Fortuna Düsseldorf Unnerstall verschafft sich eine schöne Erinnerung

Düsseldorf · Ausgerechnet ein Testspiel wird Lars Unnerstall wohl lange im Gedächtnis behalten: Der Ersatztorwart von Fortuna Düsseldorf köpft gegen Viktoria Pilsen das 1:1. Ein besonderer Moment für den 25-Jährigen, der beim Zweitligisten vor dem Absprung steht.

Lars Unnerstall trifft für Fortuna Düsseldorf gegen Viktoria Pilsen
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Unnerstall trifft zum Ausgleich gegen Pilsen

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Foto: Falk Janning

Lars Unnerstall steht in der Jubeltraube. Seine Mitspieler zerren an ihm, lachen, feixen, schlagen ihm auf die Schulter. Sogar Trainer Friedhelm Funkel sprintet auf das Feld, um zu gratulieren. Ein ungewohntes Bild. Ungewöhnlich ist es allerdings schon, den Schlussmann überhaupt für die Fortuna auf dem Platz stehen zu sehen.

In Pflichtspielen war das in der abgelaufenen Saison lediglich zweimal der Fall: Unnerstall durfte nur im DFB-Pokal ran, spielte 120 Minuten gegen Rot-Weiss Essen und 90 Minuten gegen den 1. FC Nürnberg. Ernüchternd für einen Torhüter seiner Klasse, der den DFB-Pokal schon einmal gewonnen hat — 2011 mit dem FC Schalke 04. Unnerstall hat in Düsseldorf noch Vertrag bis Sommer 2017, wird diesen aber womöglich nicht erfüllen. Die Krux: In Michael Rensing blockiert einer der besten Fortunen den Platz zwischen den Pfosten.

Nach dem Last-Minute-Remis gegen den tschechischen Meister in Maria Alm spielte die Karriereplanung für den gebürtigen Ibbenbürener zumindest einen Moment lang keine Rolle. Er genoss die Wertschätzung seiner Nebenleute, von denen Taylan Duman den Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit per Ecke vorbereitet hatte. "Für das erste Tor meiner Karriere musste ich erst nach Österreich kommen", sagte Unnerstall: "Kommt ja nicht alle Tage vor, dass ein Torhüter ein Tor macht, deswegen haben sich alle mit mir gefreut — ein schönes Gefühl."

Nicht viele Torhüter konnten den Ball in der Vergangenheit im gegnerischen Tor unterbringen: Jens Lehmann, Frank Rost und Marvin Hitz trafen beispielsweise in der Bundesliga aus dem Feld, Jörg Butt verwandelte 26 Elfmeter. Unnerstall gelang das Kunststück zwar nur bei einem lockeren Aufgalopp zwischen Berggipfeln im Waldstadion von Westendorf, aber der Gegner war auch keine Laufkundschaft.

Einsätze in der 2. Bundesliga bekam Unnerstall bei der Fortuna zuletzt in der Saison 2014/15. Trainer Oliver Reck tauschte für einige Partien die Torhüter. Er setzte Rensing im Oktober vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern überraschend auf die Bank, obwohl die Düsseldorfer zuvor sieben Spiele in Folge nicht verloren hatten. Reck wollte Unnerstall Spielpraxis geben. Immerhin. Am Ende der Spielzeit kam er auf zehn Partien für den Zweitligisten.

Auf eine überraschende Wendung in den Planungen von Funkel kann Unnerstall nicht hoffen. Rensing war ein entscheidender Faktor im erfolgreichen Abstiegskampf. Er ist auch in der neuen Saison gesetzt. Wohin der Weg seines Vertreters führt, ist ungewiss. Sicher ist jedenfalls: Unnerstall wird sich bei einem Abgang nicht nur an seinen warmen Bankplatz erinnern.

(jado)
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