Drei Szenen nach Pokal-Aus im Fokus Warum sich Schiedsrichter Jöllenbeck bei Pfiff gegen Fortuna schlecht fühlte
Analyse | Nürnberg/Düsseldorf · Der Freiburger Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck lieferte beim Pokal-Aus von Fortuna in Nürnberg eine gute Vorstellung ab. In allen zentralen Szenen des Spiels entschied er mit seinem Team richtig. Und trotzdem fühlte sich eine Entscheidung für ihn auch mit etwas Abstand irgendwie falsch an. Worum es ging.

Diese Noten haben die Fans und wir Fortunas Profis gegeben
An Martin Jöllenbeck und auch dem Kölner Keller lag es schlussendlich nicht. Der Unparteiische auf dem Feld und sein Team um ihn herum haben am Ende ihren Job gemacht. Dass nicht in allen Punkten damit der Geschmack eines Fortuna-Fans getroffen wurde, liegt manchmal auch einfach in der Natur der Sache, wenn Regelwerk auf Emotionen trifft.
Dieses ewigen Konflikts ist sich auch Jöllenbeck bewusst, als er am späten Mittwochabend mit Adiletten aus seiner Kabine kommt, um sich den Fragen zu stellen. Drei Szenen sind es am Ende aus Düsseldorfer Sicht, über die man geredet hat.
- Szene 1 Gelb-Rote Karte gegen Torwart-Trainer Semmler

So hart reagieren Fortunas Fans auf das Pokal-Aus
Es kam zu einer Äußerung von der Fortuna-Bank. Jöllenbeck verwarnte daraufhin Christoph Semmler. Der beruhigte sich allerdings nicht und legte sogar noch nach. Irgendwo nachvollziehbar bei den ganzen Emotionen. Vielleicht war es auch sein Bestreben, noch etwas Zeit von der Uhr zu holen. Schließlich war man schon in der Nachspielzeit der Nachspielzeit. Doch die Aktion ging nach hinten los. Bruchteile nach seiner Verbannung fiel doch noch der Ausgleich. Bitter für Fortuna, aber den Schiedsrichter trifft da keine Schuld.
- Szene 2 Notbremse gegen Fortuna-Debütant Niemiec

Das sagen Fortunas Profis zum Pokal-Aus in Nürnberg
„Als Schiedsrichter empfinde ich das auch als Ungerechtigkeit, da nur Rot zeigen zu können“, sagt Jöllenbeck auf Nachfrage unserer Redaktion. „Florian Flick verhindert damit eine glasklare Torchance, und so kurz vor dem Ende überwiegt natürlich dieser Vorteil über der persönlichen Sanktion gegen ihn und damit der Bestrafung fürs Team. Aber mir sind da die Hände gebunden.“
Heißt: Da der anschließende Freistoß (die Szene war klar vor dem Strafraum) nichts einbrachte, hatte Fortuna nicht mehr viel von der nun nummerischen Überzahl. Denn es ging ins Elfmeterschießen. Da fällt das dann nicht mehr ins Gewicht.
Spannend ist es, den Gedanken mal weiterzuführen. Was könnten mögliche Bestrafungen sein, die nicht dazu führen, dass sich das ganze Stadion erhebt und für den Übeltäter applaudiert, weil der sich für seine Mannschaft geopfert hat? Von Fair-Play ist bis hierhin noch keine Rede gewesen. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen – kein Vorwurf an Flick. Die Regeln sind eben so, wie sie sind. Sie offenbaren nur an dieser Stelle eine Schwäche. Eine Idee: In so einem klar erkennbaren Fall auf Elfmeter entscheiden, unabhängig davon, dass der Kontakt nicht im Strafraum gewesen ist. Dort wiederum hätte Flick dann übrigens kein Rot gesehen, weil der Strafstoß dann als höher zu wertende Strafe angesetzt worden wäre.
- Szene 3 Wiederholung des gehaltenen Kastenmeier-Elfmeters
Auch diesmal hat Jöllenbeck (35) nach Hinweis von Harm Osmers als VAR an diesem Abend richtig entschieden. Denn in verschiedenen Zeitlupen ist dann doch erkennbar, dass Florian Kastenmeier, wenn auch nur leicht, vor der Linie steht. „Beim Elfmeterschießen achten wir im Team auf verschiedene Dinge“, erklärt Jöllenbeck. „Es kam sofort der Hinweis, dass Kastenmeier da zu früh nach vorne gegangen ist. Die Bilder belegen dies, das Zusammenspiel hat also geklappt.“ Jöllenebeck, im Hauptberuf Arzt, tauschte sich direkt nach Schlusspfiff noch einmal mit Kastenmeier aus und erklärte ihm die Entscheidung ruhig.
Dritte Szene, zum dritten mal richtig entschieden – wenngleich man diesmal zumindest anmerken darf: Konsequent wird so leider nicht entschieden. Manche Schiedsrichter greifen bei den „Frühstarts“ ein, andere sehen es in ihrem Ermessensspielraum, die Torhüter gewähren zu lassen. Es ist aber schwer, von einem Schiedsrichter etwas zu fordern, was gleichzeitig ein Regelbruch ist. So bleibt für Fortuna die Erkenntnis: Am Schiedsrichter hat es nicht gelegen. Das Ausscheiden hat man sich nur selbst anzukreiden.