Unklare Lage bei Fortunas Stürmer Provoziert Karaman seinen Abgang?

Analyse | Düsseldorf · Kenan Karaman will Fortuna verlassen. Daran besteht kein Zweifel. Spätestens, wenn man sein spärliches Engagement beim Training betrachtet. Die Frage ist: Wie weit wird der Stürmer gehen, um seinen Willen zu bekommen? Sportvorstand Klein sagt: „Wir planen mit Kenan Karaman.“

 Kenan Karaman

Kenan Karaman

Foto: RP/Christof Wolff

Adam Bodzek ist im Gespräch gut gelaunt. Er gibt bereitwillig Auskunft über seine neue Rolle als Kapitän, das noch offene Saisonziel und den Start beim Hamburger SV am Freitag (18.30 Uhr). Er spricht über ein „hungriges Team“ bei Fortuna. Doch bei der Nachfrage, ob auch Kenan Karaman noch hungrig sei, reagiert Bodzek etwas ratlos. „Ich weiß nicht, müsst ihr ihn fragen“, sagt der 35-Jährige. „Ich weiß ja, worauf ihr hinauswollt. Aber ich bin im Endeffekt auch nur ein Spieler. Es gibt zwei Parteien: Kenan und unseren Verein. Es muss einfach geklärt werden, wie es weitergeht. Darauf können die anderen Spieler wenig Einfluss nehmen.“

Die Frage nach der Hungrigkeit Karamans rührt von den Eindrücken vom Training am Dienstagvormittag her. Es war ein Kenan Karaman zu beobachten, der nur partiell Ehrgeiz und Lust auf Fußball zeigte. Seine Körpersprache gab vielmehr den Hinweis darauf, dass er mit Fortuna innerlich schon abgeschlossen haben könnte. Er trabte als Letzter bei der Aufwärmrunde, ließ bei verschiedenen Übungen häufig den Kopf hängen, lief einem etwas ungenau gespielten Ball von Kelvin Ofori fast schon provokant nicht mehr hinterher. Es war nichts von dem engagierten Kenan Karaman zu sehen, den man bei vielen anderen Trainingseinheiten zuvor beobachten konnte.

Dabei hatte Trainer Uwe Rösler am Sonntag nochmal ein intensives Gespräch mit Karaman gesucht, ihm erklärt, dass es nichts bringe, sich sturzustellen, er stattdessen versuchen solle, sich auf Fortuna zu konzentrieren, solange es keine Einigung mit einem neuen Klub gibt. Der Effekt dieser Unterhaltung schien bereits am Dienstagvormittag verpufft gewesen zu sein. Der Spieler selbst möchte sich derzeit nicht äußern.

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Nun stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Rein sportlich gesehen, wäre ein professionell auftretender Karaman sicherlich ein Gewinn für Fortuna. Zumal Rösler nach den Ausfällen von Emmanuel Iyoha (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Dawid Kownacki (Trainingsrückstand nach Covid-19-Erkrankung) bereits beim Auftakt in Hamburg dringend eine Alternative im Sturm benötigt.

Doch selbst wenn Rösler sich entscheiden sollte, Karaman in den Kader zu nehmen, heißt das ja noch lange nicht, dass der türkische Nationalstürmer das auch mitmachen wird. Das zeigt ein Blick zum Erzrivalen nach Köln, wo Jhon Cordoba den Klub bat, im Pokal nicht spielen zu müssen, um einen Wechsel zu Hertha BSC nicht zu gefährden.

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Der Unterschied zum Fall Cordoba ist allerdings, dass für Karaman kein Angebot vorliegt, das Fortunas Sportvorstand Uwe Klein als seriöse Vertragsgrundlage erachtet. Und dementsprechend energisch sagt er: „Wir planen mit Kenan Karaman.“ Und aus dieser Aussage ist auch kein „Aber“ zu interpretieren. Denn das bisherige Angebot für die Offensivkraft ist noch so weit von den Vorstellungen der Düsseldorfer entfernt, dass man nicht einmal im Ansatz von einer Einigung sprechen könnte.

„Wenn man im Prinzip handelseinig wäre, dann könnte man darüber nachdenken, ob es nicht besser ist, den Spieler zu schützen und nicht mehr spielen zu lassen“, sagt Klein. „Aber dafür gibt es in unserem Fall überhaupt keine Grundlage. Ich habe totales Verständnis dafür, dass jemand einen anderen Weg einschlagen möchte. Aber er muss genauso Verständnis dafür haben, dass wir dafür unseren Weg nicht komplett verlassen werden. Kenan ist ein extrem wichtiger Spieler für uns, und natürlich gehe ich davon aus, dass er am Freitag gegen den HSV zur Verfügung steht.“

Klein wehrt sich auch gegen Gerüchte, Karaman habe die Wadenverletzung nur vorgeschoben, um nicht beim Pokal mitmachen zu müssen. Aus dem Physioteam habe es den Hinweis gegeben, Karaman hätte noch leichte Probleme. „Wenn ich mitbekommen würde, dass da einer ist, der Probleme mit der Motivation hat, dann würde ich ihn mir ganz sicher zur Brust nehmen und ihn auf seinen Arbeitsvertrag hinweisen“, befindet Klein. „Aber den Eindruck habe ich nicht.“

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