Fortunas Trainerlegende „König Aleks“ wird 75

Düsseldorf · Er führte Fortuna als Trainer in die Bundesliga und behielt trotz gescheiterten Comebacks seinen Kultstatus. Heute lebt Aleks Ristic in Kroatien.

 Aleksandar Ristic gibt die Richtung vor.

Aleksandar Ristic gibt die Richtung vor.

Foto: imago

An Aleksandar Ristic scheiden sich die Geister. Der bosnische Fußballtrainer war nie zimperlich im Umgang mit Spielern und Medienvertretern, aber auch nicht mit Vereinsfunktionären. Und so gibt es eine ganze Reihe von Weggefährten, die ihm Schaumschlägerei vorwarfen und ordentlich mit ihm aneinander gerieten. Unbestritten ist jedoch Ristics spektakulärer Erfolg mit Fortuna Düsseldorf, die er von 1993 bis 1995 aus der Drittklassigkeit direkt zurück in die Bundesliga führte, und sein enormes soziales Engagement rund um den Bürgerkrieg in seiner Heimat Ex-Jugoslawien. Am Freitag feiert „König Aleks“, wie er in Düsseldorf gern genannt wird, in seiner neuen Wahlheimat Kroatien seinen 75. Geburtstag.

Er kam als Weihnachtsmann verkleidet zur Pressekonferenz, schenkte den Linienrichtern Pfefferminzbonbons und lief in Düsseldorf zu Klängen der heimischen Punkrockband Tote Hosen ins Stadion ein. „Hier kommt Alex“, schallte es im alten Rheinstadion, wenn Ristic seinen Platz auf dem Pattex-Trainerstuhl einnahm. Der Fußball-Lehrer aus Sarajewo zählte zu den ungewöhnlichsten und originellsten Typen seiner Branche, hatte Entertainer-Qualitäten und war mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet.

„Mit Fortuna nicht abzusteigen, ist bessere Leistung, als mit Bayern Meister zu werden“, sagte der Bosnier gerne. Heute lebt Ristic in Dubrovnik, zurückgezogen vom Fußball in Deutschland. „Er genießt dort seinen Ruhestand“, berichtet Aleks Spengler, der langjährige Betreuer Fortunas, den Ristic 1990 für den Job auserkoren hatte.

Ernst Happel und Branko Zebec waren Ristics Lehrmeister als Trainer. Von 1987 an lebte er ein Vierteljahrhundert in Düsseldorf und heuerte dreimal als Chefcoach bei Fortuna an. Zweimal schaffte er mit ihr den Aufstieg und den anschließenden Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga.

Der dritte Versuch freilich endete im Fiasko. Als ihn der Vorstand um Kunsthändler Helge Achenbach im Jahr 2000 als Nachfolger Jürgen Gelsdorfs engagierte, weil es der Führung mit der Rückkehr in die zweite (und möglichst sogar erste) Liga nicht schnell genug ging, folgte der Absturz. Nach einer desaströsen Hinrunde musste der Bosnier gehen, was Fortunas Niedergang aber auch nicht nachhaltig stoppte.

Ristic blieb Kult in Düsseldorf, sein sagenhafter Erfolg mit der „Altherren“-Truppe um die Ü30er Darko Drazic, Vlatko Glavas und Petr Rada wog bei den Fans schwerer als spätere Misserfolge. Er war hartnäckig, dickköpfig und ließ sich nicht verbiegen. Privat war er ein fürsorglicher Familienvater, und in den Wirren des Balkankrieges unterstützte er seine Landsleute mit Hilfs- und Medikamentenlieferungen. Er holte auch Freunde, denen der Krieg übel mitgespielt hatte, wie den Ex-Nationaltorhüter Enver Maric, zu sich nach Düsseldorf. All diese Facetten machen einen der letzten großen Trainertypen der Bundesliga aus.
(mit dpa)

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