mit Fortunas Christoph Klarer.

Foto: imago images/Zink/Sportfoto Zink / Daniel Marr via www.imago-images.de

Spiele der Fortuna beim 1. FC Nürnberg hatten über Jahre hinweg irgendwie ihren Reiz verloren. Wie so oft im Leben gibt es aber auch dafür einen Grund. In diesem Fall ist er recht simpel und einleuchtend: Sowohl in Liga- als auch in Pokalspielen der beiden Altmeister auf fränkischem Boden hagelte es reihenweise Niederlagen für den Turn- und Sportverein von 1895.

Es ist wie verhext, aber Fortuna hat in Nürnberg tatsächlich noch nie einen Sieg im Pokal oder in der Bundesliga errungen. Dabei gab es in der Vergangenheit gleich zwei triftige Gründe, sich immer und immer wieder am Club „rächen“ zu wollen. Denn glaubt man den Gazetten früherer Tage, könnte Fortuna zwei weitere Titel ihr eigen nennen, wenn Fußballspiele nicht nur nach dem nackten Ergebnis, sondern nach Leistung gewertet würden. Sowohl am 21. Juni 1936, im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, als auch am 29. August 1962 im DFB-Pokal-Endspiel soll es sich bei Fortuna um das bessere Team gehandelt haben. Der Sieger kam allerdings in beiden Fällen aus Mittelfranken. Die Düsseldorfer verloren beide Endspiele unglücklich mit 1:2 nach Verlängerung.

Face-to-Face-Vergleich Liest der Fortuna-Fan die nackten Zahlen, so dürfte ihm schwarz vor Augen werden. Insgesamt kreuzten die Düsseldorfer 28 Mal in ihrer Vereinsgeschichte beim 1. FC Nürnberg auf. Dabei gewann Fortuna lediglich sechs Mal, vier Mal ergatterten die Flingerner zumindest einen Punkt, und 18 Mal fuhren sie geschlagen zurück ins Rheinland. Dazu kommen zwei bittere Finalniederlagen auf neutralem Boden. Auch das Torverhältnis verheißt natürlich nichts Gutes: miserable 36:61 Treffer stehen aus Düsseldorfer Sicht zu Buche. Alles in allem könnte der reisewillige Fortuna-Fan also auf den Gedanken kommen, sich die knapp 480 Kilometer über die A3 zum Auswärtsauftritt der Rot-Weißen zu schenken. Doch bei näherer Betrachtung könnte es zu einem Sinneswandel kommen.

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Foto: Frederic Scheidemann

Seitenwechsler Die Zahl derer, die den direkten Weg von Fortuna nach Nürnberg oder umgekehrt nahmen, ist recht übersichtlich. Lediglich auf vier Spieler in den langen Geschichten der beiden Traditionsvereine trifft dies zu. Zwei dieser Wechsel hatten es aber in sich. Gleich der erste Transfer war ein Paukenschlag. 1928 wechselte in Georg Hochgesang ein Mann an den Rhein, der maßgeblich am Aufschwung der Fortuna und am Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1933 beteiligt war. Dass der dreimalige Deutsche Meister und Nationalspieler aus Nürnberg zur Fortuna wechselte, hielten viele zunächst für eine Zeitungsente. Doch der gebürtige Franke kam (sah und siegte) tatsächlich nach Düsseldorf, streifte sich sechs Jahre lang das rot-weiße Trikot über und stand in mehr als 230 Partien für Fortuna auf dem Platz.

Der „Club“ angelte sich dagegen über die Jahre gleich drei Fortunen. 2014 lieh der FCN Cristian Ramírez aus, zuvor griff er bereits 1976 bei Stürmer Detlev Szymanek zu. Der bekannteste Fortune, der an die Noris wechselte, ist allerdings Ralf Dusend. Nach Fortunas zweitem Bundesliga-Abstieg 1987 wechselte er nach 437 Einsätzen für die Flingerner die Seiten. Auf den Trainerbänken der heutigen Kontrahenten nahmen in Kuno Klötzer, der in Düsseldorf erfolgreicher arbeitete, und Heinz Höher (mehr Erfolg in Nürnberg) ebenfalls zwei bekannte Namen Platz.

Spiel der Spiele Sicherlich war der Gewinn der Zweitligameisterschaft 2018, als Fortuna dem „Club“ die Party verdarb und nach einem 0:2-Rückstand die Felge vom silbernen Tablett stibitzte, ein ganz besonderes Spiel. Kaan Ayhan köpfte in der Schlussminute den Siegtreffer zum 3:2. Doch noch viel wichtiger war der Erfolg im zweiten Spiel der Aufstiegsrunde 1971. Am 30. Mai versteinerte es 75.000 Fans im ausverkauften städtischen Stadion zu Nürnberg die Miene, als Fortuna durch Tore von Dieter Herzog (15.) und Robert Begerau (42.) bereits zur Halbzeit den Auswärtssieg perfekt gemacht hatte. Dieser doppelte Punktgewinn ebnete den Weg zur Rückkehr ins Oberhaus.

Was Hoffnung macht Dem aufmerksamen Leser könnte es bereits aufgefallen sein: Fehlt da nicht ein wichtiges Detail im Face-to-Face-Vergleich? Denn rollt der Mannschaftsbus der Fortuna in Zweitligazeiten im Max-Morlock-Stadion ein, so fährt er gerne vollgepackt mit Punkten im Gepäck zurück gen Heimat. In sieben gemeinsamen Zweitligajahren siegten die Rot-Weißen gleich vier Mal beim FCN, ein Mal reichte es zumindest zu einem Punktgewinn. Ergo: So schwarz die Serie in der Bundesliga auch war, so golden könnte sie im Unterhaus werden...

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