Rösler und das Umdenken Seit das Wort Aufstieg tabu ist, läuft es bei Fortuna
Düsseldorf · Man spricht offiziell nicht mehr über den Aufstieg bei Fortuna. Selbst wenn er konkret darauf angesprochen wird, dribbelt Trainer Uwe Rösler diskret an dem Wort vorbei. Kurios: Seitdem läuft es bei den Düsseldorfern rund, wie beim 2:0 gegen den FC St. Pauli.

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Seine Spieler hatten beim 2:0-Erfolg über den FC St. Pauli, immerhin die bis dahin beste Rückrunden-Mannschaft der 2. Fußball-Bundesliga, über weite Strecken eine richtig starke Leistung abgeliefert. Doch was Trainer Uwe Rösler hinterher auf dem verbalen Sektor zeigte, war auch aller Ehren wert.
Da wurde der Chefcoach in der virtuellen Pressekonferenz nach dem Spiel gefragt, ob es denn bei Fortuna deshalb zuletzt so viel besser laufe, weil niemand im Verein mehr über den Aufstieg rede. „Das überlasse ich jedem selber zu beurteilen, ob es besser läuft“, antwortete Rösler. „Nach dem Bochum-Spiel war richtig Druck auf dem Kessel. Das auf die Spitze zu treiben, kam ja nicht von uns, nicht von der Mannschaft oder vom Trainer. Das wurde ja von außen versucht, immer wieder auf die Spitze zu treiben. Nach dem Bochum-Spiel haben wir die Sitzung gemacht mit den Spielern und beschlossen, nur noch von Spiel zu Spiel zu denken.“
Aufmerksame Leser werden feststellen: Der Trainer beantwortete die Frage mit 75 Wörtern – aber das Wort „Aufstieg“, um das es ja nun ging, umdribbelte er diskret.

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Ganz ähnlich ging es an einer anderen Stelle der Medienrunde zu. Da kam die Frage, ob „Aufstieg“ denn auch nach dem letztlich souveränen Sieg über die Mannschaft der Stunde ein Tabuwort bleiben müsse. Rösler dazu: „Wir hatten diese Zielsetzung nur ausgegeben, wenn alles optimal läuft. Und die Saison ist bei weitem nicht optimal gelaufen. Wir haben uns mit Mannschaft, Funktionsteam und Trainern jetzt darauf verständigt, was wir von Spiel zu Spiel nach außen kommunizieren – und das klappt ganz gut. Es wird sehr viel von außen an uns herangetragen, aber die Mannschaft denkt gar nicht so weit, sie zeigt einfach Spiellaune. Wir nehmen jedes Spiel so, wie es ist, und versuchen uns nur, auf dieses Spiel zu konzentrieren. Sie haben Bock, Fußball zu spielen und sich zu zeigen.“
Wir wissen, was Sie denken, und Sie haben Recht: Der 52-Jährige schaffte es wieder, das Tabuwort nicht auszusprechen. Solange das hilft, Fortuna derart in Schwung zu halten, wie sie es spätestens ab Felix Klaus’ Treffer zum 1:0 demonstrierte, wird niemand etwas dagegen haben. Schließlich ist noch niemand aufgestiegen, weil er am schönsten darüber geredet hat. Und Hand aufs Herz: Trotz der jüngsten drei Siege in Folge müsste ja immer noch eine Menge passieren, bis die Düsseldorfer sich tatsächlich wieder unter den ersten drei Teams platzieren könnten.

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Einen hatte Uwe Rösler aber noch parat nach dem Sieg gegen die Hamburger. Ob denn nun die möglichen Gegner in einer Relegation gegen den Bundesliga-Drittletzten gescoutet würden? „Wir haben Scouting-Programme“, erklärte er, „aber die werden ausschließlich für Paderborn benutzt.“ Von Spiel zu Spiel eben.