Gute Ergebnisse in der Bundesliga Fortuna hat keine Lust aufs Absteiger-Image

Stuttgart · Fortuna wurde vor der Saison vielerorts als erster Absteiger genannt. Bislang schlagen sich die Düsseldorfer aber wacker. Ein Lob gab es nun von einem, der meistens was zu meckern hat.

 Fortunas Adam Bodzek (blaues Trikot) stoppt Anastasios Donis.

Fortunas Adam Bodzek (blaues Trikot) stoppt Anastasios Donis.

Foto: dpa/Marijan Murat

Fußball-Deutschland hatte sich in seltener Einmütigkeit festgelegt: Absteiger Nummer eins ist in der aktuellen Bundesligasaison Fortuna Düsseldorf. Zumindest im Moment jedoch spielt bei dieser doch so einfachen Rechnung ausgerechnet ihr Hauptfaktor nicht mit. Die Düsseldorfer verloren zwar ihr erstes Spiel nach dem Comeback auf eigener Scholle mit 1:2 gegen den FC Augsburg, was die vermeintlichen Experten zur gönnerhaften Frage „Wen wollen die denn schlagen, wenn sie nicht mal Augsburg packen?“ verleitete. Im Anschluss blieben sie jedoch dreimal in Folge ohne Niederlage und ließen spielerisch wie taktisch aufhorchen.

„Fortuna ist zwar ein Aufsteiger, spielt aber wie eine gestandene Bundesligamannschaft.“ Dieses frische Lob vom Freitagabend stammt von einem, der in der Fußballszene gewiss nicht für euphorische Lobhudeleien bekannt ist – Matthias Sammer, früher unter anderem Vorstandsmitglied des FC Bayern und aktuell Experte des Fernsehsenders Eurosport. Die Leistung des Teams von Cheftrainer Friedhelm Funkel beim 0:0 in Stuttgart beeindruckte nicht nur Sammer, fußte sie doch auf einer bemerkenswerten taktischen Reife und Flexibilität.

Fortuna Düsseldorf: Einzelkritik vom Spiel beim VfB Stuttgart
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Stuttgart - Fortuna: Die Fortunen in der Einzelkritik

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Foto: Rheinische Post/Falk Janning

Zwei Spiele lang, beim 1:1 in Leipzig und beim 2:1 gegen Hoffenheim, hatte Funkel sehr erfolgreich auf eine Fünfer-Abwehrkette gesetzt, stellte dann aber vor der Partie beim VfB ohne Not auf eine Viererreihe um. „Wir wollten nicht, dass sich der VfB zu einfach auf uns einstellen kann“, erklärte Funkel hinterher. „Zudem wollten wir mehr über die Flügel machen, das passte besser zu einer Viererkette. Und das haben in der Zentrale unsere beiden Nationalspieler ja auch sehr gut gemacht.“ In der Tat: Kaan Ayhan, international 15 Mal für die Türkei im Einsatz, und Marcin Kaminski, sechsmal für Polen, gestatteten dem Stuttgarter Angriff um Mario Gomez extrem wenige Freiräume.

Doch die Flexibilität griff sogar während der Partie. „Ich habe zur Pause gesagt, dass wir zwar hinten sehr gut stehen, aber zu wenig nach vorne spielen“, berichtete Funkel. „Das hatten die Spieler aber auch schon selbst bemerkt, und so beschlossen wir, nach der Pause mutiger vorzugehen.“ Der Beschluss ist das Eine, die Umsetzung das Andere – doch auch die gelang. Am Ende standen interessante Statistiken: aus Düsseldorfer Sicht gab es in Stuttgart 9:2 Ecken und 19:10 Torschüsse, von denen 7:1 auf den Kasten kamen. Nicht ganz so schlecht für einen Absteiger Nummer eins.

Doch zufrieden war dennoch kaum einer im rheinischen Tross. Sportvorstand Erich Rutemöller bildete die Ausnahme: „Sie sehen mich lachen, weil ich sehr zufrieden bin“, rief er in die Interviewzone. „Wenn man aus Stuttgart mit 9:2 Ecken nach Hause fährt, hat man nicht sehr viel verkehrt gemacht.“ Spieler und Trainer ärgerte dagegen, dass die wichtigste Statistik, die nach Toren, einen Gleichstand aufwies. „Wir haben uns leider nicht ausreichend belohnt“, meckerte Linksverteidiger Niko Gießelmann, „und das hätten wir heute tun müssen. In der Bundesliga werden wir wohl nicht so oft so viele gute Chancen kriegen.“

Funkel sah es insgesamt zwar positiver, merkte aber an: „Ich hab‘ erst mal überlegen müssen und mir dann gesagt: Lasst uns einfach zufrieden sein, am Ende ist jeder Punkt wichtig. Was mir besonders wichtig war, ist die Leistung der Mannschaft.“ Dennoch kündigte er an, diese noch mehr als bisher an Kontern arbeiten zu lassen: „Wir setzen unser hohes Tempo noch nicht in Präzision um. Das klappt auch im Training nicht so gut, daran werden wir noch härter arbeiten.“ Eine Drohung – auch für die Konkurrenz.

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