Entscheidung im Elfmeterschießen Fortuna nach Pokal-Drama in Nürnberg raus
Nürnberg · Fortuna hatte den Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale bereits vor Augen. Doch dann musste das Team von Trainer Daniel Thioune noch in die Verlängerung. Die Entscheidung fiel indes erst im Elfmeterschießen – mit dem besseren Ende für den 1. FC Nürnberg.
Als Daniel Thioune am 8. Februar 2022 seinen Dienst bei Fortuna angetreten hatte, da stand der Traditionsverein mal wieder kurz vor dem Abgrund. Die Düsseldorfer trudelten unaufhaltsam der Dritten Liga entgegen. Das Experiment Christian Preußer war endgültig gescheitert – Anfang der Woche ist eben jener Preußer auch von seinen Aufgaben bei der Zweitvertretung von Borussia Dortmund entbunden worden.
Thioune hatte den Traditionsverein hernach wieder stabilisiert. Der 48-Jährige feierte also am Mittwoch im Max-Morlock-Stadion zu Nürnberg sein Einjähriges als Cheftrainer des Zweitligisten. Und er bekam geboten, für was Fortuna alles steht: Drama von Anfang bis Ende. Er hatte den Sieg bereits vor Augen. In der Nachspielzeit erzielten die Franken noch das 1:1 und erzwangen eine Verlängerung. Da auch nach 120 Minuten keine Entscheidung gefallen war, ging es ins Elfmeterschießen. Am Ende setzte sich Nürnberg 5:3 durch und steht nun im Viertelfinale des DFB-Pokals.
Nach der 1:4-Klatsche am vergangenen Freitag beim SC Paderborn musste sich Fortuna erst einmal kräftig schütteln. Die letzten Träumereien vom Aufstieg – in Ostwestfalen könnten sie sich schon verflüchtigt haben. Umso wichtiger war eine entsprechende Reaktion fürs allgemeine Wohlbefinden und den Geldbeutel. Stattliche 1.673.975 Euro überweist der DFB für den Verbleib im Wettbewerb. Aber eben nicht an Fortuna.
Dawid Kownacki demonstrierte einmal mehr, welchen Wert er derzeit für die Mannschaft hat. Fortuna hatte in der ersten Halbzeit exakt zwei Torschüsse – Kownacki verwertete den zweiten davon zum 1:0 (33.). Vorausgegangen war ein feiner Pass von Christoph Klarer auf Emmanuel Iyoha, der den Ball passgenau in den Strafraum flankte.
Damit waren zwei von drei Spielern an dem Tor beteiligt, die davor sich immer als latentes Sicherheitsrisiko erwiesen hatten. Klarer wirkte zunächst übermotiviert in der zentralen Defensive, Iyoha recht planlos in den ersten Minuten auf der linken Seite, wo er als Schienenspieler für Michal Karbownik eingesprungen war.
Einmal mehr wackelte die Hintermannschaft von Fortuna enorm. Weshalb sich die Laune von Sportvorstand Klaus Allofs zur Pause auch in engen Grenzen hielt. „Da dürfen wir uns nicht so reindrängen lassen“, kommentierte der 66-Jährige am Mikrofon von „Sky“. „Da müssen wir uns manchmal noch etwas cleverer anstellen.“
Allofs kennt das Gefühl, eine innige Beziehung mit dem DFB-Pokal aufzubauen. Vier Mal hat er den nationalen Wettbewerb als Spieler gewonnen, drei Mal als Manager. Bis heute hat ein deutscher Rekord Bestand, an dem Allofs maßgeblich mitgewirkt hat – 18 Siege hintereinander zwischen 1978 und 1981. „Diese Statistiken werden immer wieder, wenn der Pokal ausgespielt wird, bemüht. Das ist kein Rekord, den ich immer präsent hatte“, sagte Allofs unlängst. „Aber im Rückblick zeigt er, wie gut diese Mannschaft damals war, die auch drei Jahre in Folge im Endspiel stand und zwei davon gewonnen hat.“
Fortuna konnte auch im zweiten Durchgang nicht die Kontrolle an sich reißen. Wenngleich in Sachen Torchancen man sich einiges erarbeitete, allerdings ohne Ertrag. Alleine Kownacki hätte den Deckel draufmachen können (68.), doch Peter Vindahl Jensen im Nünberger Tor konnte in höchster Not parieren.
Thioune stellte während des Spiels immer wieder um, aus der Dreierkette wurde zeitweise eher eine Formation mit vier Verteidigern auf einer Linie. Zum Glück für Fortuna stand Marcel Sobottka wieder auf dem Platz, der hatte wegen einer Erkältung in Paderborn noch gefehlt. „Cello“ lieferte eine starke Vorstellung ab, ging viele Wege, um im Mittelfeld für Halt zu sorgen. Gegenüber ihm fiel unter anderem Shinta Appelkamp deutlich ab.
Gegen extrem schwache Nürnberger musste sich Fortuna den Vorwurf machen, nicht frühzeitig für die Entscheidung gesorgt zu haben. So wurde es noch eine echte Nervenschlacht. Und die hatte es in sich. In der Nachspielzeit sah zunächst Torwartrainer Christoph Semmler Gelb-Rot – er hatte etwas zu intensiv nach dem Geschmack des Schiedsrichters gemeckert.
Und dann folgte kurz darauf tatsächlich noch der ultimative Nackenschlag: Daniel Ginczek, eine Viertelstunde vor dem regulären Ende für Rouwen Hennings eingewechselt, hätte im Mittelfeld einfach ein Foul ziehen müssen. Dann wäre der Pokal-Abend kurz danach beendet gewesen. Doch Fortuna wäre nicht Fortuna, hätte der Abend so geendet. Ausgerechnet Ex-Fortune Taylan Duman (ein Spiel für die Profis) zimmerte den Ball ins Tor. Zu allem Überfluss fälschte Klarer den Schuss unhaltbar für Kastenmeier ab. Der Ausgleich in allerletzter Sekunde.
In der kurzen Pause musste Thioune Schwerstarbeit verrichten, um seine Spieler wieder aufzurichten. Die machten gleich mächtig Druck. Jorrit Hendrix hatte gleich zwei XXL-Chancen. Zunächst konnte der Ball noch vor der Linie weggekratzt werden, anschließend zimmerte er einen Freistoß ans Lattenkreuz.
Fortuna hätte Sekunden vor Schluss noch die Chance zum Sieg gehabt. Doch U23-Stürmer Jona Niemiec wurde von Florian Flick als letzter Mann von den Beinen geholt, der Nürnberger wurde für die Notbremse vom Feld verwiesen. Fortuna konnte sich dafür nichts kaufen. Der anschließende Freistoß von Ginczek landete irgendwo in der Pegnitz. Danach war Schluss - und das Elfmeterschießen musste für die Entscheidung sorgen. Mit der bekannten, aus Fortuna-Sicht bitteren Schlusspointe.