Kreativität statt Geld Wie Fortuna auf dem internationalen Transfermarkt punkten kann

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf hat finanziell einen erheblichen Wettbewerbsnachteil auf dem Transfermarkt. Deshalb gilt es, kreativer, schneller und leiser als andere zu sein.

 Fortunas Aufsichtsrats-Chef Reinhold Ernst hat den neuen Sportvorstand Lutz Pfannenstiel im Blick.

Fortunas Aufsichtsrats-Chef Reinhold Ernst hat den neuen Sportvorstand Lutz Pfannenstiel im Blick.

Foto: falk janning

Es geht in die heiße Phase der Winter-Transferperiode. Am Donnerstag in einer Woche ist der so genannte Deadline Day. In England wird er geradezu als Festtag unter den Fußballfans gefeiert. Denn in den letzten Stunden des Transferfensters werden Gerüchte zu Wahrheiten – oder eben auch nicht.

Auch Fortuna wird an diesem Pokerspiel teilnehmen, in dem Klubs hoffen, ganz zum Ende den besten Deal für sich herauszuschlagen. In Düsseldorf geht es in erster Linie um die Verpflichtung von Dawid Kownacki von Sampdoria Genua. Der Wechsel des Stürmers könnte sich bis kurz vor Ende der Frist ziehen. Das liegt auch daran, dass Fortuna auf dem Markt mit finanziell weitaus besser gestellten Klubs um die gleichen Spieler buhlt.

Um zu erkennen, wie weit die Schere im internationalen Vergleich auseinandergegangen ist, gibt es viele Zahlenbeispiele. Besonders eklatant ist dabei der Vergleich der Bundesligavereine mit den Klubs aus England, die allein durch die TV-Vermarktung finanziell weit enteilt sind. Und das gilt nicht insbesondere nur für die Topklubs, die sich gerne beschweren, das gilt vor allem für die Vereine dahinter.

Fortuna Düsseldorf flüchtet vor dem Schnee in die Halle
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Fortuna flüchtet vor dem Schnee in die Halle

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In der Saison 2016/17 landete Nottingham Forest auf Platz 21 der Championship, der zweiten englischen Liga. Der Klub gab in dieser Spielzeit laut offiziellen Angaben rund 33,5 Millionen Euro für Spielergehälter aus. Das entspricht in etwa dem Budget, das Fortuna in der aktuellen Saison anpeilt. Der Unterschied: Fortuna spielt in der Bundesliga, ist dort der Klub mit dem kleinsten Etat und möchte sich dennoch mit Spielern verstärken, die helfen, die Klasse zu halten.

So geht Fortuna seit Jahren ihren eigenen Weg. Vor allem Kaderplaner Uwe Klein und seinem Scouting-Team ist es immer wieder gelungen, talentierte Spieler frühzeitig für einen Wechsel zur Fortuna zu begeistern – ganz leise im Hintergrund. Das gelang zunächst auch bei Kownacki.

Doch bevor das Geschäft fix war, wurden diesmal auch andere Klubs auf den 21-jährigen polnischen Nationalstürmer aufmerksam: Finanzstärkere Klubs wie der FC Fulham, der mit dem doppelten Spieleretat im Vergleich zur Fortuna plant oder der VfB Stuttgart, der nach der Ausgliederung in eine Aktiengesellschaft allein in dieser Saison knapp 50 Millionen Euro nur an Ablösesummen gezahlt hat.

Fortuna Düsseldorf: Fortunas Scorerliste 2018/19
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Fortunas Scorerliste 2018/19

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Foto: dpa/Thomas Frey

Fortunas neuer Sportvorstand Lutz Pfannenstiel sitzt nur deshalb noch am Verhandlungstisch, weil Kownacki und sein Berater klar geäußert haben, einen Transfer nach Düsseldorf zu favorisieren.

Im Fortuna-Umfeld sind immer wieder Stimmen zu hören oder zu lesen, die fordern, man solle den Spieler einfach kaufen oder zumindest nicht auf eine Kaufoption verzichten. Diese Wünsche sind aber fernab der Realität. Denn am Pokertisch hat der abgebende Verein in den meisten Fällen das beste Blatt in der Hand, diktiert die Verhandlungen.

Und die können sich dann eben bis zum Deadline Day hinziehen.

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