Angreifer reißt seine Kollegen mit Hennings ist Dreh- und Angelpunkt in Fortunas Offensive

Maria Alm · Rouwen Hennings ist für Fortuna sehr wichtig. Trotz gestiegener Konkurrenz ist er ein Gewinner der Vorbereitung.

 Rouwen Hennings hängt sich in jedem Spiel und in jeder Trainingseinheit voll rein.

Rouwen Hennings hängt sich in jedem Spiel und in jeder Trainingseinheit voll rein.

Foto: Christof Wolff

Hennings bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wollte man sich einen typischen Norddeutschen basteln, so wäre Fortunas bester Torjäger der vergangenen beiden Jahre das ideale Modell dafür. Bedächtig wählt er seine Worte, macht sogar mitunter mitten im Satz eine kleine Pause, um ihn auch ganz sicher genau zu dem Ende zu bringen, das er beabsichtigt. Dabei lächelt er ebenso nett wie hintergründig und bringt gern einen Schuss seines trockenen Humors ein. Wie es in Schleswig-Holstein eben so ist: Hier wird nicht unnütz herumgeschnackt, sondern gesagt, was Sache ist. Nicht laut, nicht viel, schon gar nicht schnell, aber immer auf den Punkt.

Auf dem Platz freilich sieht das ganz anders aus. Selten war es deutlicher als in dem am Freitagmittag zu Ende gehenden Trainingslager in Maria Alm, welch starke Führungsrolle Hennings inzwischen bei Fortuna einnimmt. Mit viel Tempo und großer Laufarbeit spielt sich der 30-Jährige immer wieder in den Blickpunkt, reißt seine Kollegen mit, gibt bei jeder Übungseinheit Vollgas. Seit der Mittelstürmer vor knapp zwei Jahren, damals noch als Leihgabe, vom Premier-League-Klub FC Burnley nach Düsseldorf kam, war er die wichtigste Figur in Fortunas Offensivspiel. Mittlerweile ist er der Dreh- und Angelpunkt, der – wie nach seiner späten Einwechslung beim 2:0-Sieg im Testspiel gegen Al-Hilal Riad – sofort das Geschehen an sich reißt. Wer gedacht hatte, Hennings‘ Stern könnte nach der Verpflichtung des Zweitliga-Toptorjägers Marvin Ducksch im Sinken begriffen sein, sieht sich in Österreich eines Besseren belehrt.

„Ich fühle mich gut“, sagt Hennings norddeutsch-knapp und bestätigt damit das Offensichtliche. „Ich bin absolut beschwerdefrei und daher besser in das Trainingsprogramm hineingekommen als in früheren Jahren. Da habe ich meist anderthalb bis zwei Wochen Anlaufzeit gebraucht, diesmal lief es gleich gut los.“ Kann man so sagen. Der frühere Torjäger des Karlsruher SC und des FC St. Pauli trifft in den Trainingsspielen häufig und gern spektakulär, unterstrich das dann mit einem herrlichen Volleyschuss-Tor beim 1:3 gegen den FC Watford. „Der Trainer möchte gern sehen, dass wir ein schnelles Spiel nach vorn mit möglichst wenigen Ballkontakten zeigen“, berichtet Hennings. „Das ist genau das, was mir liegt.“

Zu Beginn seiner Zeit bei Fortuna sagten viele Experten, Hennings leide ein wenig darunter, hier in einem Ein-Stürmer-System agieren zu müssen. Er selbst wollte sich dem nie so ganz anschließen, doch die ersten Eindrücke vom Teamwork mit seinem neuen Kollegen Ducksch zeigen zumindest, dass ihm ein System mit zwei Angreifern nicht schadet. „Es läuft gut mit Marvin“, bestätigt Hennings, verweist aber zugleich darauf, dass er auch keine Probleme habe, mit den übrigen Stürmern im Düsseldorfer Kader zusammenzuspielen.

Mannschaftsgeist und Gemeinschaft sind für den Familienmenschen Hennings („Deshalb verstehe ich mich auch so gut mit meinem Zimmerpartner Raphael Wolf – wir sind beide Väter und Familienmenschen“) ohnehin das Wichtigste. „Taktisch können und müssen wir flexibel und variabel sein, und es ist egal, mit wie vielen Stürmern wir auflaufen“, betont er. „Aber Teamgeist war in der Aufstiegssaison unsere ganz große Stärke, und er wird in der Bundesliga noch häufiger gefragt sein.“ Denn was ein echter Norddeutscher ist, der ist auch Realist: „Wir werden da oben Phasen erleben, in denen es nicht ganz so rund läuft. Dann wird es darauf ankommen, dass es in unserer Truppe stimmt. Aber darum mache ich mir keine Gedanken: Wir haben in der kompletten Breite Supertypen dabei.“

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