Klaus Allofs bei „Düsseldorf In“ „Fortuna muss mittelfristig in die Bundesliga“

Düsseldorf · Vorstandsmitglied Klaus Allofs hat beim RP-Talk „Düsseldorf In“ mit Jörg Philippi-Gerle davor gewarnt, den Abstand zu den Bundesliga-Klubs zu groß werden zu lassen. In dieser Saison fehlten Fortuna wegen der Pandemie mehr als zehn Millionen Euro.

 Klaus Allofs (li.) mit Jörg Philippi-Gerle bei „Düsseldorf In“.

Klaus Allofs (li.) mit Jörg Philippi-Gerle bei „Düsseldorf In“.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Pandemie macht auch vor dem RP-Event „Düsseldorf In“ nicht halt: Die beliebte Veranstaltung kann derzeit nur virtuell stattfinden. Das hindert Moderator Jörg Philippi-Gerle aber nicht daran, prominente Gäste begrüßen zu dürfen. Diesmal stand ihm Klaus Allofs Rede und Antwort, bei Fortuna seit dem vergangenen Sommer Vorstand für Fußball, CSR und Kommunikation.

Allofs plauderte mit Philippi-Gerle über einige private Dinge, so seine große Liebe zum Galoppsport – der 64-Jährige ist ja auch Vizepräsident des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins – oder über den kuriosen Fakt, dass der gebürtige Düsseldorfer in Duisburg wohnt. „Ich bin dort ganz zufrieden. Es ist eine traumhafte Anbindung an die Düsseldorfer Arena“, verriet Allofs und ergänzte, dass er auch hin und wieder Spiele des MSV besuche und dann gern Bernard Dietz treffe, mit dem er 1980 gemeinsam Europameister wurde.

Vor allem ging es im Talk aber um die Fortuna, und da fand der Vorstand durchaus deutliche Worte. „Wir müssen mittelfristig, und das heißt im Fußball in den nächsten zwei, drei Jahren, wieder in die Bundesliga, sonst wird der Abstand zu den anderen Klubs zu groß“, betonte er. Dabei spiele auch eine Rolle, dass die Reichen immer Reicher würden, wie die Bestrebungen um die vorerst gescheiterte Super League zeigten: „Wir müssen aufpassen, dass die Kräfteverhältnisse im Fußball sich nicht noch weiter auseinander entwickeln. Wenn man so will, gehören wir zu den Benachteiligten. Alle Fans haben Bock auf guten Fußball, aber das sind natürlich Auswüchse. Ich weiß nicht, wie man gerade in solchen Zeiten auf solche Ideen wie die Super League kommen kann. Das wären dramatische Veränderungen. Die Reaktion der Fans und der restlichen Klubs war genau richtig, zu sagen: Bis hierhin und nicht weiter.“

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Foto: dpa/Marius Becker

Die Pandemie mache die Sache natürlich nicht einfacher. Fortuna habe die Krise zwar bislang besser gemeistert als viele andere Klubs, doch daraus solle man keine falschen Schlüsse ziehen. „Wir sind nicht gut durch die Krise gekommen, aber unsere Verluste waren erträglich. Zwischen 35 und 40 Prozent der Einnahmen fehlen uns, in der Größenordnung zehn bis zwölf Millionen Euro.“ Das habe natürlich auch Auswirkungen auf die Transferpolitik für die kommende Saison: „Wir werden Lösungen finden müssen und sind ziemlich kreativ dabei, ablösefreie Spieler zu finden. Auch aus der Jugend kommen inzwischen interessante Spieler, zum Beispiel Shinta Appelkamp. Es geht auch darum, Werte zu schaffen. In der Vergangenheit haben wir das nicht immer hinbekommen.“

Dennoch, so Allofs, solle man nicht aufhören, sich hohe Ziele zu setzen. Was Werder Bremen in seinen großen Zeiten geschafft hat, sei auch für Fortuna prinzipiell nicht unmöglich. Wobei eine Meisterschaft natürlich für weniger finanzstarke Klubs immer schwieriger werde. Da ebne der DFB-Pokal vielleicht schneller den Weg: „Man hat ja gesehen, wie weit unsere Kollegen aus der Zweiten Liga diesmal gekommen sind. Holstein Kiel war sogar in der Lage, Bayern München zu schlagen. Wenn wir also über Titel reden, dann ist der Pokal das, was am naheliegendsten ist.“

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Foto: Christof Wolff

Aktuell geht es in Düsseldorf indes viel eher darum, wie und wann der Aufstieg in die Bundesliga realisierbar ist. Womöglich doch noch in dieser Saison? „Ich glaube daran“, versicherte Allofs. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, das muss ich jetzt auch zugeben. Jetzt gilt es eben, auf die anderen zu hoffen. Und wir selbst müssen unsere Spiele gewinnen. Ich bin ein hoffnungsfroher Mensch und sehe nicht auf die Dinge, die nicht funktionieren können.“ Wenn es am Ende doch nicht klappe, „dann muss man sich die Zweite Liga nicht schönreden, sie ist schön. Wir würden sie dennoch lieber aus der ersten Liga heraus betrachten“.

Philippi-Gerle sprach den gebürtigen Gerresheimer auch noch auf die Trainerfrage und die Kritik an Uwe Rösler in den Sozialen Medien an. „Das mit dem Unmut liegt in der Natur der Sache, weil man nicht alle Spiele gewinnen kann“, antwortete Klaus Allofs. „Aber wir kennen die Hintergründe besser, das muss man uns abnehmen. Wir versuchen, respektvoll mit allen umzugehen, und ich kann nur sagen, dass der Trainer sich absolut für Fortuna engagiert. Wie ein Spieler, so trifft auch er vielleicht im Laufe einer Saison nicht immer die richtigen Entscheidungen, das gibt es nun einmal im Fußball. Deshalb haben wir uns auch immer vor den Trainer gestellt, haben aber auch gesagt, dass wir uns mit der Entscheidung Zeit lassen wollen, ob es mit Uwe Rösler weitergeht oder ob wir eine Veränderung brauchen.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Zum Abschluss leisteten sich die Talker noch eine Plauderei zu Allofs’ Vereinswechsel, der ihn 1981 ausgerechnet zum Erzrivalen 1. FC Köln führte. „Ich denke, die Fortuna-Fans haben meinem Bruder Thomas und mit verziehen“, meinte der Vorstand lächelnd. „Ich habe mir das selber lange nicht vorstellen können, hätte nicht gedacht, dass die Fortuna mich verkaufen und der FC so viel Geld ausgeben würde. Dann haben sie es aber doch gemacht. Ich habe mich ein bisschen als Düsseldorfer Botschafter in Köln gesehen.“

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Er sei wegen seiner sechs Profijahre in Köln Immer noch „auch ein bisschen FCler“, gab Allofs zu. „Ich wünsche Friedhelm Funkel deshalb viel Erfolg, aber ich muss da vorsichtig sein: Wenn Köln nicht absteigt, dann erwischt es vielleicht Bremen, und das möchte ich auch nicht. Auf jeden Fall aber war Friedhelm Funkel in seiner Zeit in Düsseldorf ein hervorragender Botschafter der Fortuna.“

(jol)
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