Mitgliederversammlung So demonstrierte Fortuna Einheit und Zusammenhalt

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Zweitligist bringt 163 Minuten Mitgliederversammlung harmonisch hinter sich. Besonders viel Beifall ernten die Ultras für ihre Entschuldigung. Eine wichtige Personalentscheidung und eine Kampfansage prägen den Sonntag.

 Zwei Gremiumsvorsitzende: Alexander Jobst (Vorstand, links) und Björn Borgerding (Aufsichtsrat).

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Foto: Christof Wolff

Es gab schon Mitgliederversammlungen in den 127 Jahren Vereinsgeschichte, auf denen ordentlich die Fetzen flogen. Die des Jahres 2022 gehörte nicht dazu. Nach 163 Minuten Sitzungsdauer durfte Versammlungsleiter und Aufsichtsratsvorsitzender Björn Borgerding das Ende der Zusammenkunft verkünden, ohne dass ein Mitglied dem anderen zumindest verbal an den Kragen gegangen wäre.

Im Gegenteil: Es gab sogar eine bemerkenswerte Entschuldigung. Ein Sprecher der Ultras brachte sie vor. „Es ist ein absolutes No-Go, was da am Freitag passiert ist“, sagte das UD-Mitglied mit Bezug auf die Szenen in der Nachspielzeit des Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern am Freitag, als einige Fans in den Innenraum geklettert waren. Das gehöre nicht zum Selbstverständnis der Ultra-Fankultur: „Deshalb möchten wir uns bei Vorstand, Aufsichtsrat und Mannschaft in aller Form entschuldigen. Wir haben uns provozieren lassen und wissen, dass Grenzen überschritten wurden.“ Großer Beifall vom Podium kam als Reaktion, sogar Standing Ovations vieler Mitglieder.

Die Szene passte ins Bild des Sonntags, denn Fortuna bemühte sich, auf möglichst allen Ebenen Einigkeit zu zeigen. Und der Verein konnte zudem eine wichtige Nachricht mit einiger Außenwirkung verkünden: Peter Frymuth, früher Vorstandssprecher der Fortuna und seit Jahren Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes bleibt für weitere drei Jahre Mitglied des Aufsichtsrats. Sein Mandat als bestelltes Mitglied wäre im Dezember ausgelaufen, wurde nun aber bis 2025 verlängert.

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Foto: Christof Wolff

Gut möglich, dass dann auch Sportvorstand Klaus Allofs noch immer im Amt sein wird. Zwar läuft der Vertrag des 65-Jährigen im kommenden Frühjahr aus, doch wirkte es auf der Mitgliederversammlung ganz und gar nicht so, als werde das Ende der Zusammenarbeit jetzt schon kommen. „Wir lassen uns zwar von niemandem treiben“, sagte Borgerding auf entsprechende Anfrage von Mitglied Rüdiger Thrum, „aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns zeitnah einigen werden.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Auch Allofs selbst wollte die Frage nicht einfach so im Raum stehen lassen. „Es stimmt, dass wir uns da nicht treiben lassen wollen“, sagte der Sportvorstand. „Aber ich kann dazu sagen, dass ich mir die Entscheidung, zurück zur Fortuna zu kommen, damals nicht leicht gemacht habe. Heute kann ich jedoch sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Die Aufgabe macht großen Spaß, und es ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir haben noch eine Menge zu tun, und es wäre schön, wenn es irgendwann in der ersten Liga endet.“ Ein Abschied klingt anders.

Wie Allofs betonte auch der Vorstandsvorsitzende Alexander Jobst die Zukunfts-Ausrichtung des Vereins, und beide unterstrichen dabei die Bedeutung des geplanten Funktionsgebäudes. „Mit jedem Tag wird die Notwendigkeit dringlicher, denn schon bald würden wir ohne das Gebäude nicht mehr wettbewerbsfähig sein“, betonte Allofs. Jobst ergänzte: „Seit wir uns auf der letzten Mitgliederversammlung zum Thema Funktionsgebäude ausgetauscht haben, ist viel passiert – vieles, auf das Fortuna keinen Einfluss hat: Die weltpolitische Lage und damit verbundenen Baukosten, Zinsniveau und die Ungewissheit, die über uns allen schwebt, machen eine Entscheidungsfindung zu diesem so wichtigen Projekt sehr herausfordernd.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Aber Herausforderungen sind Fortuna ja nicht neu. Auch finanzieller Art, wobei Finanzvorstand Arnd Hovemann den kumulierten Fehlbetrag von 3,2 Millionen Euro aus den Coronajahren als „sehr ordentlich“ bezeichnete. Fast schon süffisant führte er die Zahlen der Konkurrenz an: Werder Bremen minus 30,8 Millionen, KSC minus 24,5, Hannover minus 20 Millionen.

Da wollte Allofs nicht nachstehen und ebenfalls seinen Ex-Klub Bremen zu einem Vergleich heranziehen. „Mit unseren 26 Punkten können wir nur bedingt zufrieden sein“, meinte der Sportvorstand, „aber Werder hatte letzte Saison zu diesem Zeitpunkt auch nur 26.“ Weiter sprach er nicht – die Kampfansage darin verstand jeder auch so. Denn: Bremen stieg am Ende auf.

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