Fortuna Düsseldorf Das Ende eines Missverständnisses

Düsseldorf · Zweitligist Fortuna Düsseldorf und Sportvorstand Helmut Schulte gehen getrennte Wege. Der Hauptgrund dafür war, dass Schulte den Verein wie ein Unternehmen führen wollte – und das ist Fortuna nicht.

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Foto: rpo, Falk Janning

Zweitligist Fortuna Düsseldorf und Sportvorstand Helmut Schulte gehen getrennte Wege. Der Hauptgrund dafür war, dass Schulte den Verein wie ein Unternehmen führen wollte — und das ist Fortuna nicht.

Vor einigen Wochen noch passte kein Blatt Papier zwischen Dirk Kall und Helmut Schulte. Die beiden Vorstandsmitglieder Fortunas suchten gemeinsam den neuen Cheftrainer und traten in fast allen Fragen als Einheit auf — oftmals zum Leidwesen von Finanzchef Paul Jäger, der längst nicht immer einer Meinung mit den beiden war.

All das ist jetzt Vergangenheit. Zunächst rückte Kall von Schulte ab, und wenig später zog der Aufsichtsrat endgültig einen Schlussstrich. Das neunköpfige Kontrollgremium unter der Leitung von Marcel Kronenberg stellte den 57-jährigen Manager frei und sorgte damit für das Ende eines Missverständnisses. Denn Schulte, der im Januar 2014 die Nachfolge Wolf Werners als Sportvorstand angetreten hatte, wollte Fortuna wie ein Unternehmen führen - und das gelingt in diesem hoch emotionalen Verein nicht.

Zum Beispiel trennte sich Schulte (allerdings in Absprache mit seinen Vorstandskollegen) von mehreren Fortuna-Urgesteinen, Ex-Kapitän Andreas Lambertz, Co-Trainer Uwe Klein sowie aus der Scouting-Abteilung Ilja Ludenberg und Goran Vucic. Zudem erteilte er der medizinischen Abteilung aus unerfindlichen Gründen das Verbot, Diagnosen zu veröffentlichen. Auf offiziellem Wege kamen dann verharmlosende Informationen heraus, die etwa bei Christian Gartner und Christopher Avevor zu falschen, zu kurz angesetzten Ausfallzeiten führten.

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Foto: Christof Wolff

Internen Warnungen ob dieses Kurses erteilte er nach RP-Informationen eine Absage, ignorierte auch gut gemeinte Hinweise auf Grüppchenbildung in der Mannschaft. Eine solche, eher kühle Politik kann Erfolg haben, auch bei einem Verein, der auf seine Volksnähe und seine Traditionen so stolz ist wie Fortuna. Stellt sich der Erfolg jedoch nicht ein, hat der Urheber dieser Politik ein Problem. Genau das ist Schulte, der seinen Kurs fraglos nach bestem Wissen und Gewissen eingeschlagen hatte, nun passiert.

Fraglich ist jedoch, ob Kalls Distanzierung von Schulte seine eigene Position bei den Aufsichtsrats-Mitgliedern so weit gesichert hat, dass er nicht doch noch selbst Gefahr läuft, abgelöst zu werden. Der Vorsitzende konnte sich zwar stets auf die Unterstützung wichtiger Leute im Gremium verlassen, geriet aber angesichts der jüngsten Pleitenserie und der unpopulären Personalentscheidungen bei den Anhängern wegen seiner engen Bindung an Schulte ebenfalls unter Druck. Die Stimmung im Kontrollgremium ist dem Vernehmen nach wegen der Krisenlage im Verein sogar so weit gekippt, dass jedes einzelne Vorstandsmitglied — also auch Jäger und Sven Mühlenbeck — auf den Prüfstand gestellt werden soll.

Das ist Helmut Schulte
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Für Kall ist das nicht ungefährlich, denn in Sachen Kommunikation, die er sich besonders auf die Fahne geschrieben hat, ist bei Fortuna zuletzt enorm viel schief gelaufen. Zudem sind sich längst nicht alle Aufsichtsrats-Mitglieder sicher, ob Jäger und Kall effizient zusammenarbeiten können. Das Vertrauen in den Vorstand ist gesunken. Gut möglich, dass der künftige Sportdirektor, der zur neuen Saison sicherlich gesucht wird, gar nicht mehr diesem Gremium angehören, sondern ihm wie früher unterstellt wird.

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(RP)
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