Kreativspieler derzeit ohne Einsatzminuten Baker ist das Opfer der Fortuna-Taktik

Düsseldorf · Lewis Baker sollte offensive Impulse in Fortunas Mittelfeld geben. Doch momentan ist der Engländer außen vor, weil Trainer Friedhelm Funkel auf defensivere Alternativen setzt.

 Bei seinem bisher letzten Einsatz: Lewis Baker (li.) im Duell mit Herthas Javairo Dilrosun.

Bei seinem bisher letzten Einsatz: Lewis Baker (li.) im Duell mit Herthas Javairo Dilrosun.

Foto: dpa/Soeren Stache

Knapp drei Monate ist der Bundesligastart her. Fortuna gewann mit 3:1 bei Werder Bremen. Es gab viel Jubel und – wie immer nach dem ersten Saisonspiel – eine Reihe neuer Erkenntnisse. Eine davon: Lewis Baker kann ein richtiger Gewinn für das Düsseldorfer Team werden. Jetzt, einige Wochen später, hat Fortuna nach einer Reihe von Niederlagen wieder die Kurve bekommen. Doch Lewis Baker hatte daran keinen Anteil. In den vergangenen vier Pflichtspielen kam der 24-jährige Mittelfeldspieler gar nicht mehr zum Einsatz. Baker ist ein Opfer der Taktik. Trainer Friedhelm Funkel hat sich zuletzt für eine defensivere Ausrichtung im zentralen Mittelfeld entschieden.

Beim 2:0-Derbysieg gegen Köln spielten Adam Bodzek und Alfredo Morales auf den Sechserpositionen vor der Abwehr. Die offensive Mittelfeldrolle rund um Stürmer Rouwen Hennings übernahm Kapitän Oliver Fink. Das bisher letzte Mal durfte Baker beim 1:3 bei Hertha BSC Anfang Oktober ran. Es war ein schlechter Auftritt, von Baker und dem gesamten Team. Gegen Mainz, in Paderborn, gegen Aue im Pokal und gegen Köln saß er daraufhin jeweils 90 Minuten auf der Bank. Andere Mittelfeldakteure erhielten sowohl bei der Startelf-Nominierung als auch bei Einwechslungen den Vorzug.

Beim 1:0 gegen Mainz durfte in Bodzek und Matthias Zimmermann die Fraktion „Harte Zweikämpfe“ in der Zentrale ran. Das hatte – in Kombination mit der massiven Dreierkette in der Abwehr – zur Folge, dass Mainz offensiv gar nicht zum Zug kam. Es hatte aber auch zur Folge, dass Fortuna in Abwesenheit von Baker viel Kreativität abging. Aber am Ende reichte es eben zum 1:0 gegen in Unterzahl spielende Rheinhessen. In einer Phase, in der der Mannschaft spürbar das Selbstvertrauen abhanden gekommen war, setzte Funkel auf Mentalität statt auf Kreativität. Zwar verkörpert Baker auch Siegeswillen, aber es ist typisch für den Düsseldorfer Trainer, dass er in kritischen Phasen auf alteingesessene Spieler setzt.

Dass Baker momentan hinter den anderen hinterherhinkt, kann man an der Tatsache ablesen, dass er weder beim Rückstand in Paderborn noch gegen den Zweitligisten Erzgebirge Aue auch nur eine Einsatzminute bekam.

Gedacht, war das alles anders. Baker wurde im Sommer für ein Jahr vom FC Chelsea verpflichtet – auf Leihbasis mit Kaufoption. Der englische Junioren-Nationalspieler sollte eine Schlüsselrolle in der Schaltzentrale übernehmen, das Vakuum füllen, das durch den Kreuzbandriss von Kevin Stöger entstanden ist. „Man sieht, dass er ein gestandener Spieler ist, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Trainer Friedhelm Funkel im Sommer über die ersten Eindrücke des Zugangs. „Er spricht sehr viel, dirigiert. Das macht er gut.“

Bakers Vita zeigt auch Vielversprechendes auf. Unter anderem beendete er das Turnier von Toulon, den zweitwichtigsten U21-Wettbewerb neben der Europameisterschaft, 2016 als Top-Torjäger mit vier Toren in vier Partien. England gewann den Titel zum ersten Mal seit 22 Jahren.

Doch auf der Insel kam der Mann, der im schwierig zu verstehenden Cockney-Dialekt plaudert, fußballerisch nicht wirklich gut zurecht. Baker schaffte Baker den Durchbruch beim Londoner Topklub, bei dem er einen Vertrag bis 2022 hat, nicht. Stattdessen wurde er sechs Mal an andere Klubs verliehen: In England an Sheffield Wednesday, MK Dons, FC Middlesborough, Leeds United und in der vergangenen Saison an den Zweitligisten FC Reading.

Bei Fortuna beruhte die Verpflichtung vor allem auf Bakers Eindrücken, die er abseits der Insel hinterlassen hat. Denn seine erfolgreichste Zeit hatte er bei Vitesse Arnheim in der holländischen Eredivisie – in zwei Spielzeiten zwischen 2015 und 2017. In 73 Begegnungen für die Niederländer traf er 20 Mal und bereitete elf Tore vor. Baker wurde zudem zu einem der besten Spieler 2016 gewählt.

Lewis Bakers Hoffnung ist nun, dass er daran bald anknüpfen kann. Trainer Funkel macht ihm jedenfalls Hoffnung auf weitere Einsätze: „Ich habe eine gute Auswahl im zentralen Mittelfeld. Ich habe vier sehr gute Spieler mit Adam, Lewis, Marcel (Sobottka, Anm. d. Red.) und Alfredo. Im Moment geht es zu Lasten von Lewis, der nicht zum Einsatz kommt. Aber das wird auch irgendwann wieder einen anderen treffen.“

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