Analyse zum Remis gegen Hoffenheim Fortuna macht den nächsten Entwicklungsschritt

Sinsheim · Das Team von Trainer Friedhelm Funkel lässt sich vom 0:1-Rückstand in Hoffenheim nicht aus der Bahn werfen. Es bleibt stabil und holt einen mehr als verdienten Punkt. Das war in der Hinrunde in vielen Spielen noch anders.

 Rouwen Hennings treibt den Ball im Spiel gegen Hoffenheim.

Rouwen Hennings treibt den Ball im Spiel gegen Hoffenheim.

Foto: Falk Janning

Es ist ein gequältes Lächeln, das über das Gesicht von Lutz Pfannenstiel huscht. Das liegt aber mitnichten an der Leistung von Fortuna Düsseldorf bei der TSG Hoffenheim, sondern an der Mini-OP, die Fortunas Sportvorstand am Samstagmorgen über sich hat ergehen lassen müssen. Ein Nierenstein hatte Probleme gemacht und wurde im Krankenhaus in Sinsheim entfernt. Das hielt Pfannenstiel aber nicht davon ab, die Partie bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, bei dem er mehr als sieben Jahre als Scout und Leiter der internationalen Beziehungen angestellt war, zu besuchen. Und was er in der Arena an der A6 mit dem 1:1 zu sehen bekam, war nicht weniger, als der nächste Entwicklungsschritt der Düsseldorfer Mannschaft, für die er seit Dezember mitverantwortlich ist.

TSG 1899 Hoffenheim gegen Fortuna Düsseldorf: Stimmen zum Spiel
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„Wir haben nicht nur kämpferisch überzeugt, sondern guten Fußball gespielt“, analysierte Pfannenstiel. Das hatte Fortuna freilich schon mehrfach in dieser Saison getan. In Hoffenheim war dieser Umstand aber besonders bemerkenswert. Zum einen, weil eine derart positive Reaktion der Düsseldorfer auf das 0:4 gegen Leipzig am Sonntag zuvor nicht zwingend zu erwarten war. Zum anderen, weil der unnötige Rückstand nicht dazu führte, dass die Mannschaft fortan verunsichert über den Rasen schlich. Im Gegenteil: Das Team ließ sich überhaupt nicht beeindrucken, verfolgte seinen Matchplan weiter und holte einen wichtigen Punkt, der nach dem Spielverlauf sogar fast etwas wenig war.

Das unterstrich dann auch Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann: „Das Ergebnis geht für Düsseldorf absolut in Ordnung. Es ist eher glücklich für uns. Düsseldorf hat es gut gemacht. Wir haben es sehr schlecht gemacht.“ In der Tat. Besonders in den Anfangsminuten sah es so aus, als wären die Gastgeber der Abstiegskandidat und die Düsseldorfer das Team mit dem Anspruch, in der Champions League zu spielen. Dass Fortuna davon aber weit entfernt ist, machte die Chancenverwertung in dieser Phase deutlich. Rouwen Hennings und Kaan Ayhan hätten das Tohuwabohu in Hoffenheims Defensive ausnutzen müssen. Da sie das nicht schafften, kam die TSG nach und nach besser ins Spiel und ging nach einer Viertelstunde per Elfmeter in Führung.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Der normale Reflex einer Mannschaft, die um den Klassenerhalt kämpft und am Wochenende zuvor 0:4 verloren hat, wäre nun, in dieser vermeintlichen Ungerechtigkeit des Fußballgotts zu versinken und das Spiel dadurch zu verlieren. Dass Fortuna eben das nicht passierte, lässt darauf schließen, dass die Mannschaft absolut intakt ist – und, dass sie im Gegensatz zur Hinrunde eine beachtliche Entwicklung genommen hat. In den Spielen gegen Leverkusen, Schalke oder Gladbach zum Beispiel spielte Fortuna auch über einen langen Zeitraum gut mit, doch nach den Treffern zum 0:1 fehlte jegliche Stabilität – wie auch am vergangenen Sonntag gegen Leipzig. Der Gegner nutzte das jeweils eiskalt aus. Diesmal nicht. Nun sagt Trainer Friedhelm Funkel: „Diese Mannschaft strotzt vor Selbstvertrauen. Daran hat das 0:4 nichts geändert. Es war sehr mutig, wie wir hier aufgetreten sind. Darauf bin ich stolz.“ Rouwen Hennings erzielte kurz nach der Halbzeit das 1:1. Erneut Hennings und Ayhan hätten sogar noch den Siegtreffer erzielen können.

Die spielerische Fortentwicklung seiner Mannschaft war auf dem Spielfeld jedenfalls klar zu erkennen. Fortuna beschränkt sich nicht etwa aufs kompakte Verteidigen mit einer Fünferkette. Nein, das Team setzte vor allem das situative Pressing, das die Düsseldorfer im Trainingslager in Marbella intensiv einstudiert hatten, immer besser um. Hoffenheim bekam so keinen Raum, das Spiel in Ruhe zu eröffnen. „Wir wussten, dass sie sich über die Passsicherheit in einen Rausch spielen können. Das wollten wir nicht zulassen, und das ist uns auch gut gelungen“, sagte Kapitän Oliver Fink.

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TSG 1899 Hoffenheim gegen Fortuna Düsseldorf: die Fortunen in der Einzelkritik
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Die Düsseldorfer Anhänger feierten ihr Team für diesen gelungenen Auswärtsauftritt und machten zudem ihre Vorfreude auf das Achtelfinale im DFB-Pokal am Mittwoch auf Schalke (20.45 Uhr) deutlich. „Es wird der eine oder andere Spieler, der heute sehr viel gelaufen ist, eine Pause bekommen“, kündigte Funkel an. „Wir wollen dort auf jeden Fall genauso mutig und erfolgreich auftreten wie heute. Dann werden wir sehen, was dort möglich ist.“

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