Frust und Trotz bei Fortuna Kampfansage von Pledl für das Aufstiegsrennen

Düsseldorf · Die erste Heimniederlage der Saison hat die Düsseldorfer im Aufstiegsrennen ein großes Stück zurückgeworfen. Während der Trainer mitgenommen wirkt, pochen die Spieler darauf, noch immer eine Chance zu haben.

 Zwei Hauptdarsteller: Thomas Pledl (vorn) und Schiedsrichter Sören Storks.

Zwei Hauptdarsteller: Thomas Pledl (vorn) und Schiedsrichter Sören Storks.

Foto: Frederic Scheidemann

Das Auftreten Uwe Röslers erinnert stark an die Szenarie nach der 1:2-Blamage beim Tabellenletzten Würzburger Kickers zehn Tage zuvor – obwohl die Gegner nicht unterschiedlicher hätten sein können. In Unterfranken war Fortuna einem stark limitierten Kontrahenten unterlegen, der auf einem miserablen Untergrund schlicht die größere Kampfkraft in die Waagschale geworfen hatte, doch am Montagabend war Holstein Kiel bei seinem 2:0-Erfolg in der Arena die klar bessere Mannschaft.

Doch trotz dieser Diskrepanz in den Gründen reagiert der Fortuna-Trainer ganz ähnlich. „Sehen Sie es mir nach, wenn ich nach einem so emotionalen Spiel erst einmal dieses verdauen möchte“, sagt er dem Sky-Reporter auf dessen Frage nach den verbliebenen Aufstiegschancen, und er er wirkt dabei etwas mitgenommen.

Gibt es sie überhaupt noch, diese Chancen? Natürlich werden das auch die Spieler gefragt nach der spielerisch ernüchternden Vorstellung gegen abgezockte und vor Selbstvertrauen strotzende Kieler. Flügelspieler Thomas Pledl richtet sich vor seine Antwort demonstrativ auf. „Jetzt heißt es: Volle Kraft nach vorne für das Spiel gegen Regensburg“, sagt er trotzig. „Es sind noch 14 Spiele und 42 Punkte zu vergeben. Wir wollen wieder zurückkommen. Wir haben es schon mal geschafft, das Feld von hinten aufzurollen.“

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Doch an diesem Abend ist der Grat zwischen Kampfbereitschaft und Durchhalteparole äußerst schmal. Pledl selbst steht exemplarisch für das große Problem der Fortuna: In Sachen Kampfgeist und Engagement ist ihm nicht der geringste Vorwurf zu machen, doch das fußballerische Ergebnis ist bei dem Bayern ergreifend schlecht. Nicht nur bei ihm allerdings. Sein Pendant auf der rechten offensiven Mittelfeldseite, Felix Klaus, ist zwar mit deutlich mehr spielerischem Talent gesegnet als Pledl, gegen die Kieler aber mindestens genauso schwach.

In der Bewertung der Lage sind sich die Fortuna-Profis einig. Adam Bodzek will wie Pledl nichts von einem entscheidenden Rückschlag wissen, weist ebenso auf die große noch ausstehende Spiele-Anzahl hin. „Es steht außer Frage, dass wir ein wenig den Anschluss verloren haben, aber es ist noch viel zu früh, ein abschließendes Urteil zu fällen“, erklärt der Kapitän. Kevin Danso schlägt in die gleiche Kerbe: „Wir müssen einfach sehen, dass wir in den direkten Duellen mit den Klubs, die in der Tabelle oben stehen, noch besser werden. Aber wir sind auf jeden Fall auch eine Topmannschaft.“

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Foto: dpa/Marcel Kusch

Der Innenverteidiger ist besonders geladen, was man ihm trotz seiner österreichischen Grundruhe deutlich anmerkt. Der Elfmeterpfiff des insgesamt sehr unsicheren Schiedsrichters Sören Storks (was auf Englisch übrigens kurioserweise „Störche“ heißt – der Spitzname von Holstein Kiel) nagt auch nach dem Schlusspfiff an dem 22-Jährigen. „Natürlich gibt es einen Kontakt, aber Fußball ist nun einmal ein Kontaktsport“, betont der Nationalspieler. „Ich gehe ja gar nicht aktiv hin, sondern bremse nur ab. Er lässt sich sofort fallen, das war niemals ein Elfmeter.“

Die Betrachtung der Fernsehbilder, auch unter Heranziehung einer Lupe, gibt Danso Recht. Tatsächlich berührte Danso Kiels varietéreif stürzenden Stürmer Janni Serra zwar; wenn die Schiedsrichter jetzt allerdings jede Berührung eines Angreifers mit einem Strafstoß ahnden wollen, werden die Elfmeterpunkte in den Stadien bald ziemlich abgenutzt sein.

Kurios daher, dass Rösler sich bei der Bewertung der Szene stark zurückhält und eher Danso kritisiert: „Wir haben diesen Elfmeter verursacht, der nicht nötig war. Der Stürmer bewegt sich weg von unserem Tor, blickt zur Eckfahne und sucht den Kontakt. Und wir geben ihm den Kontakt. Da müssen wir uns cleverer verhalten.“ Womöglich will der Coach aber auch nur vermeiden, dass seine Spieler Storks’ Fehlentscheidung als Alibi heranziehen. Denn der maßgebliche Faktor für die Niederlage war am Montag fehlende Qualität, nicht der Elfmeter. Auch wenn der Trainer seinem Team für die erste Hälfte attestiert: „Bis auf die ersten zehn Minuten haben wir sehr ordentlich gespielt. Wir sind sie hoch angelaufen, hatten sehr gute Balleroberungen, nur eben nicht die ganz klaren Chancen.“

Das schnelle 0:2 kurz nach dem Wiederanpfiff sei dann „ein Hammerschlag“ gewesen, sagt Rösler. „Und dann haben uns die Kieler in Sachen Qualität am gegnerischen Strafraum und in den Halbräumen eine Lehrstunde gegeben.“ Positiv stimme ihn jedoch, „dass wir wirklich alles probiert haben. Wir haben nur nicht die Lösungen gefunden gegen diese sehr starke Abwehr“. Und dann sagt der Coach doch noch etwas in Richtung Zukunft: „Tabellarisch tat die Niederlage sehr weh, die Spiele werden weniger. Aber wir schreiben unsere Saisonziele nicht ab.“

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