Defensiv anfällig, offensiv harmlos Fortuna macht einfach zu viele Fehler

Düsseldorf · Die Offensive von Fortuna Düsseldorf wirkte beim 0:3 in Mönchengladbach zwar verbessert, sie genügt aber noch lange nicht Bundesliga-Ansprüchen. Der Zusammenhalt im Klub aber stimmt.

 Fortunas Königstransfer Marvin Ducksch (links) blieb auch in Gladbach ohne Saisontor.

Fortunas Königstransfer Marvin Ducksch (links) blieb auch in Gladbach ohne Saisontor.

Foto: AP/Martin Meissner

Die Botschaft war ebenso ungewöhnlich wie unmissverständlich. Am Morgen nach der 0:3-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach postete Fortuna bei Facebook den Text: „Ihr könnt uns belächeln, Ihr könnt Euch über uns lustig machen oder uns sogar abschreiben... Aber seid Euch sicher: Wir werden jede Woche wiederkommen, nicht aufgeben und es immer wieder aufs Neue versuchen!“ Dazu stellte der Klub ein Foto, das die Spieler mit erhobener Faust vor dem Gästeblock des Borussia-Parks zeigt.

Was das Foto wegen der Perspektive nicht leisten kann, ist der Ergänzung wert: Viele der mehr als 5000 Düsseldorfer Fans erwiderten die Geste und unterstrichen mit lauten „Fortuna, Fortuna“-Rufen, dass sie trotz sechs Punktspiel-Niederlagen in Folge voll hinter der Mannschaft stehen und die Möglichkeiten der Truppe realistisch einschätzen. Ein hochemotionaler Moment.

Borussia Mönchengladbach gegen Fortuna Düsseldorf: Die Fortunen in der Einzelkritik
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Borussia - Fortuna: die Fortunen in der Einzelkritik

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Foto: Falk Janning

Die Verbindung stimmt also zwischen Mannschaft und Fans, sieht man einmal von den nicht nachvollziehbaren Pyrotechnik-Auswüchsen ab. Wenn der Klub jedoch seinem nach dem Aufstieg ausgegebenen Motto „Gekommen um zu bleiben“ Taten folgen lassen will, genügt der Schulterschluss mit dem Anhang nicht – so wichtig er auch ist.

Die Gründe für die Niederlage in Mönchengladbach sind vielschichtig. Natürlich spielte die Fehlentscheidung von Schiedsrichter Felix Brych, der einen Handelfmeter für Gladbach verhängte, obwohl Kaan Ayhans angelegter Arm angeschossen wurde, eine maßgebliche Rolle. Denn so einfach, wie es sich Borussen-Trainer Dieter Hecking machte („Wir hätten auch ohne den Elfmeter gewonnen“), ist die Sache selbstverständlich nicht. Bis zu Hazards Strafstoß-Treffer hatte sich der Favorit extrem schwer getan, und trotz des gesunden Selbstbewusstseins der Gastgeber ist keineswegs sicher, dass sich das geändert hätte.

Dennoch fassten sich die Fortunen schon kurz nach dem Abpfiff an die eigene Nase und taten gut daran. „Wir wollten es ein bisschen zu sehr erzwingen“, meinte Stürmer Rouwen Hennings. „Derzeit haben wir nicht die nötige Ruhe vor dem Tor.“ Stimmt: Mehrmals eroberten die Düsseldorfer gegen die lange Zeit nicht gerade passsicheren Gladbacher den Ball und fuhren gefährliche Konter – allerdings nicht zu Ende. „Da fehlte die letzte Entschlossenheit“, kritisierte Trainer Friedhelm Funkel. „Das ist eben der Unterschied, ob man bei einem Viertligisten in Ulm oder in Mönchengladbach spielt.“

Diese Kritik muss sich auch Dodi Lukebakio gefallen lassen, der zwar Gegenspieler Oscar Wendt so oft düpierte, dass dem Schweden ein Schleudertrauma drohte. Entschlossen Richtung Tor zog jedoch auch der Belgier nicht, auch wenn er einmal Pech hatte, als der ganz schwache Brych ihm eine aussichtsreiche Szene fälschlicherweise als Foul auslegte. „Dodi war zwei-, dreimal zu verspielt“, sagte Funkel. „Überhaupt treffen wir zu oft falsche Entscheidungen in der Offensive. Das haben wir in den ersten fünf Saisonspielen besser hinbekommen.“

Diesen Punkt muss Fortuna schnell wieder erreichen, wenn das Abenteuer Bundesliga nicht gar zu schnell beendet sein soll. In Gladbach wirkte ihr Angriffsspiel zwar verbessert, nicht zuletzt wegen der Besetzung mit vier gelernten Offensiven (Hennings, Lukebakio, Marvin Ducksch und Takashi Usami). Im Abschluss blieb der Aufsteiger aber erschreckend harmlos.

Zweite Großbaustelle ist die Defensive, die zwar am Sonntag insgesamt gut stand, erneut aber unter kapitalen individuellen Fehlern litt. Was Ayhan bei seinem Fehlpass vor dem 0:2 ritt, wird nie zu klären sein und ließ nicht nur Klubboss Robert Schäfer ratlos zurück: „Da müssen Sie schon Kaan selbst fragen.“ Funkel sagte dazu: „Darüber werden wir natürlich reden. Man kann den Ball auch einfach mal wegschlagen.“ Viel Zeit zum Lernen bleibt nicht, denn schon am Samstag (15.30 Uhr, Arena) geht es gegen Hertha BSC weiter. Und eine weitere Niederlage ließe den Graben zu den rettenden Plätzen schon gefährlich groß werden.

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