Fortuna Düsseldorf Fortuna sucht den neuen Tah

Düsseldorf · Bei Fortuna Düsseldorf löst sich im Sommer die Innenverteidigung auf. Der Zweitligist könnte einen talentierten Abwehrspieler gebrauchen. Mit Jonathan Tah und Kevin Akpoguma gelangen in der Vergangenheit zwei Glücksgriffe. Kommt bald wieder ein Jungstar ins Rheinland?

 Früher bei Fortuna, mittlerweile Nationalspieler: Innenverteidiger Jonathan Tah.

Früher bei Fortuna, mittlerweile Nationalspieler: Innenverteidiger Jonathan Tah.

Foto: rpo, Falk Janning

Fortuna ist ein Ausbildungsverein. Das betont Klubboss Robert Schäfer immer wieder. Die Rolle als Durchlauferhitzer für Bundesligisten liegt den Flingernern. Das Talent bringen die Spieler mit, Erfahrung bekommen sie in der Landeshauptstadt. Kommt beides in Einklang, sind die Kicker weg. So war es bei Tah, so wird es bei Akpoguma sein. Eine Hilfe sind die Spieler für eine gewisse Zeit trotzdem.

Als Tah im Sommer 2014 als 18-Jähriger vom Hamburger SV nach Düsseldorf kam, musste er noch viel lernen. Sicherlich besaß er herausragende Fähigkeiten, war technisch stark, robust und trotzdem schnell. Doch der Junioren-Nationalspieler leistete sich auch Schlampigkeiten, spielte manchmal pomadig, musste auf die Spur gebracht werden.

Fortuna gehen im Sommer die Innenverteidiger aus

Fortuna erledigte den befristeten Job für 23 Spiele so gut, dass Tah 2015 gleich die Rückkehr nach Hamburg übersprang und sich Bayer Leverkusen anschloss. Mittlerweile spielt er für Joachim Löw. Und die Düsseldorfer dürfen sich auf die Fahnen schreiben, die Hände im Spiel gehabt zu haben, als ein Nationalverteidiger geformt wurde.

Bei Akpoguma verhält es sich ähnlich. Die TSG Hoffenheim gab ihn für zwei Jahre nach Düsseldorf, im Sommer bekommt sie einen selbstbewussten Abwehrmann zurück, der in die Fußstapfen von Nationalspieler Niklas Süle treten könnte. Da Teamkollege Alexander Madlung möglicherweise seine Karriere beendet, stellt sich die Frage: Wo kommt Ersatz für die Stammkräfte her?

Mit André Hoffmann und Robin Bormuth hat Trainer Friedhelm Funkel zwei entwicklungsfähige Innenverteidiger im Kader. Auch Kaan Ayhan kann in der Abwehrzentrale spielen, doch die Zukunft des Leistungsträgers ist ebenfalls ungewiss. Adam Bodzek wäre nur eine Notlösung, denn den braucht es auf der Sechs. Gökhan Gül (18) ist noch nicht weit genug.

Schalke hat mit Kehrer ein interessantes Talent

Es muss also definitiv Verstärkung her. Vom Profil wäre ein hochveranlagter Jungprofi geeignet, der eine Liga tiefer sofort Führungsspieler sein könnte — und nicht erst lernen muss, indem er Partien von der Bank aus beobachtet. Aber was ist auf dem Markt? Gibt es in der Bundesliga gerade einen Tah oder Akpoguma? Nicht so wirklich.

Natürlich sind da durchaus Spieler mit Potenzial unterwegs, die für einen Transfer infrage kommen würden. Aber sie sind eben keine Verstärkungen auf Knopfdruck. Thilo Kehrer, Absolvent der Schalker Jugendabteilung, wäre so ein Kandidat aus dem erweiterten Kreis.

Fünfmal durfte der U20-Nationalspieler in dieser Saison in der Bundesliga ran, dreimal in der Europa League. Das ist bemerkenswert, aber noch kein Durchbruch. Auf Schalke hat Kehrer Benedikt Höwedes, Naldo, Matija Nastasic und Holger Badstuber vor der Nase. Nach Düsseldorf wäre es für den 20-Jährigen ein Katzensprung, da bietet sich ein Leihgeschäft an.

Was ist mit Friedrich, Torunarigha oder Schulz?

Kehrer wohnte früher übrigens gemeinsam mit Marvin Friedrich im Schalker Internat. Der 21-Jährige Innenverteidiger hat sich im vergangenen Sommer dem FC Augsburg angeschlossen, kommt dort aber nur langsam auf die Beine. Ein Hüftschiefstand macht dem Talent zu schaffen. Ist das die Chance für Fortuna? Durchaus. Friedrich wird von der arena11 sports group beraten, die auch die Fortunen Ihlas Bebou oder Lukas Schmitz unter ihren Fittichen hat.

Zwei weitere Alternativen wären Hertha-Youngster Jordan Torunarigha (19) und der Gladbacher Marvin Schulz (22). Der Berliner feierte Anfang Februar gegen den FC Ingolstadt sein Bundesliga-Debüt. Er ist begabt aber unerfahren, man müsste viel Arbeit reinstecken. Schulz dagegen hat sogar schon 35 Minuten in der Champions League gespielt und kommt in Gladbach nicht wirklich zum Zug. Auch, weil ihn in dieser Spielzeit eine Adduktorenverletzung ausbremst.

Was beim dauerverletzten Hoffmann im Winter funktionierte, den man von Hannover 96 loseiste, könnte auch bei Schulz klappen. Fest steht jedoch: "Jungstar" wäre ein großes Wort für solch einen Spieler. Einen Tah oder Akpoguma wird man wohl vergeblich suchen.

(jado)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort