Fortuna Düsseldorf Bolly war immer zu schnell für sich selbst

Düsseldorf · Mathis Bolly ist der schnellste Spieler, den die Fortuna bisher hatte. Doch das führte zu oft zu Verletzungen und zu selten zum Erfolg beim Fußball-Zweitligisten. Deshalb muss er jetzt gehen.

Mathis Bolly: Der dauerverletzte Flügelflitzer
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Das ist Mathis Bolly

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Foto: dpa, pst lre

Die wohl glücklichste Szene von Mathis Bolly im Fortuna-Trikot steht im Nachhinein stellvertretend für sein ganzes Unglück. Im letzten Spiel des Jahres 2014 traf der Offensivspieler zum entscheidenden 1:0 des Fußball-Zweitligisten gegen Union Berlin. Bolly durfte die "Humba" vor ein paar tausend Fortuna-Fans dirigieren, "das hat Spaß gemacht, es war ein tolles Gefühl", der Nationalspieler der Elfenbeinküste schwebte offensichtlich auf einer Welle des Glücks. Nicht zuletzt rettete er Trainer Oliver Reck den Job über die Winterpause hinaus.

Unmittelbar nach diesem Spiel fabulierte Bolly noch davon, dass nun alles gut werden könne. Wurde es aber nicht. Für Reck nicht, für die Fortuna nicht und für Bolly so gar nicht. Gut zwei Monate später wurde der Trainer entlassen, wenige Wochen später folgte ihm Manager Helmut Schulte, und die Fortuna trudelte unter Interimstrainer Taskin Aksoy desolat dem Saisonende auf einem zehnten Rang entgegen. Für Bolly war die Begegnung mit dem Glückserlebnis gegen Union Berlin der drittletzte Einsatz der Saison - zwei Einwechslungen später liefen die übrigen 13 Begegnungen ohne sein Mitwirken ab.

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Das Abschlusszeugnis für die Profis

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So oder so ähnlich lief seine gesamte Karriere im Fortuna-Trikot. Immer mal wieder blitzte Bolly auf, verschwand dann wieder in der Versenkung. Von 125 möglichen Pflichtspielen war er nur bei 55 dabei. Meist war der Offensivspieler verletzt, seine Krankenakte liest sich wie ein Lexikon der Muskelverletzungen von Faserriss bis Zerrung. Nach seiner Verpflichtung in der Winterpause vor drei Jahren verpasste er die ersten sechs Spiele wegen "muskulärer Probleme".

Seine Sprintstärke wurde seine größte Schwäche. Beim Fußball-Computerspiel "Fifa" gehörte er seit Jahren regelmäßig zu den schnellsten Fußballspielern der Welt. Aber Videospiel war eben nicht Wirklichkeit. Schon der damalige Trainer Norbert Meier sprach davon, dass Bolly "eine Muskulatur wie ein Rennpferd" habe, die entsprechend behutsam behandelt werden müsse. Denn so schnell wie der Nationalspieler der Elfenbeinküste war, so verletzungsanfällig war er auch.

Und manchmal wirkte es so, als ob Bolly den Ball bei seiner Geschwindigkeit kaum entscheidend kontrollieren konnte. Brach anfangs noch Beifallssturm auf den Rängen aus, wenn er antrat und auf der Außenbahn die Gegner stehen ließ, gab es immer öfter das lautstarke Aufstöhnen, wenn seine Aktion mal wieder ins Leere ging - oder er sich gar an den Oberschenkel fasste. Die nächste Verletzung. Immer wieder vermischt mit Mitleid für den sympathischen und volksnahen Menschen Mathis Bolly. Allerdings war seinem Arbeitgeber die Leistung unter dem Strich zu wenig. Der Vertrag läuft Ende Juni aus, und Bolly wurde schon offiziell verabschiedet.

Auch mit den sechs Toren im Fortuna-Trikot hatte er nicht wirklich Glück: Nur eines führte entscheidend zum Sieg, dazu drei Niederlagen, ein Remis, das dritte Tor bei einem 4:0. Ausnahme war jenes 1:0 gegen Berlin, Mathis Bollys persönlicher Glücksmoment als Fortune. Wenigstens etwas, das bleibt.

(RP)
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