Einsatz für wohltätige Zwecke Was Fortunas Ultras gerade machen

Analyse | Düsseldorf · Mit Beginn der Geisterspiele im deutschen Fußball haben die Ultras die Saison für sich für beendet erklärt. Auch bei Fortuna. Doch im Hintergrund sind sie weiter aktiv – und engagieren sich aktuell für gleich zwei wohltätige Dinge. Wie man die Aktionen unterstützen kann.

Botschaften von Fortunas Ultras im Stadtgebiet.

Botschaften von Fortunas Ultras im Stadtgebiet.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Die Ultras werden geliebt und gehasst. Wer sich einer Diskussion über die Fanszene entledigen will, der stempelt sie einfach als Krawallmacher ab und verteufelt sie.  Außer sie stellen eine Choreografie auf die Beine oder engagieren sich mal wieder sozial, dann werden sie kurzfristig vom Rest der Fans geduldet und punktuell sogar gefeiert. Es wäre schlicht ungerecht, die Ultras nur in eine Schublade zu stecken, auch wenn sie viel dafür tun, indem sie sich einer öffentlichen Diskussion in der Regel nicht stellen. Miteinander reden ist schließlich immer auch die Chance, einander zu verstehen.

Seit der deutsche Fußball sich nach dem ersten Corona-Lockdown für einen Re-Start im Mai entschieden hatte, haben die Ultras daraus die Konsequenzen gezogen. „Mit der Wiederaufnahme des Spieltags ist die Saison für uns als Ultras Düsseldorf beendet“, hieß es in einer Stellungnahme. Dabei ist es bis heute geblieben. Geisterspiele seien im Sinne einer zunehmenden Kommerzialisierung „der bisherige Höhepunkt dieser Entwicklung“.

In ihrem damaligen Schreiben erklärten sie, dass gerade die gemeinsamen Erlebnisse und Erinnerungen in der 125-jährigen Vereinsgeschichte den Mythos Fortuna ausmachten: „Wenn wir den modernen Fußball kritisieren, dann kritisieren wir den Umstand, dass das glattgebügelte Event Stück für Stück neue Erinnerungen verhindert. Und uns im Gegenzug Investoren, Montagsspiele und Dauerwerbung auf dem Silbertablett präsentiert.“

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Ultras sind dennoch hinter den Kulissen aktiv. Und sie engagieren sich auch weiter für ihren Verein und ihre Stadt – aktuell mit zwei Aktionen. „Zum einen haben wir auch in diesem Jahr wieder einen Kurvenkalender erstellt, den ihr von nun an erwerben könnt. Bereits in den letzten drei Jahren konnte durch den Kalenderverkauf verschiedensten karitativen Institutionen innerhalb Düsseldorfs geholfen werden. In diesem Jahr kommt der komplette Erlös der Stiftung Kinderhilfezentrum und der Frauenberatungsstelle Düsseldorf e.V. zugute“, heißt es auf der Homepage. Kostenpunkt: sieben Euro plus gegebenenfalls eine Spende. Zu kaufen gibt es den Kalender an einigen ausgewählten Orten im Stadgebiet und auch per Versand. Wo und wie man ihn kaufen kann, haben die Ultras hier aufgeschrieben.

Und auch für eine zweite Sache setzen sich die Ultras in diesen Tagen ein: den Gute Nacht Bus Düsseldorf. „Die Tage werden kürzer, die Nächte immer kälter und die Bedingungen für die Menschen in unserer Stadt, die auf der Straße leben, werden immer beschissener. Dazu kommt natürlich die Corona-Situation. Den Mädels und Jongens auf der Straße steht eine harte Zeit bevor. Der Gute Nacht Bus leistet bei der Versorgung von Obdachlosen schon seit Jahren wichtige Arbeit. Dabei ist er immer auf finanzielle Hilfe und Sachspenden angewiesen.

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Ihr könnt euch auf zwei Arten engagieren:

  1. Der Gute Nacht Bus benötigt für Obdachlose in unserer Stadt dringend Zelte, Schlafsäcke, Decken, Isomatten und Winterkleidung. Wir werden an den hier aufgeführten Stellen in der Stadt Sammelstellen einrichten und hoffen auf zahlreiche gut erhaltene oder neue Utensilien.
  2. Selbstverständlich könnt ihr den Gute Nacht Bus auch finanziell unterstützen. Nutzt dazu bitte folgendes Konto und gebt im Betreff „Fortunen helfen“ an:

vision:teilen e.V. | Stadtsparkasse Düsseldorf

IBAN: DE42 3005 0110 0010 1790 26

BIC: DUSSDEDDXXX

Wie viele andere, so wünschen sich auch die Ultras endlich wieder Normalität. Bis dahin wollen sie ihren Teil der Verantwortung tragen und das beste Mittel im Kampf gegen das Virus einsetzen: Vernunft. Sie schreiben in ihrer Stellungnahme von Mai: „Leider ist es notwendig darauf hinzuweisen, dass wir weder öffentliche noch interne Treffen für die Spiele veranstalten, keine Pappkameraden im Stadion aufstellen oder andere Aktionen organisieren, die den Geisterspielen einen Anstrich des fußballerischen Normalzustands verleihen. Sicherlich wäre es ein Leichtes, den Protest vor oder in das Stadion zu bringen. Doch als Ultras tragen wir nicht nur Verantwortung, sondern auch gesamtgesellschaftliche Solidarität mit. Solidarität, die wir ernstnehmen und die uns wichtig ist. Insbesondere gegenüber denjenigen, die davon abhängig sind, dass sich das Coronavirus nicht noch stärker verbreitet, weil sie besonders gefährdet sind.“ Und weiter: „Deshalb fordern wir euch dazu auf, nicht vor das Stadion zu kommen oder zu öffentlichen Treffpunkten aufzurufen. Ob ihr die gleiche Konsequenz aus der Situation zieht, bleibt euch natürlich offen. Durch den Abbruch der Saison hätten wir allerdings Zeit. Zeit, die wir in Überlegungen stecken können, wie wir reagieren, wenn die Stadiontore wieder für alle Menschen geöffnet sind.“

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