Irres Angebot an Fortuna Düsseldorfs Stadtdirektor bietet die Arena zum Kauf an

Düsseldorf · Vertreter mehrerer Vereine und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche sind am Dienstag der Einladung der Düsseldorfer Jonges gefolgt, um über die Frage zu diskutieren, wie sich der Sport finanziert. Darunter war auch Fortunas Aufsichtsratschef Björn Borgerding, der im Laufe des Abends ein spektakuläres Angebot erhielt.

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Foto: Frederic Scheidemann

Seine Hand konnte Burkhard Hintzsche nur im übertragenen Sinne ausstrecken. Der Stadtdirektor saß am Dienstagabend auf dem Podium des Henkelsaals zu weit entfernt von Fortunas Aufsichtsratschef Björn Borgerding, um sie ihm tatsächlich zu reichen. Vielleicht war das auch gut so, denn Borgerding wirkte ein wenig überrascht von dem Angebot, das ihm Hintzsche in diesem Moment unterbreitete – und hätte die Geste möglicherweise nicht erwidert. „Wir sind sehr großzügig als Stadt“, betonte Hintzsche. „Und ich sage das ohne politische Beschlusslage: Die Fortuna kann gerne das Stadion erwerben. Wir sind gerne Dienstleister für die Konzerte, die dort stattfinden müssen. Aber dann hat die Fortuna alles selber in der Hand.“

Die Talkrunde, zu der die Düsseldorfer Jonges geladen hatten, war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal etwas mehr als eine Viertelstunde alt – und fast jeder der Teilnehmer auf Betriebstemperatur. Hintzsche sowie Borgerding waren indes keineswegs alleine auf der Bühne. Zwischen ihnen hatten Andreas Preuß (Manager von Borussia Düsseldorf), Harald Wirtz (Geschäftsführer der DEG), Thilo von Tongelen (Vorstandsmitglied der ART Giants) und RP-Chefreporter Gianni Costa, Moderator der Veranstaltung, Platz genommen. Sie diskutierten gemeinsam über die Frage des Abends, die da lautete: „Wie finanziert sich der Sport?“.

Gemünzt auf Fortuna eben nicht durch einen großen Geldgeber, wie Borgerding sofort anmerkte, als Hintzsche seine Offerte ausgesprochen hatte. „Wir haben keinen großen Mäzen hinter uns wie vielleicht der eine oder andere Verein. Oder große Unternehmen wie der VW-Konzern in Wolfsburg oder die Bayer AG in Leverkusen“, antwortete der Aufsichtsratschef. Hintzsche nahm den Ball daraufhin wieder auf: „Schade eigentlich, dass mein Angebot so schnell ausgeschlagen wird“, sagte er zur Erheiterung des gesamten Saales und lachte herzlich. „Aber dann muss ich mich politisch dafür nicht rechtfertigen.“

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Stimmung war hervorragend, doch bei allem Spaß und aller guten Laune sprach aus Borgerding auch ein wenig der Staatsmann. „Wir wollen uns die Dinge selbst erarbeiten“, fügte der 40-Jährige an. „Wir sind ein eingetragener Verein, der sich selbst finanziert. Deswegen müssen wir da einfach ein bisschen sparsamer unterwegs sein und kleinere Schritte gehen, aber dann richtig.“ Gekeimt war die gesamte Szenerie aus einer Frage zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Arena-Sportpark, einem städtischen Gelände, die Hintzsche selbst in seiner Antwort um das immer wieder diskutierte „Thema, die Fortuna in der Arena stärker auch wahrnehmbar zu machen“, erweiterte.

Borgerding hatte zuvor kritisiert, dass der Klub deutlich hinterherhinke, was die Infrastruktur „auf der Geschäftsstelle und beim Profitrakt“ anbelangt. „Nicht nur Erstliga-Vereinen, sondern auch vielen Zweitliga-Vereinen“, sagte er. „Das ist ein Projekt, an dem wir arbeiten – und wo wir natürlich auch auf die Stadt angewiesen sind. Aber da sind wie im sehr guten Austausch. Wir werden uns nicht treiben lassen und gemeinsam gute Entscheidungen treffen.“ Um dann noch einmal zu unterstreichen: „Was die Rahmenbedingungen für unseren Profikader angehen: Das ist nicht mehr zweitligatauglich, teilweise sogar nicht mehr drittligatauglich.“

Mit Lob sparte Borgerding allerdings ebenso wenig. „Auf der Verwaltungsebene haben wir einige Hausaufgaben gemacht. Wir haben aktuell einen Vorstand mit Alex Jobst, Klaus Allofs und Arnd Hovemann, der definitiv Erstliga-Niveau hat“, erzählte er. „Das darf ich als Aufsichtsratsvorsitzender sagen.“ Auch im Jugendbereich sei man durch den Bau des Nachwuchsleistungszentrums, für den sich der 40-Jährige bei der Stadt bedankte, einen sehr großen Schritt gegangen.

„Die ersten Früchte ernten wir auch gerade“, sagte Borgerding. „Wir waren in den Jugendmannschaften sehr erfolgreich unterwegs. Und wir haben eine größere Durchlässigkeit zwischen Jugend und Profis, was mich sehr zufrieden stimmt. Das ist eine tolle Entwicklung, auch verbunden mit Frank Schaefer, der seit einigen Jahren unser NLZ-Leiter ist.“

Am Ende des Abends streckte Hintzsche seine Hand übrigens wieder aus, und dieses Mal hätte Borgerding vermutlich ohne Zögern eingeschlagen. Als der Stadtdirektor prognostizieren sollte, wie die Saison für alle an der Talkrunde beteiligten Vereine enden werde, schloss er mit den Worten: „Und Fortuna steigt ohne Relegation auf.“

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