Düsseldorfs Neu-Profi Wie Fortunas Uchino den Putzdrang von Japans Fans erklärt

Düsseldorf · Auch im WM-Spiel gegen Deutschland war es zu sehen: Bevor Japans Fans ihren Stadionblock verlassen, reinigen sie diesen gründlich. Woran das liegt und warum er sich nicht uneingeschränkt über den Sieg seiner Landsleute gegen die DFB-Auswahl freuen kann, berichtet Fortunas Neu-Profi Takashi Uchino.

Fortuna Düsseldorf: So hat sich Ao Tanaka mit Japan bei der WM​ 2022 in Katar geschlagen
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So hat sich Ao Tanaka mit Japan bei der WM geschlagen

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Foto: dpa/Robert Michael

Takashi Uchino verlässt den Trainingsplatz im Arena-Sportpark strahlend – und das, obwohl er eine ganze Menge Übungs-Utensilien von Hütchen bis Slalomstangen schleppen muss. Nun wäre es ja durchaus naheliegend, die gute Laune des Außenverteidigers auf den 2:1-Sieg Japans im WM-Gruppenspiel gegen Deutschland zurückzuführen: Schließlich ist Uchino nicht nur seit Ende Oktober Neu-Profi bei Fortuna, sondern auch U21-Nationalspieler seines Heimatlandes, und obendrein stand sein Teamkollege und Freund Ao Tanaka in der Startformation Japans. Ganz so einfach ist die Sachlage allerdings nicht.

„Natürlich habe ich mich schon über den Sieg Japans gefreut, vor allem für Ao“, sagt der 21-Jährige – übrigens in ausgezeichnetem Deutsch. „Ich bin ja schließlich Japaner. Aber es war für mich schon ein besonderes Spiel, weil ich seit vier Jahren in Deutschland lebe und Fußball spiele. Und in der ersten Halbzeit war die deutsche Mannschaft fußballerisch klar besser. Japan hatte eigentlich gar keine Chance – aber ich weiß nicht, was dann passiert ist. Mit einem Fehler war es für Deutschland gleich verloren. Was ich daraus gelernt habe: In Topspielen entscheiden immer Kleinigkeiten.“

Eine sehr freundliche Sichtweise auf die DFB-Auswahl, die in den Analysen hierzulande in aller Regel schlechter wegkam. Aber Uchino ist eben ein freundlicher Mensch – in dieser Hinsicht wird er dem positiven Klischee, das seinen Landsleuten anhaftet, durchaus gerecht. Aber wenn er schon die Berechtigung des Ergebnisses anzweifelt – für Tanaka wird er sich doch wenigstens richtig gefreut haben?

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Fortunas Hinrundenrangliste von Fans und Redaktion

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

„Ich habe nach dem Spiel mit ihm sprechen können“, berichtet Uchino. „Ao war richtig gut drauf, hat sich super gefühlt. Es war zwar nicht optimal für ihn, dass Ritsu Doan den Ausgleich machte, kurz nachdem er für Ao eingewechselt wurde. Aber Japan ist ein Team, da hat sich Ao genauso mitgefreut.“ Und dann natürlich auch Uchino mit seinem Freund Tanaka.

Doch wenn man schon einmal die Gelegenheit hat, mit einem japanischen Fußballprofi über die WM zu sprechen, dann drängt sich doch eine weitere Frage auf: Warum räumen japanische Fans eigentlich grundsätzlich ihren Stadionblock komplett auf, bevor sie diesen nach dem Abpfiff verlassen? Auch bei der Partie in Katar war das wieder zu beobachten.

Die Heimatklubs der Fortuna-Profis
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Foto: Moritz Mueller

„Das lernen wir in Japan schon sehr früh“, erklärt Uchino mit einem Lächeln. „Schon in der Schule müssen wir immer alles ganz sauber hinterlassen. Und auch in den Fußballmannschaften wird darauf geachtet! Egal, ob nach Auswärts- oder Heimspielen, man muss seine Kabine immer selbst saubermachen, bevor man sie verlässt. Ich denke, das ist eine gute Kultur in Japan. Für uns ist das ganz normal: Wenn ich Müll produziere, muss ich ihn auch wegräumen.“

Das sei übrigens bei Fortunas Japanern nicht anders, ergänzt er augenzwinkernd. „Wir müssen die Kabine hier zwar eigentlich nicht selbst reinigen, aber Ao, Shinta Appelkamp und ich machen es trotzdem“, berichtet Uchino. „Manche Spieler lassen ihre Flasche nach dem Austrinken schon einmal stehen. Aber bei Shinta ist immer alles sauber, und bei Ao und mir auch.“

Der Putzdrang gehe dann aber doch nicht so weit, dass das asiatische Trio hinter den in Europa sozialisierten Kollegen herräume, fügt er noch lachend an: „Nein, das machen wir dann doch nicht.“ Das wäre ja dann auch fast schon so, als hätten Japans Fans nach dem WM-Spiel auch noch den deutschen Block gefegt.

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