Fortuna-Trainer zieht Zwischenbilanz der Vorbereitung Funkel schürt den Konkurrenzkampf

Zum Abschluss des Trainingslagers in Österreich zieht Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel eine Zwischenbilanz der Vorbereitung. Dabei sagt er deutlich: „Mit einigen Spielern bin ich gar nicht zufrieden.“

 Ansprache vom Chef: Friedhelm Funkel im Trainingslager in Maria Alm.

Ansprache vom Chef: Friedhelm Funkel im Trainingslager in Maria Alm.

Foto: Christof Wolff

Mit einem knallharten Laufprogramm hat Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf sein Trainingslager im österreichischen Pinzgau beendet. Es war bereits das zweite Vorbereitungscamp nach zuvor einer Woche im Westerwald. Bevor seine Mannschaft nun in eine fünftägige Verschnaufpause geht, zog Trainer Friedhelm Funkel noch in Österreich Bilanz. Grundsätzlich sei er zufrieden, versicherte er, übte im Detail jedoch Kritik an seinem Personal in der aktuellen Phase. Der Chefcoach über …

… die Fitness seiner Spieler: „Wir sind noch lange nicht bei hundert Prozent. Und wenn wir solche Fehler wie zuletzt in den Testspielen machen, als wir die Bälle teilweise nach Einwürfen verloren, dann klingelt es in der Bundesliga. Wenn wir mit drei Mann auf einen Gegenspieler gehen, dann müssen wir den Ball auch auf jeden Fall bekommen. Und wenn nicht, muss der Spielfluss unterbrochen werden. Da waren wir viel zu zögerlich, das ist einfach amateurhaft.“

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Der erfahrene Funkel wählt bewusst harte Worte, um seine Spieler rechtzeitig aufzuwecken. Ganz so schlecht, wie der Coach das Zweikampfverhalten gegen den FC Watford (1:3) und Saudi-Arabiens Meister Al-Hilal Riad (2:0) darstellte, war es nicht – aber der 64-Jährige weiß genau, dass sein Team für die Bundesliga noch eine Schippe drauflegen muss und provoziert es entsprechend.

… seine potentielle Startelf: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist niemand gesetzt. Zur Torhüterfrage: kein Kommentar.“

Funkel will den Konkurrenzkampf so lange wie irgend möglich offen halten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass einzelne Akteure ihren Stammplatz ziemlich sicher haben, beispielsweise die Innenverteidiger Andre Hoffmann und Kaan Ayhan. Würde er das aber öffentlich zugeben, drohte die Gefahr sinkenden Engagements. Der Wettkampf ums Fortuna-Tor dagegen ist tatsächlich völlig offen. Michael Rensing und Raphael Wolf sind beide ausgezeichnete Torhüter, am Ende werden Nuancen entscheiden.

… den Leistungsstand seines Teams: „Mit einigen Spielern bin ich noch gar nicht zufrieden, und das sage ich ihnen intern auch deutlich. Aber sie haben noch Zeit, sich zu verbessern.“

Auch diese Formulierung ist bewusst zugespitzt, aber im Kern absolut ernst gemeint. Funkel lässt durchblicken, dass gerade einige etablierte Profis noch nicht auf dem Stand sind, den er sich vier Wochen vor dem Ligastart von ihnen erhofft hat. Dass der erfahrene Trainer diese Kritik öffentlich äußert, ist ein ganz bewusster Weckruf.

… seine Erwartungen: „Egal, wie ein Spieler heißt: Wer in der Rückwärtsbewegung nicht richtig arbeitet, spielt nicht. Wir müssen in der Bundesliga mehr laufen als in der vergangenen Saison – und wer dazu nicht bereit ist, der spielt nicht. Egal, welchen Namen er hat.“

Funkel legt die Messlatte gerade in der Defensivarbeit hoch, weil er genau weiß, dass der Aufsteiger rein spielerisch und erst recht in Sachen Erfahrung den meisten Gegnern unterlegen sein wird. Dazu passt auch sein Zitat: „Nur weil einer meiner Leute zehnmal in der Bundesliga gespielt hat, hat er noch lange keine Bundesliga-Erfahrung. Die hat er erst, wenn er 50 Spiele dort gemacht hat.“ Fortunas Chance liegt darin, bissig zu sein und mehr Laufbereitschaft zu zeigen als die Gegner. Nur so und durch ihren großen Teamgeist, den gemeinsame Abwehrarbeit stärkt, können die Düsseldorfer ihr Ziel Klassenerhalt erreichen.

… den Kampf um Fortunas ehemaligen Leihspieler Takashi Usami: „Wir werden weiter mit dem FC Augsburg sprechen. Wenn Taka dort nur auf der Tribüne sitzt, hilft das keinem. Ich möchte ihn gern sogar um jeden Preis haben, aber das kann Fortuna sich nicht leisten. Wenn es nicht klappt, kann ich es auch nicht ändern.“

… den Endspurt der Vorbereitung: „Wir machen jetzt fünf Tage Pause, danach werden wir am Sprinttempo und an der Aggressivität arbeiten. Zu unserer Saisoneröffnung am 4. August gegen den AC Florenz wollen wir frisch sein, das ist ein echter Gradmesser. Generell können wir in nur einem Spiel gegen jeden Gegner bestehen. Die große Frage ist: Wie schnell können wir uns an den Bundesliga-Rhythmus gewöhnen und Woche für Woche Erstliga-Niveau zeigen?“

Der Trainer bringt es auf den Punkt: Fortuna hat in Florian Neuhaus, Genki Haraguchi und Usami drei entscheidende Säulen des Aufstiegs verloren. Von der Integration und der Qualität der Zugänge wie etwa Zweitliga-Toptorjäger Marvin Ducksch, Aymen Barkok oder Alfredo Morales wird abhängen, ob die Düsseldorfer der unangenehme Kontrahent für fast jeden Bundesligisten werden können, wie sie es anstreben. Was seinen Spielern an Erfahrung fehlt, hat der 64-jährige Trainer massenhaft. Wenn er ihnen das Maßgebliche davon vermitteln kann, wäre ein wichtiger Schritt bereits gemacht.

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