Ein Jahr nach dem Trainer-Beben So haben wir über die Funkel-Entlassung berichtet

Düsseldorf · Genau ein Jahr ist es nun schon her, dass Friedhelm Funkel recht überraschend bei Fortuna beurlaubt wurde. Wir blicken zurück in den Januar 2020 und zeigen, wie unsere Berichterstattung an diesem Tag aussah.

Fortuna Düsseldorf: Trainer Friedhelm Funkel entlassen - Reaktionen
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So reagierte das Netz auf die Funkel-Entlassung

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Foto: dpa/Marius Becker

Eigentlich war alles für einen recht entspannten Mittwoch angerichtet. Fortuna spielte bereits am Sonntag in Leverkusen, verlor zwar, zeigte aber gute Ansätze. So konnte keiner davon ausgehen, dass drei Tage später ein wahrer Schocker in Düsseldorf bekanntgegeben werden würde. Zumal Funkel noch am Tag zuvor zu Düsseldorfs Trainer des Jahres 2019 gewählt worden war.

Am Mittwochvormittag dann der Paukenschlag: Fortuna beurlaubt Funkel mit sofortiger Wirkung. „Der gesamte Verlauf der Saison hat uns gezeigt, dass wir es bisher nicht geschafft haben, auf Strecke die nötigen Punkte zu holen. Wir stellen mit 18 eigenen Treffern die torärmste Offensive und mit 40 Gegentoren die drittschwächste Defensive der Bundesliga. Das führt dazu, dass wir in der aktuellen Konstellation nicht mehr an den Turnaround für den Klassenerhalt glauben. Daher mussten wir zu diesem Zeitpunkt reagieren“, erklärte der damalige Sportvorstand Lutz Pfannenstiel in einer Presseerklärung.

Ein neuer Trainer war schnell gefunden. Bereits am selben Tag wurde in Uwe Rösler Funkels Nachfolger vorgestellt. „Mir ist bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete. Friedhelm Funkel hat hier Geschichte geschrieben“, sagte Rösler. Und Funkel erklärte kurze Zeit später, er sei „sehr enttäuscht. Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen, aber ich werde sie respektieren“.

Die Rheinische Post berichtete den gesamten Tag aktuell von den neuesten Geschehnissen. So sammelten wir beispielsweise einige Reaktionen von Fans aus dem Netz ein. Am Abend veröffentlichten wir einen Kommentar unseres Fortuna-Reporters Bernd Jolitz, in dem es unter anderem hieß:

„Die Situation könnte skurriler kaum sein. Da wird Friedhelm Funkel von den Düsseldorfer Medien und den Sportfans der Stadt überlegen zum Trainer des Jahres gekürt, Kenner der Szene wie Max Eberl, Huub Stevens und Heribert Bruchhagen sprechen sich öffentlich vehement für den 66-Jährigen aus – und am nächsten Morgen beurlaubt der Vorstand von Fortuna Düsseldorf den Chefcoach. Passend dazu veröffentlicht der Verein über alle möglichen Kanäle Glückwünsche an Funkel zu seiner Ehrung und wirbt für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag mit dem „Vertrauen“ in Fortunas Trainerbank. Sicher, Funkel hat sich mit einigen Entscheidungen punktuell angreifbar gemacht: weil er in manchen Spielen, wie dem 0:1 gegen Bremen, möglicherweise zu sicherheitsorientiert aufgestellt hat, vor allem jedoch, weil er den türkischen Nationalspieler Yunus Malli nicht verpflichten wollte, der der Offensive womöglich sehr gut getan hätte. Aber rechtfertigt das seinen Rauswurf, gerade nach dem Spiel in Leverkusen, in dem die Mannschaft trotz der 0:3-Niederlage mit Leidenschaft und Engagement ein Zeichen für Funkel setzte?“

In unserer überregionalen Berichterstattung hoben Patrick Scherer und Bernd Jolitz die Entstehung des Zerwürfnisses zwischen Funkel und Pfannenstiel hervor – und warum der Trainer schon am Abend zuvor Lunte gerochen hatte:

„Als der Routinier am Dienstagabend die Auszeichnung als ,Düsseldorfs Trainer des Jahres 2019“ entgegennahm, war nämlich kein Vertreter der Klubführung anwesend. „Da habe ich geahnt, dass etwas im Busch ist“, erklärt der 66-Jährige und blickt anschließend zurück: „Es waren großartige Jahre bei Fortuna, aber diese letzten Tage tun weh.“ Und mit Blick auf die anstehende Verpflichtung von Valon Berisha – der Mittelfeldspieler von Lazio Rom war am Mittwoch schon beim Medizincheck und wird mit Kaufoption ausgeliehen – schließt Funkel an: „Mit solch einem Spieler hätte ich auch sehr gern zusammengearbeitet. Seit Anfang Januar habe ich Lutz gebeten, er möge diesen Transfer doch bitte zustande bringen.“

Nach Informationen unserer Redaktion war zu diesem Zeitpunkt das Verhältnis zwischen Pfannenstiel und Funkel aber bereits sehr angespannt. Der Sportvorstand und der Trainer hatten sich bei den Vertragsverhandlungen vor dem Union-Spiel in die Haare bekommen. Funkel hätte bei einer Niederlage gegen die Berliner schon damals gehen müssen. Nun hat der Vorstand den Schritt gewagt, eine Vereinslegende abgesägt – und sich damit selbst unter Druck gesetzt. Klappt der Schachzug mit Rösler nicht, wird auch der Vorstand zur Verantwortung gezogen werden müssen.“

Ein Jahr später ist Pfannenstiel längst Geschichte, nachdem er aus privaten Gründen um die Auflösung seines Vertrages zum Ende der Saison 2019/20 gebeten hatte. Funkels Nachfolger Uwe Rösler ist dagegen immer noch im Amt und versucht am Freitagabend (18.30 Uhr) bei der Partie in Würzburg, das Projekt Wiederaufstieg voranzutreiben. Friedhelm Funkel wird es sicher mit Interesse verfolgen.

(pab, jol)
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