Ampomah gegen Balogun Duell der Ex-Fortunen in der Europa League

Antwerpen/Glasgow · Royal Antwerpen gegen Glasgow Rangers – auf den ersten Blick ist es eine Europa-League-Paarung ohne näheren Bezug zu Deutschland, die da am Donnerstag stattfindet. Doch auf beiden Seiten ist ein Stück Fortuna vertreten. Mit ganz unterschiedlichen Personen.

 Leon Balogun (weißes Trikot) gegen den FC Aberdeen.

Leon Balogun (weißes Trikot) gegen den FC Aberdeen.

Foto: imago images/PA Images/Andrew Milligan via www.imago-images.de

Unterschiedlicher als diese zwei können ehemalige Fortuna-Profis kaum sein. Auf der einen Seite ein 25-jähriger, 1,75 Meter großer Stürmer, der in seiner gerade einmal 15-monatigen Düsseldorfer Zeit mehr verbrannte Erde hinterlassen hat als andere in einem Jahrzehnt. Auf der anderen ein 32-jähriger 1,90-Meter-Abwehrhüne, der zwar auch nur zwei Jahre das Fortuna-Trikot trug, dabei aber so gut ankam, dass er noch sieben Jahre später viele Kontakte pflegt. Nana Ampomah und Leon Balogun. Bad Boy und Good Boy – zumindest aus dem Blickwinkel vieler Fortuna-Anhänger.

Nana Ampomah beim Fortuna-Training.

Nana Ampomah beim Fortuna-Training.

Foto: Rheinische Post/Frederic Scheidemann

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Am Donnerstag um 21 Uhr (live auf Dazn) treffen diese beiden aufeinander. Interessanterweise auf einer Ebene, die sportlich mindestens zwei Stufen über der der aktuellen Fortuna angesiedelt ist, der Europa League. Ampomahs neuer Klub Royal Antwerpen erwartet zum Hinspiel des Sechzehntelfinales die Glasgow Rangers, für die Balogun seit dem Sommer die Schuhe schnürt.

„Ich freue mich riesig darauf“, sagt Balogun, als unsere Redaktion ihn kurz nach dem Vormittagstraining der Rangers erreicht. „Die Europa League ist definitiv ein Highlight für uns. In der vergangenen Saison haben die Jungs noch ohne mich die Runde der letzten 16 geschafft. Das wollen wir nun mindestens wieder hinkriegen. Wir haben eine ambitionierte Mannschaft, unsere Ansprüche sind hoch. Es ist die Riesenchance für uns, ein paar europäische Nächte zu erleben.“

Gut möglich, dass der gebürtige Berliner in der ersten dieser Nächte auch in dem einen oder anderen direkten Duell auf Ampomah trifft. „Der Name ist mir schon ein Begriff“, berichtet Balogun, „ich habe einiges über ihn gelesen. Aber noch kenne ich ihn nicht persönlich.“ Was er gelesen hat, verrät er – ganz neu-britischer Gentleman – nicht.

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Foto: Frederic Scheidemann

Viele Schlagzeilen hat Ampomah nach seinem unrühmlichen Abschied aus Düsseldorf im Oktober (erst Covid-Infektion nach Verstößen gegen den Verhaltenskodex, dann Streikandrohung wegen seines Wechselwunschs nach Antwerpen) allerdings auch nicht mehr geschrieben. 427 von 1710 möglichen Einsatzminuten in der ersten belgischen Liga, 149 von 540 möglichen Minuten in der Europa Leage, national ein Treffer und eine Vorlage, international ein leeres Blatt. Ein bisschen mager für die hohen Erwartungen, die in Düsseldorf einmal an den Ghanaer geknüpft waren; und daran ändert auch nicht viel, dass Antwerpen als Tabellenzweiter eine bärenstarke Saison spielt.

Das gilt nämlich in besonderem Maße auch für die Rangers. Sie stehen bei 18 Punkten Vorsprung auf den Erzrivalen Celtic, der noch ein Spiel nachzuholen hat, kurz vor ihrem 55. schottischen Meistertitel. Doch das ist in Glasgow ein absolutes Tabuthema. „Darüber sprechen wir nicht“, betont Balogun und betont: „Wir denken immer nur ans nächste Spiel und wollen dieses gewinnen.“ Das gelang nahezu perfekt bislang: 25 Siege, vier Unentschieden, keine Niederlage, 69:8 Tore. Vor allem die Zahl der Gegentreffer lässt dabei extrem aufhorchen – und Innenverteidiger Balogun grinsen.

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„Unser Trainerteam um Steven Gerrard legt riesigen Wert auf eine konsequente Defensivarbeit, die ganz vorn beginnt“, erklärt der Ex-Fortune. „Wir wollen Ballbesitzfußball spielen, den Gegner dominieren, das Geschehen so weit wie möglich in dessen Hälfte verlagern. Daran feilen wir in jeder Besprechung, wir wollen immer noch besser werden.“ Balogun war in 1130 von 2250 möglichen Ligaminuten dabei, in der Europa League sogar in 441 von 540. Zuletzt saß er zwar viermal in Folge auf der Bank, feierte dann aber beim 1:0 über Kilmarnock ein 90-Minuten-Comeback.

„Ich denke, das war als kleine Verschnaufpause für mich gedacht“, erklärt der 32-Jährige lachend. „In meinem Alter – und dann habe ich ja auch nie zuvor in meiner Laufbahn so viele Spiele in so enger Taktung gehabt.“ Die nächsten Ziele sind klar: Weiterkommen in der Europa League, Meistertitel mit den Rangers – auch wenn niemand darüber spricht. Und dann? Baloguns Vertrag läuft im Sommer aus, „aber ich bin recht zuversichtlich, dass mein Kapitel bei den Rangers noch nicht beendet ist“.

Ampomahs Vertrag in Antwerpen endet erst im Juni 2022 – als Leihe, wohlgemerkt, denn offiziell ist der 25-Jährige bis 2023 immer noch Fortune. Rückkehr? Mehr als unwahrscheinlich. Für Balogun aufgrund seines Alters zwar auch, doch in Gedanken ist er noch oft in der Arena. „Ich trage die Stadt und die Fans immer in meinem Herzen“, versichert er. Und wenn der damalige Manager Helmut Schulte seinen Vertrag verlängert hätte, wäre Balogun vielleicht immer noch in Düsseldorf. „Fortuna war der Kickstart für meine Karriere. Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken und wäre stolz, sein Trikot noch einmal tragen zu dürfen.“ Ein Good Boy eben.

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