Ex-Fortune Rudi Zedi "1999 war es ein unwürdiges Auftreten"

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf droht der Abstieg aus der 2. Bundesliga. Als das vor 17 Jahren zuletzt passierte, mündete es in der Beinahe-Pleite des Klubs. Rudi Zedi war als Spieler damals dabei und warnt davor, den Ernst der Lage zu verkennen.

 Wie konnte das nur passieren? Rudi Zedi (l.) und Harald Katemann stiegen in der Saison 1999 mit der Fortuna aus der 2. Bundesliga ab.

Wie konnte das nur passieren? Rudi Zedi (l.) und Harald Katemann stiegen in der Saison 1999 mit der Fortuna aus der 2. Bundesliga ab.

Foto: Horstmüller

Rudi Zedi gehörte 1999 zu dem Fortuna-Team, das mit dem Abstieg aus der zweiten Fußball-Bundesliga die wohl schwärzeste Zeit des Vereins bis zur Beinahe-Pleite einleitete. Jetzt steht die Fortuna wieder einen Schritt vom Abgrund entfernt, hat vier Spieltage vor Saisonende auf dem 15. Platz nur einen Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze (in dem Fall der Relegationsplatz). Der heute 41-Jährige ist seit Sommer 2014 Sportlicher Leiter und Trainer bei Landesligist Kickers Emden und warnt aus seiner bitteren Erfahrung vor den Folgen eines Abstiegs.

Wie vergleichbar ist die Entwicklung mit jener vor 17 Jahren?

Zedi In Ansätzen womöglich, aber hoffentlich nicht bis zur letzten Konsequenz. Bei uns hat es damals in der Mannschaft nicht gestimmt, da hat überhaupt nichts gepasst. Komplizierte Charaktere, gewisse Star-Allüren und Respektlosigkeiten gegenüber den Trainern waren der Alltag. Das kann ich im heutigen Team nicht so erkennen, aber da fehlt mir auch der Einblick.

Wie äußerte sich dieses Verhalten der Mannschaft nach außen?

Zedi Dem Verein und den Fans gegenüber war es ein unwürdiges Auftreten. Der Trainerwechsel zu Peter Neururer in der Schlussphase der Saison hatte nur kurzfristige Wirkung. Nach einem Sieg und einem Unentschieden haben wir dann wieder am Stück verloren. Gegen den FC St. Pauli haben wir uns fünf Stück einschenken lassen und damit unser Schicksal besiegelt.

Kein Aufbäumen, kein Wehren?

Zedi Nein, und das letzte Spiel bei RW Oberhausen noch mit 3:1 zu gewinnen, war fast makaber. Die Zuschauer trugen einen Sarg über die Laufbahn des Stadions. Ich war erst zur Rückrunde 1999 nach Düsseldorf gekommen, habe aber eine festgefahrene Situation vorgefunden und schnell merken müssen, was alles nicht stimmte. Es war nur ein kleiner Trost, dass mir in Oberhausen mit dem 3:1 mein erstes Zweitliga-Tor gelang. Es war das letzte der Saison und das letzte eines Fortunen in der Liga für lange Zeit.

War Spielern und Verantwortlichen der Ernst der Lage nicht bewusst?

Zedi Man macht das als Profifußballer ja alles nicht mit Absicht, es passiert einfach. Jeder weiß aber, wenn er aus unterschiedlichen Gründen nicht das Beste abgerufen hat, was drin war. Wenn man dadurch einmal in die Abwärtsspirale gerät, lässt sich die Kurve nur sehr schwer wieder kriegen. Man merkt es ja am Verhalten der Fans, der Frust wurde an Spielern und Trainer abgelassen. Ob es nach den Spielen bei Gesprächen in der Kurve passiert ist oder in der Stadt auf der Straße, wenn dich jemand erkannt hat.

Wie sah es nach dem Abstieg aus, gab es da ein Schuldbewusstsein?

Zedi Wie Spieler nach der Saison auseinandergehen, ist immer ein klares Zeichen. Wort- und grußlos ging das damals vonstatten, damit ist alles gesagt. Es gibt Teams, die wachsen durch eine negative Erfahrung zusammen. Bei uns war es das genaue Gegenteil.

Die Mannschaft ist also komplett auseinandergebrochen?

zedi Drei bis vier Spieler sind geblieben, ich war einer davon. Der Rest hatte keinen Vertrag mehr für die damalige Regionalliga. Es gab den kompletten Umbruch unter Trainer Jürgen Gelsdorf, eigentlich vielversprechend, er hatte mit wenig Investition eine gute Truppe geformt. Wir haben eine gute Saison gespielt, sind Sechster geworden.

Warum drehte sich die Abwärtsspirale dennoch immer schneller?

Zedi Der Druck war zu hoch, wieder aufsteigen zu müssen. Daran ist alles letztlich zerbrochen. Im zweiten Jahr nach dem Zweitliga-Abstieg wurde viel Geld investiert in Trainer Aleks Ristic und viele Ex-Profis. Das ging dann mit dem Abstieg in die Oberliga 2002 richtig in die Hose.

Wie ging es Ihnen persönlich dabei?

Zedi Für mich war es ein krasser Negativlauf, aus dem ich aber viel gelernt habe. Nach zwei Abstiegen war es schwer, erst einmal einen neuen Verein zu finden. Über Probetrainingseinheiten musste ich mich anbieten. Das war mit die schwerste Phase meiner Fußballer-Laufbahn.

(RP)
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