Wer wissen will, wie man den FC St. Pauli in seine Einzelteile zerlegt, der sollte sich das Spiel der Hamburger gegen den FC Ingolstadt anschauen. Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel wird es seinen Profis in der Videoanalyse sicherlich noch einmal vorführen. Der Bundesliga-Absteiger spielte kompromisslosen Angriffsfußball, ein hohes Pressing, traf früh ins Tor und nahm den planlosen Hausherren damit den Wind aus den Segeln. Zur Pause stand es 0:4, dabei blieb es.

St. Pauli lieferte die drei Punkte am vergangenen Wochenende frei Haus, genau wie die Fortuna beim 1:3 in Fürth. Allerdings kann es in englischen Wochen schnell ganz anders aussehen. Die Hamburger stürzten am Dienstagabend im Nordderby Tabellenführer Holstein Kiel beim 1:0 — und ebneten damit den Weg für Fortuna zurück an die Spitze. Die Auswahl von Trainer Olaf Janßen, mit Ex-Fortune Christopher Avevor in der Startelf, überzeugte eher mit ihrer leidenschaftlichen Kampfkraft, fußballerisch war der Auftritt mau.

Chaoten-Attacke beim Nordderby

Für das Gesprächsthema Nummer eins sorgten ohnehin nicht die beiden Mannschaften. Vor der Partie waren während des Aufwärmprogramms etwa 25 vermummte Holstein-Sympathisanten auf den Platz gelaufen, um Fahnen und Banner der gegnerischen Fans in ihren Besitz zu bringen. Pyrotechnik wurde in den gegnerischen Block geschmissen. Sogar Pauli-Stürmer Sami Allagui mischte sich ein, er holte eine entwendete Fahne zurück. Ordnungskräfte beruhigten die Lage und nahmen einige Täter in Gewahrsam. Das Spiel wurde mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen.

"Dass Menschen, die nicht ins Fußballstadion gehören, diese Bühne für solche Aktionen nutzen, macht einen traurig und als Trainer auch hilflos", sagte St. Paulis Trainer Janßen. Wie man es richtig macht, zeigten dagegen die Anhänger der Fortuna. Beim 1:0 gegen Jahn Regensburg mussten die etwa 100 Gäste-Fans in der Halbzeitpause nicht für ihr Bier bezahlen — eine schöne Geste. Die Fortunen und der Arena-Caterer Aramark hatten dafür gesammelt.

Am Samstag sind die Düsseldorfer nun selbst Gast. Die Tour zum Millerntor ist eine der beliebtesten Auswährtsfahrten bei den Fans. Und als Spitzenreiter in der Hansestadt anzutreten, macht die Sache noch ein bisschen attraktiver. St. Pauli steht drei Zähler hinter den Rot-Weißen auf Platz sieben, hat jedoch das deutlich schlechtere Torverhältnis. Sandhausen und Darmstadt (jeweils 14 Zähler) sind noch etwas näher an den Rheinländern (16) dran.

"Das ist eine sehr gefährliche Mannschaft"

Trainer Friedhelm Funkel kündigte an, erneut durchmischen zu wollen. Gegen Regensburg war der 63-Jährige mit seinen fünf Umstellungen gut gefahren. "Mich freut besonders, dass die Spieler, die bislang nur kurz zum Einsatz kamen, gut gespielt haben. Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis, auch für das Spiel auf St. Pauli am Samstag, denn auch dort werden wir wieder rotieren", sagte der Fußballlehrer. In acht Spielen gab's bislang acht verschiedene Startformationen. Rouwen Hennings, André Hoffmann und Jean Zimmer könnten nun beispielsweise in die erste Elf zurückkehren.

"Wir haben jetzt wieder eine sehr kurze Regenerationsphase und das wird mit Blick auf St. Pauli wieder ein ganz schweres Spiel werden", betonte Fortuna-Torwart Raphael Wolf, der auch in Hamburg den verletzten Michael Rensing vertreten wird: "Das ist eine sehr gefährliche Mannschaft, das hat man gerade gegen Kiel gesehen." Angst und bange muss dem Keeper bei den Statistiken der Hamburger — unter anderem 7:15 Torschüsse gegen Kiel — aber nicht werden.