Aufsteiger Fortuna Düsseldorf Schnell in sicheres Fahrwasser

Maria Alm · Die Fortuna verbringt ihr Sommertrainingslager in Österreich bei bester Laune. Dass viele den Bundesliga-Aufsteiger als Absteiger Nummer eins handeln, stachelt das Team von Trainer Friedhelm Funkel eher an.

 Volle Kraft voraus! Die Fortuna-Profis (v.l.) Maduka Okoye, Robin Bormuth, Michael Rensing, Anderson Lucoqui und Pressesprecher Kai Niemann haben sichtlich Spaß beim River-Rafting auf dem Würmbach im österreichischen Maria Alm .

Volle Kraft voraus! Die Fortuna-Profis (v.l.) Maduka Okoye, Robin Bormuth, Michael Rensing, Anderson Lucoqui und Pressesprecher Kai Niemann haben sichtlich Spaß beim River-Rafting auf dem Würmbach im österreichischen Maria Alm .

Foto: Christof Wolff

Die Stimmung steigt am Steinernen Meer. Dort oben in 800 Meter Höhe im österreichischen Pinzgau, wo Fortuna Düsseldorf noch bis Freitag ihr Sommertrainingslager verbringt, zog zwar gerade ein heftiges Regengebiet durch. Viel wichtiger ist Trainer Friedhelm Funkel jedoch, dass sich sein Lazarett langsam zu lichten beginnt. Es war ja auch beinahe schon grotesk, was sich in den zurückliegenden drei Wochen seit dem Vorbereitungsstart alles an Hiobsbotschaften einstellte. Zuerst legte ein Magen-Darm-Virus im ersten Trainingslager im Westerwald fast ein Drittel des Kaders inklusive dem Chefcoach flach, dann reihte sich eine Verletzung an die andere.

Inzwischen kann Routinier Adam Bodzek nach seinem im Testspiel gegen Eisbachtal erlittenen Rippenbruch zumindest wieder alle Lauf- und Sprinteinheiten mitmachen, Kapitän Oliver Fink trotz Waden- und Achillessehnenproblemen um den Platz laufen und Zugang Aymen Barkok nach abklingender Innenbanddehnung im Knie vorsichtig Kontakt zum Lauftraining aufnehmen. Außenstürmer Benito Raman ist nach überstandenem Muskelfaserriss sogar schon so weit, dass er wieder alle Übungen voll durchziehen kann. Es wird personell also wieder bei den Düsseldorfern, und das ist für den Klub, den viele selbst ernannte Experten neben Mitaufsteiger 1. FC Nürnberg als Absteiger Nummer eins handeln, geradezu lebenswichtig. Denn weitere große Sprünge auf dem Transfermarkt sind angesichts des schmalen 30-Millionen-Euro-Etats nicht möglich.

In einer solchen Situation seien eben Ideen gefragt, um den Verein langfristig in der Bundesliga zu etablieren, meint der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer: „Wir müssen unheimlich kreativ sein. Was andere Klubs mit finanziellen Mitteln erreichen, müssen wir durch Ideen tun. Es geht darum, gut und ausdauernd zu verhandeln – und zu überzeugen.“ Dies gelte nicht nur für Spielerverpflichtungen, dort aber ganz besonders. „Wir sind eben ein Aufsteiger, der alles zusammenkratzt, was er kann“, sagt der Vorstandschef mit einem Augenzwinkern. Deshalb verweist er auch Gerüchte ins Reich der Fabel, Schalkes ausgemusterter Weltmeister Benedikt Höwedes sei ein Kandidat: „Er ist allein schon deshalb kein Thema, weil er unser Gehaltsgefüge vollkommen sprengen würde.“

Nein, Fortunas Weg führt über ein sehr gutes Scouting, das Klassespieler entdeckt, bevor sie bekannt werden. Deshalb erhielten die früheren Schalker Jugendspieler Marcel Sobottka und Kaan Ayhan ebenso langfristige Verträge wie die Angreifer Raman (Belgien/23) und Davor Lovren (Kroatien/19). Das nächste Nachwuchstalent im Kader ist nun Außenstürmer Dodi Lukebakio. Der 20-jährige Belgier absolvierte ein komplettes Trainingslager mit dem FC Watford in Tirol, wechselte nun auf Leihbasis für ein Jahr zu Fortuna, mit der er im Pinzgau vier weitere Trainingslager-Tage abspult. Zur Eingewöhnung ging es am Montagnachmittag gleich auf eine Rafting-Tour mit den neuen Kollegen – Teambuilding im Wildwasser.

Finanziell strecken sich die Düsseldorfer bis zur Decke, aber eben nicht darüber hinaus. „Wir machen keine Schulden“, versichert Schäfer, der das Team ein paar Tage in Maria Alm besucht, „aber wir investieren alles in den Klassenerhalt. Wir bilden keine Rücklagen für den Fall, dass wir eventuell doch wieder in die zweite Liga zurückkehren müssen.“ Diesen Fall hat der Aufsteiger ohnehin nicht auf der Agenda. „Natürlich bräche hier nicht alles zusammen, falls es doch nicht klappt. Aber wir wollen drinbleiben, darauf ist alles ausgerichtet“, betont der Vorstandsvorsitzende. „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Deshalb traut er sich und seinen Mitstreitern auch zu, die drei, vier Jahre im Oberhaus durchzuhalten, die es seiner Meinung nach braucht, um ein etablierter Erstligist zu werden.

Dass das viele in der Fußballszene nicht so sehen, werten die Düsseldorfer unterschiedlich, eingeschüchtert fühlt sich allerdings niemand. „Irgendwie ist es doch normal, dass du als Aufsteiger auch als Absteiger gehandelt wirst“, sagt der erfahrene Torhüter Michael Rensing achselzuckend. „Das war in der Vergangenheit immer so. Mir ist das ziemlich egal.“ Sein neuer Teamkollege Matthias Zimmermann, erst vor wenigen Tagen vom VfB Stuttgart gekommen und als junger Kerl mal für Borussia Mönchengladbach aktiv, sieht das etwas anders. „Absteiger Nummer eins? Das finde ich geil“, kommentiert der Rechtsverteidiger mit einem breiten Grinsen. „In der Rolle fühle ich mich wohl. Das ist eine große Motivation für den ganzen Verein.“ Als ob Fortuna die nach fünf Jahren Bundesliga-Abstinenz überhaupt noch nötig gehabt hätte.

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