Aufstieg und Zweitliga-Meisterschaft Fortuna macht Trainer Funkel sprachlos

Nürnberg · Kaan Ayhans Kopfball in der Nachspielzeit hat Fortuna Düsseldorf nicht nur den 3:2-Sieg in Nürnberg gebracht. Der Treffer ist auch 1,2 Millionen Euro wert. Friedhelm Funkel zeigt sich nach dem Spiel gerührt.

 Friedhelm Funkel umarmt nach dem Spiel den Mannschaftsarzt Ulf Blecker.

Friedhelm Funkel umarmt nach dem Spiel den Mannschaftsarzt Ulf Blecker.

Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Friedhelm Funkel hat schon viel mitgemacht in seiner langen Trainerkarriere. Doch sein aktueller Job, vielleicht der letzte, den der 64-Jährige sich im Fußballgeschäft gönnt, ist noch einmal etwas ganz Besonderes für ihn.

Vor zwei Wochen machte er mit Fortuna Düsseldorf seinen sechsten Aufstieg in die erste Bundesliga perfekt, am Sonntag dann holte sich seine Mannschaft auch noch die Meistertrophäe der zweiten Liga - und wie.

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Foto: dpa/Timm Schamberger

Mit 0:2 hatte Fortuna beim zuvor punktgleichen, aber in der Tordifferenz besser gestellten 1. FC Nürnberg zurückgelegen, gewann aber durch Kaan Ayhans Kopfballtreffer in der Nachspielzeit noch 3:2. "Ich weiß gar nicht, was ich noch zu dieser fantastischen Mannschaft sagen soll", kommentierte Trainer Funkel gerührt. "Ich finde nicht die Worte, die sie eigentlich verdient hätte."

Was sich das Team durch den Husarenritt von Nürnberg verdiente, war nicht nur die "Felge" genannte Meistertrophäe, sondern auch die zugehörige Prämie von 1,2 Millionen Euro, die die Deutsche Fußball Liga (DFL) für Platz eins der 2. Liga ausgelobt hatte. Doch daran dachte nach der emotionalen Feier mit den 6000 mitgereisten Fortuna-Fans niemand. "Die Nürnberger hatten ja schon in einigen Interviews über ihre Meisterschaft gesprochen, als der Aufstieg noch gar nicht feststand", sagte Siegtorschütze Ayhan. "Ich habe mir das alles vor dem Einschlafen noch einmal durchgelesen und mir gesagt: Die Demütigen werden gewinnen."

Dass das am Ende tatsächlich gelang, hatte Fortuna einigen Faktoren zu verdanken. Zuvorderst ihrer in dieser Saison häufig unter Beweis gestellten Qualität, Spiele noch umzudrehen und spät zu gewinnen. "Wenn das so oft passiert, dann ist das irgendwann auch kein Glück mehr", stellte Interimskapitän Adam Bodzek fest. Zum zweiten dem Teamgeist, "der uns immer an uns glauben lässt, egal wie ein Spiel steht", sagte Funkel. Und nicht zuletzt der Tatsache, dass die Mannschaft nicht wie einige andere Zweitligisten von einzelnen Spielern abhängig ist. So erzielte diesmal Ayhan den Siegtreffer, der in der bisherigen Saison noch kein einziges Mal getroffen hatte.

"Ich musste mir deshalb einiges anhören in den vergangenen Monaten", berichtete Ayhan lachend und ließ dabei eine Papp-Nachbildung der "Meisterfelge" gar nicht mehr los - das Original überreicht die DFL Fortuna erst am Montag um 16.30 Uhr auf der Party am Düsseldorfer Rathaus. "Wenn die Kollegen gelästert haben, wann ich denn endlich mal ein Tor machen will, habe ich immer gesagt: Ich schieße uns dafür zur Meisterschaft. Dass das tatsächlich so läuft, hätte ich nie gedacht."

Nach Ayhans Kopfball auf Davor Lovrens mit dem Außenrist geschlagene Flanke stürmte der türkische Nationalspieler in die völlig ausrastende Gästekurve und riss sich das Trikot vom Leib. Die Folge war "die schönste Gelbe Karte meines Lebens", sagte Ayhan. "Das habe ich Bibi (Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, d. Red.) auch sofort gesagt und mich dafür bedankt. Ich hoffe nur, der Trainer überlegt es sich mit der fälligen Geldstrafe."

Fortuna in Nürnberg: Einzelkritik
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Foto: Falk janning

Funkel ließ sich nicht lang bitten. "Natürlich muss Kaan nichts zahlen", sagte der Coach, der solch guter Stimmung war, dass er nicht einmal den musikalischen Lärm auf der Bus-Rückfahrt fürchtete: "Ohropax brauche ich nicht, ich höre ja nicht mehr so gut wie früher."

Zum Schluss wurde Funkel einmal ernst: "Es stört mich überhaupt nicht, wenn wir jetzt als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt werden. Wir werden eine Wagenburg um uns aufstellen, in der uns jeder am Arsch lecken kann." Und dann ging es ab in den Partybus.

(jol)
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