Galopprennen in Düsseldorf Ein Fortuna-Renntag mit „extremen Bedingungen“
Düsseldorf · Das Wetter sorgte beim zehnten Fortuna-Renntag auf der Pferderennbahn in Grafenberg für einen ganz besonderen Saisonauftakt. So lief der Tag mit Fußball-Promis, Millionen-Pferden und waghalsigen Wetten.

Das war der Fortuna-Renntag 2023
An diesem Sonntag stehen Rouwen Hennings, Andre Hoffmann, Marcel Sobottka, Matthias Zimmermann und Jordy de Wijs mal nicht unten auf dem Rasen, sondern oben auf der VIP-Tribüne – und feuern die heranrauschenden Jockeys und Rennpferde an. „Ziiiieeeehhhhh!“ Die fünf Spieler von Fortuna Düsseldorf sind zum „Fortuna-Renntag“ auf die Grafenberger Galopprennbahn gekommen, geben Autogramme, machen Fotos mit den Fans und schließen selbst die ein oder andere Wette ab. „Wir wollen den Leuten hier ja auch was bieten“, sagt Hennings.
Der Fortuna-Stürmer und seine Mannschaftskameraden sind schon von Weitem am gleichen Outfit zu erkennen: blaue Daunenjacke, graue Stoffhose, weiße Sneaker, gesponsert von einer deutschen Modemarke. Regenmantel und Gummistiefel wären an diesem Tag praktischer gewesen.
Fußball-Fans sprechen von „Fritz-Walter-Wetter“, wenn es den ganzen Tag über schüttet und der Rasen tief und matschig wird. Klaus Allofs, Vorstand bei Fortuna Düsseldorf und Vizepräsident des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins (DRRV), spricht von „extremen Bedingungen“, die das Pferderennen prägen.
Im Vorjahr kamen bei strahlendem Sonnenschein 10.000 Leute, saßen auf der Wiese und aßen Eis. Bei diesem zehnjährigen Jubiläum suchen sich die rund 2000 hartgesottenen Besucher einen Platz zum Unterstellen und wärmen sich an Glühwein oder Kaffee. Die Bahn ist so durchnässt, dass die Pferde zwischenzeitlich per Fahne ins Rennen gewunken werden, weil die schwere Startmaschine einzusinken droht.
Zwischen 11 und 16 Uhr laufen neun Rennen, der Höhepunkt ist der „Preis der Fortuna“ am späten Mittag. Unter den elf Startern ist auch der Hengst Dato, dessen Jockey ein Jersey in den Farben rot und weiß trägt – wie zum Zeichen, dass dieses Pferd aus dem Stall Grafenberg kommt und damit Heimvorteil hat.

Hier steht Fortuna in der Fernsehgeld-Tabelle
Sieger des Rennens wird aber ein Hengst namens Assistent, der im Anschluss von dem 58 Kilogramm leichten Jockey Leon Wolff (19) mit matschverschmiertem Gesicht zur Siegerehrung geführt wird. Reiter, Trainer und Besitzer bekommen für den Sieg insgesamt 15.000 Euro Preisgeld, das Pferd eine Schüssel voll mit Möhren und Äpfel. Erfolgreiche Wettspieler erwartet allein in diesem Rennen über 11.000 Euro.
„Mit den Wetteinsätzen finanzieren zum Teil den Verein und die Veranstaltung“, sagt Andrea Höngesberg, Geschäftsführerin des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins. „Deswegen ist die geringe Besucherzahl für uns eine wirtschaftliche Katastrophe.“ Wer sich von dem Dauerregen nicht abschrecken ließ, erlebte trotzdem einen Tag mit vielen Höhepunkten für Pferdefreunde und Fortuna-Fans: Torwandschießen, Autogrammstunde, Ponyreiten und die Kür zum „Galopper des Jahres“.

Die Heimatklubs der Fortuna-Profis
Diese Auszeichnung ist nach Angaben des Rennsportverbands „Deutsche Galopp“ die älteste Publikumswahl im deutschen Sport. Passenderweise geht sie dieses Jahr zum dritten Mal in Folge an einen Vollblüter, der dem Chef des ältesten Sportvereins Düsseldorfs gehört: DRRV-Präsident Peter Endres ist stolzer Besitzer von „Torquato Tasso“ – ein Galopprennpferd, das einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat.
„Ich habe ihn vor fünf Jahren auf einer Auktion für 25.000 Euro ersteigert, dann gewann er 2021 das prestigeträchtige Rennen in Paris“, erzählt Endres. „Jetzt bekomme ich viele Verkaufsanfragen, keine davon unter zehn Millionen Euro.“

Die Rekord-Torschützen von Fortuna Düsseldorf
Der Züchter will jedoch gar nicht verkaufen, sondern lässt seinen Hengst lieber andere Stuten decken – und bekommt mit seinem Gesttüt pro Akt 20.000 Euro. „Das hilft, die jahrzehntelange Investitionen in die Pferdezucht wieder aufzufangen“, sagt Endres.
DRRV-Vizepräsident Klaus Allofs züchtet nicht selbst, ist aber Mitbesitzer von vier Pferden. „Das ist mein Hobby“, sagt der Fortuna-Vorstand. „So wie für andere Leute ein teures Auto.“ Im achten Rennen des Tages tritt sein Wallach „Quello“ an und belegt den vierten Platz, etwa drei Längen vor „Inaugural“, dessen Reiterin Sibylle Vogt ein Fortuna-Trikot trägt. Denn das Pferd kommt aus dem „Stall Fortuna 95“ des ehemaligen Fortuna-Spielers Axel Bellinghausen. „Solche matschigen Böden ist unser Pferd noch nie gelaufen“, sagt Allofs. „Die Bedingungen machen es deutlich schwerer abzusehen, wer am Ende gewinnt.“
So macht das Wetter die Wetten umso spannender. Im Teehaus, dem VIP-Treffpunkt bei dem Pferderennen, vergleichen die Gäste ihre Tipps. Einer gibt damit an, gleich beim ersten Rennen 100 Euro gesetzt zu haben. Dann verliert er. „Du sollst doch nicht immer so viel setzten Schatzi“, sagt seine Freundin.
Daneben stehen Clarissa und Jendrik Odewald, ebenfalls mit Tippscheinen in der Hand. Er geht schon seit 30 Jahren zu Pferderennen, hat sein Jagd-Fernglas mitgebracht und schaut sich die Starter fachmännisch im Führungsring an. Wer macht einen guten Eindruck, wer ist besonders ruhig? Seine Frau winkt ab. „Ich schaue vor allem auf die Namen“, sagt Clarissa Odewald. Im fünften Rennen setzt sie auf den Wallach „Gedöns“ – und gewinnt.