Nach Fortunas Sieg gegen Duisburg Hennings möchte keinen Anruf von Bundestrainer Joachim Löw

Düsseldorf · Fortunas Profis freuen sich nach dem spektakulären 3:1-Sieg gegen den MSV Duisburg in der Zweiten Bundesliga auf die Länderspielpause. Der Spitzenreiter begeistert seine Fans, und er überzeugt durch Selbstkritik.

 Stürmer Rouwen Hennings freut sich auf Erholung in der Länderspielpause.

Stürmer Rouwen Hennings freut sich auf Erholung in der Länderspielpause.

Foto: dpa, rwe fpt

Es war ein Spiel, das einen Trainer zum Wahnsinn treibt. Oder etwa doch nicht? "Nein", sagte Fortuna Düsseldorfs Chefcoach Friedhelm Funkel nach dem spektakulären 3:1-Sieg im Zweitliga-Derby gegen den MSV Duisburg, "es war für alle Zuschauer ein begeisterndes Spiel, und es hat auch mich begeistert." Großzügig sah der 63-Jährige darüber hinweg, dass seine Mannschaft sich in der Defensive etliche Aussetzer geleistet und vorne zahlreiche Konterchancen ausgelassen hatte — zu Recht. Denn die Düsseldorfer Anhänger unter den 41.764 Zuschauern feierten ihre Mannschaft enthusiastisch, "und letztlich kommt es im Fußball doch vor allem darauf an, dass die Fans zufrieden sind."

Natürlich hätte das Ganze am Montagabend auch daneben gehen können. Wenn zum Beispiel der Duisburger Moritz Stoppelkamp beim Stande von 2:0 in der zwölften Minute nicht mit seinem Foulelfmeter am überragenden Torhüter Raphael Wolf gescheitert wäre. Oder wenn Marcel Sobottka kurz nach der Pause den Ball nicht von der Torlinie geschlagen hätte, nachdem der MSV zuvor viermal innerhalb von Sekunden den Pfosten traf. Doch Fortuna war mit dem Glück im Bunde — weil sie es sich mit viel Einsatz und Leidenschaft erarbeitet hatte. "Das ist ganz sicher nicht nur Glück, sondern eine Qualität meiner Mannschaft, so ein Spiel nach Hause zu bringen", lobte Funkel. Auf seinen ganz starken Torhüter angesprochen, saß dem Trainer der Schalk im Nacken. "Raphael Wolf? Er hat einen Elfmeter verschuldet, einen gefährlichen Freistoß verschuldet und dafür eine blöde Gelbe Karte kassiert", sagte er mit unbewegter Miene, um dann doch noch grinsend anzufügen: "Aber ansonsten hat er gut gehalten." In der Tat — allerdings nur eine Stunde lang.

Dann musste der frühere Bremer mit einem ordentlichen Brummschädel vom Platz. "Mir ist aber nicht schlecht und auch nicht schwindlig", beruhigte Wolf kurz nach dem Abpfiff seine Zuhörer. "Ich bin nach Stoppelkamps Freistoß mit dem Kopf an die Latte geknallt, und dann hat später Iljutcenko bei unserem Zusammenprall genau dieselbe Stelle getroffen. Der zweite Schlag war zu viel." Selbstkritisch fügte der 29-Jährige hinzu: "Ich hätte mich nach der zweiten Geschichte sofort auswechseln lassen müssen. Weil ich dringeblieben bin, ist mir der blöde Aussetzer passiert, der zu dem Freistoß führte." Eine lässliche Sünde, zumal da Wolfs Vertreter Tim Wiesner bei seinem Profidebüt ganz sicher auftrat. "Beeindruckend, mit welcher Ruhe sich Tim ins Tor gestellt hat", sagte Funkel, und der bärenstarke Torschütze Rouwen Hennings setzte noch einen drauf. "Wir können ja schon froh sein, hinter Michael Rensing eine solche ,Nummer zwei‘ zu haben", meinte der 30-Jährige und malte dabei dicke Anführungszeichen in die Luft. "Aber dann haben wir gleich noch eine Nummer drei, die das mit diesen jungen Jahren super gemacht hat."

Düsseldorfer Spieler sind selbstkritisch

Es ehrte die Spieler des Spitzenreiters, dass sie in der allgemeinen Euphorie Bodenhaftung bewahrten und die eigenen Fehler in diesem Derby-Spektakel betonten. "Wir haben teilweise nicht gut verteidigt heute, das begann schon in der Offensive", meckerte Niko Gießelmann. "Und wir sind die Duisburger nach dem schnellen 2:0 nicht mehr so angelaufen, wie es das Ziel war. Es gibt noch viel zu verbessern." Stimmt — aber es gibt auch viel zu loben. Die Galavorstellung von Benito Raman zum Beispiel, der die ersten beiden Treffer vorbereitete und den dritten selbst erzielte. Zudem legte die 22-jährige Leihgabe von Standard Lüttich ein so großes Laufpensum hin, dass sie nach 68 Minuten von Wadenkrämpfen geschüttelt ausgetauscht werden musste. "Wir sind alle froh", sagte der ebenfalls überzeugende Kapitän Oliver Fink, "dass wir jetzt in der Länderspielpause ein wenig durchschnaufen können." Oder, wie Hennings es breit grinsend ausdrückte: "Ich hoffe, dass heute Abend nicht noch Jogi Löw anruft, ich freue mich auf ein ruhiges Wochenende."

(jol)
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