Fortuna feiert Derbysieg "Für diese Spiele steht man jeden Tag auf dem Trainingsplatz"

Duisburg · Die Düsseldorfer hatten im Zweitliga-Derby beim MSV Duisburg Glück, dass Schiedsrichter Stegemann den Gastgebern einen Elfmeter verweigert. Der 2:1-Erfolg des Spitzenreiters ist nach einer starken Leistung dennoch verdient.

Fortuna Düsseldorf beim MSV Duisburg: Einzelkritik
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Fortuna in Duisburg: Einzelkritik

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Foto: Falk Janning

Das Lob des Gegners wiegt besonders schwer. "Fortuna Düsseldorf", sagt der Duisburger Trainer Ilia Gruev, "steht absolut zu Recht ganz oben. Die Qualität dieser Mannschaft ist beeindruckend. Genki Haraguchi, Takashi Usami, Rouwen Hennings - das sind alles großartige Spieler. Und dazu kommt noch die tolle Arbeit von Trainer Friedhelm Funkel."

Es sprach für den Coach des MSV, dass er schon wenige Minuten nach einem hochemotionalen Zweitliga-Derby zu einer solch sachlichen Analyse fähig war. Dies umso mehr, als die Duisburger dieses Derby verloren hatten. Mit 2:1 entführte Fortuna nach einer spannenden und abwechslungsreichen Partie die Punkte und machte damit einen großen Schritt in Richtung Bundesliga. Neun Zähler beträgt ihr Vorsprung auf Holstein Kiel bereits, das den Relegationsplatz drei belegt, elf sogar auf den vierten Rang.

Fortuna-Profis feiern Derbysieg in Duisburg
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Foto: Falk Janning

Über den Aufstieg sprechen wollte im Düsseldorfer Lager dennoch niemand. "Wir bleiben mit den Füßen auf dem Boden", versicherte Kapitän Oliver Fink, einer der Besten gegen die "Zebras". "Wir wollen einfach jede Woche unseren Job machen." In Duisburg machte Fortuna ihren Job wieder einmal sehr gut, und der Kapitän agierte dabei beispielhaft. In der 40. Minute spielte Fink einen langen Pass genau auf den Fuß von Hennings, der den Ball anschließend sehenswert zum 0:1 in die lange Ecke drosch.

Lobende Worte zu diesem Pass wollte Fink anschließend jedoch nicht hören. "Habt ihr gesehen, was Rouwen mit diesem Ball angestellt hat?" fragte der 35-Jährige. "Das war 1 A, da war der Pass noch das Schlechteste." Zu bescheiden, denn schlecht war daran gar nichts - was auch für die Vorstellung der Gäste insgesamt galt.

Fortunas entscheidendes Plus in einem packenden, mitreißenden Straßenbahnderby war die mannschaftliche Geschlossenheit. Bei den Rot-Weißen fiel keiner ab, jeder Einzelne bot eine konzentrierte Vorstellung. "Das war eine sehr reife Leistung", sagte Funkel. "Unser Ziel war es, die Kontrolle über das Spiel zu erlangen, und das ist uns weitestgehend geglückt. Ich war unglaublich ruhig an der Seitenlinie, weil ich dachte: Die Mannschaft packt das, sie setzt taktisch alles um, was wir uns vorgenommen haben."

Ein wenig Glück hatte sie dennoch, denn in der 58. Minute hätte der ansonsten ganz starke Schiedsrichter Sascha Stegemann einen Foulelfmeter gegen die Gäste verhängen können, wahrscheinlich sogar müssen. Der Düsseldorfer Julian Schauerte, wie schon beim 2:1 gegen St. Pauli vor Wochenfrist in sehr guter Form, traf im Strafraum MSV-Publikumsliebling Kevin Wolze, doch Stegemanns Pfiff blieb aus. "Das war aus meiner Sicht ein glasklarer Elfmeter", meinte Gruev, während Fortunas Innenverteidiger André Hoffmann einen interessanten Erklärungsversuch startete: "Ich kenne Kevin Wolze sehr gut, er fällt gern schon mal etwas theatralisch." Womöglich habe den Referee das bewogen, weiterspielen zu lassen.

In der Folge hatte der eingewechselte Kingsley Onuegbu zweimal die Möglichkeit zum Ausgleich. Auf der Gegenseite traf Hennings die Latte (65.) und köpfte knapp drüber (84.), ehe Usami vier Minuten später nach glänzendem Zuspiel des ebenfalls eingewechselten Davor Lovren Fortunas zweiten Treffer erzielte. Die Entscheidung war das immer noch nicht, weil der aufopferungsvoll kämpfende MSV durch Boris Tashchy noch einmal verkürzte. "Dieses Derby hat alles gehalten, was man sich davon versprochen hat", schwärmte Fink. "Für diese Spiele steht man jeden Tag auf dem Trainingsplatz."

Ganz so begeistert fiel Gruevs Fazit nach der ersten Heimniederlage seit fast sechs Monaten verständlicherweise nicht aus. Der MSV-Trainer sagte jedoch stolz: "Wir haben das Wort Derby gegen einen starken Gegner gelebt. Heute ist es schwer für uns, aber ab morgen werden wir wieder unseren Weg gehen."

(jol)
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