Vier Teams mit 42 Punkten vorne Aufstiegskampf in der Zweiten Liga so spannend wie nie

Analyse | Düsseldorf · Das Aufstiegsrennen in der Zweiten Liga ist so spannend wie selten zuvor. Gleich vier Teams stehen mit 42 Punkten an der Spitze, dahinter befinden sich noch mindestens zwei Mannschaften in Lauerstellung um den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse.

Bochums Robert Zulj trifft per Elfmeter gegen Hamburgs Torwart Sven Ulreich.

Bochums Robert Zulj trifft per Elfmeter gegen Hamburgs Torwart Sven Ulreich.

Foto: dpa/Christian Charisius

Der Hamburger SV kennt das Spiel eigentlich schon. In den vergangenen Jahren hat der einstige Bundesliga-Dino das Feld in der Zweiten Liga über längere Zeit dominiert, um dann im Endspurt komplett einzubrechen. In der Saison 2018/19 war das so. In der Saison 2019/20 ebenso. Und 2021? Der HSV rangiert nur noch dank der besseren Tordifferenz ganz oben – mit 42 Zählern. Ebenso viele Punkte haben die Spielvereinigung Greuther Fürth, der VfL Bochum und Holstein Kiel.

Enger war das Feld nur in der Spielzeit 2011/12 beisammen, damals hatten gleich fünf Teams nach 22 Partien zwischen 43 und 46 Punkten. Aktuell befinden sich hinter dem Spitzenquartett mit dem Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf (je 36 Punkte) noch zwei Mannschaften in Lauerstellung. „Es ist alles so brutal eng beisammen“, sagt Düsseldorfs Vorstand Klaus Allofs. „Was unsere Rechnung angeht, ist es für uns gut gelaufen. Der Hamburger SV, der Karlsruher SC, davor schon der VfL Bochum – sie alle haben verloren, das wird jetzt nicht jede Woche so sein. Aber wir haben noch alle Möglichkeiten, oben ranzukommen.“

Der Spielplan will es so, dass die vier Klubs an der Spitze zum Teil noch gegeneinander spielen müssen. Am 24. Spieltag kommt es zum Beispiel zu den Paarungen HSV gegen Holstein Kiel und Fürth gegen Bochum. Eine Woche später trifft Bochum auf den HSV – die Kontrahenten werden sich also eine Reihe von Punkten gegenseitig abnehmen. „Da kann noch ganz viel Bewegung reinkommen“, sagt Frank Schmidt, Trainer des FC Heidenheim, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir haben es selbst erlebt, dass wir noch vor einigen Spieltagen deutlich mehr Abstand hatten und jetzt wieder was rangerückt sind. Mal sehen, was oben noch passiert.“

Beim HSV hat der Erfolg einen Namen: Simon Terrodde. Mit 19 Toren aus 22 Spielen ist er so eine Art personifizierte Lebensversicherung der Norddeutschen. Schon drei Mal ist er Torschützenkönig im Unterhaus gewesen. Trainer Daniel Thioune ist naturgemäß darum bemüht, die Last noch auf weitere Schultern zu verteilen. „Sport-Bild“ zitiert ihn mit den Worten: „Sorgen und Ängste helfen uns nicht weiter. Ich kann allen, die es mit dem HSV halten, nur sagen: Wir brauchen Überzeugung und Geduld. Ich habe immer betont, dass es ein Kampf bis zur letzten Patrone wird.“

Allerdings steht auch keine andere Mannschaft so sehr unter Beobachtung und Zugzwang wie der HSV. Trotz enormer finanzieller Mittel ist die Rückkehr in die Bundesliga immer gescheitert. Der Etat ist dadurch auch immer weiter gesunken, fraglich, wie lange der HSV noch Anlauf auf das sportliche Ziel nehmen kann. Denn die Konkurrenz wird nicht weniger.

In diesem Jahr ist schon Düsseldorf dabei, das ebenfalls im Branchenvergleich über durchaus stattliche Mittel verfügt. Gleichwohl hat man in der Landeshauptstadt die Ziele so verklausuliert formuliert, dass man es zwar als herbe Enttäuschung werten würde, wenn der direkte Wiederaufstieg nicht gelänge, man aber dann im zweiten Jahr richtig durchstarten will. Die Chancen sind indes aktuell noch vorhanden.

Bei den Teams davor spielt nicht Geld die entscheidende Rolle. Fürth, Bochum und Kiel haben Mannschaften zusammen, die miteinander gewachsen sind. Die sich Stück für Stück nach oben geschoben haben und nun allesamt berechtigte Ansprüche auf mehr erheben können. In Fürth haben Trainer Stefan Leitl und Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi ein Team aufgebaut, in dem viele Stammspieler wie Branimir Hrgota und Havard Nielsen mit dem Makel leben mussten, sich in der Bundesliga nicht wirklich durchgesetzt zu haben.

Beim VfL Bochum ist der Star der Trainer. Thomas Reis hat als Spieler selbst 199 Partien für den Klub absolviert, nun schickt er sich an, tief im Westen für eine große Überraschung zu sorgen. Dabei setzt der Klub auch auf viele Eigengewächse wie die Verteidiger Armel Bella Kotchap (18) und Maxim Leitsch (22).

Holstein Kiel haben viele vermutlich erst so richtig wieder auf dem Schirm gehabt, seit es den großen FC Bayern aus dem Pokal gekegelt hat. Für die Störche spricht eine überragende Transferpolitik mit einer guten Mischung aus alten Haudegen wie Fin Bartels und vielen jungen Spielern.

Aber gut möglich, dass sich in einigen Spieltagen das Feld schon wieder ganz anders zusammensetzt. In dieser Zweiten Liga ist vieles möglich.

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