Analyse Neuer Sportvorstand verändert Machtgefüge bei Fortuna

Düsseldorf · Fortuna präsentiert noch in diesem Jahr einen neuen starken Mann in der sportlichen Führung. Diese Personalie ist mit großer Hoffnung verknüpft, birgt aber auch Gefahren. Spannend wird sein, wie sich der neue Sportvorstand ins Gebilde einfügt.

Die Karrierestationen des Lutz Pfannenstiel
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Die Karrierestationen des Lutz Pfannenstiel

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Foto: picture-alliance/ dpa

Alles hat seinen Anfang im Mai 2016. Damals gibt Fortunas Vorstandsboss Robert Schäfer die einvernehmliche Trennung von Sportdirektor Rachid Azzouzi bekannt. Der Verein will seinen eigenen Weg gehen. Dazu soll ein anderer, ein passenderer sportlicher Leiter gefunden werden. Die Suche beginnt. Seither ist auf Nachfragen bei Aufsichtsratschef Reinhold Ernst oder bei Robert Schäfer allerdings stets die gleichlautende Antwort zu hören: „Wir halten die Augen offen. Sobald es etwas zu verkünden gibt, werden wir das tun.“

Nun ist es bald soweit: Die lange Suche hat ein Ende. Nach Informationen unserer Redaktion wird der neue Mann noch vor der Winterpause vorgestellt und wird als Sportvorstand die alleinige Verantwortung im sportlichen Bereich übernehmen. Noch verhandelt Fortuna mit mehreren Managern, doch der Wunschkandidat scheint gefunden: Lutz Pfannenstiel. Den Weltenbummler und international vernetzten Scout von Bundesliga-Konkurrent TSG Hoffenheim. Eine spannende Personalie, die niemand kommentieren will. Noch spannender sind ohnehin andere Fragen: Wie wird der Neue angenommen? Wie wird er sich einordnen? Wird er mit Macht machen oder mitmachen?

Es gibt mehrere Gründe, warum die Suche so lange gedauert hat. Einer ist die wirtschaftliche Aufstellung im Rahmen der Philosophie des Vereins. Bei Fortuna werden kleine Brötchen gebacken – ohne Großinvestor. Das schlägt sich sowohl auf dem Gehaltsscheck des sportlichen Leiters als auch in der Geldbörse nieder, mit der er auf Shoppingtour gehen darf. Solche Voraussetzungen engen den Kandidatenkreis ein.

Ein anderer – wohl noch gewichtigerer – Grund ist das spezielle Organigramm bei Fortuna. Auf Vorstandsebene gibt es bisher drei Personen: Sven Mühlenbeck, der sich ausschließlich um den Bereich Organisation und Spielbetrieb kümmert. Erich Rutemöller, der als ehrenamtlicher Sportvorstand agiert. Und Schäfer als umtriebiger Vorsitzender.

Rutemöller füllt dabei aber nicht die klassische Rolle eines hauptamtlichen Sportvorstands aus, ist eher in beratender Funktion tätig. Die Verhandlungen führen andere. Hauptsächlich Schäfer. Die wichtigsten Beteiligten bei Spielertransfers sind aber bisher eine Ebene darunter angesiedelt: In der Scouting-Abteilung. Chefscout und Kaderplaner Uwe Klein sowie Robert Palikuca, Manager der Lizenzmannschaft, und Scout Goran Vucic gelten als nahezu unsichtbare Macher im Hintergrund.

Da diese Konstellation den Verein seit 2016 vom Abstiegskampf der zweiten Liga ins Oberhaus geführt hat, war sich auch der Aufsichtsrat nicht immer einig, ob es sinnvoll ist, überhaupt etwas an den Strukturen zu ändern oder das vorhandene Geld lieber komplett in die Mannschaft zu investieren. Nun wurden die Bemühungen um einen sportlichen Leiter aber noch einmal intensiviert. Auch, weil der neue Mann im Wintertransferfenster mit ein, zwei klugen Schachzügen dafür sorgen soll, dass der Klassenerhalt gelingt.

Es blieb die Frage, wo sich der Neue hierarchisch ins Fortuna-Bild einordnen soll. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der ein oder andere im Aufsichtsrat schon seit längerer Zeit dafür plädierte, Robert Schäfer auf Vorstandsebene ein Regulativ zur Seite zu stellen. Das wiederum gilt – naturgemäß – nicht als Wunschlösung Schäfers, der einen ihm unterstellten Sportdirektor präferiert. Nun steht fest, dass es ein mächtiger Sportvorstand wird, der Schäfer einerseits entlasten, andererseits Kontra geben soll. Sicher ist auch, dass Erich Rutemöller trotzdem weiter im Vorstand bleiben soll – als Elder Statesman.

Klein und Palikuca bekommen somit nun einen Vorgesetzten, der sich profilieren möchte. Diese neue Konstellation wird nur funktionieren, wenn alle Beteiligten mit persönlichen Eitelkeiten sparsam umgehen. Immerhin: Pfannenstiel eilt im zwischenmenschlichen Bereich ein tadelloser Ruf voraus.

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