Kalenderblatt 10. Mai Als Fortuna auf große Afrika-Reise ging

Düsseldorf · In den 1950er-Jahren war Fortuna eine der ersten deutschen Mannschaften, die auf Afrika-Reise ging – und das sogar mehrmals. Am 10. Mai 1986 folgte eine Neuauflage Richtung Kenia. Teil 35 unserer Kalenderblatt-Reihe.

 1986 auf Fortunas Afrika-Reise erfolgreich, aber auch mit einem verschossenen Elfmeter in den Annalen: Sven Demandt.

1986 auf Fortunas Afrika-Reise erfolgreich, aber auch mit einem verschossenen Elfmeter in den Annalen: Sven Demandt.

Foto: Budde Reinhard

Fortuna hat schon sehr lange eine besondere Verbindung zu Afrika. Im aktuellen Kader dokumentiert sich das durch das ghanaische Quartett Kasim Adams, Nana Ampomah, Kelvin Ofori und Bernard Tekpetey, und auch in den vergangenen Jahrzehnten haben immer wieder Profis aus Afrika für die Düsseldorfer ihre Schuhe geschnürt: Anthony Baffoe, Augustine Fregene und Arthur Moses seien hier nur als Beispiele genannt. Doch wohl erst durch das zum 125-jährigen Vereinsgeburtstag in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Post erschienene Panini-Album dürfte einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sein, dass Fortuna der erste deutsche Verein war, der einen Spieler aus Schwarzafrika verpflichtete: Charles Kumi Gyamfi hieß er, war sogar der erste ausländische Spieler bei Fortuna überhaupt und kam nach der Ghana-Reise des Vereins im Jahr 1959 an den Rhein.

Diese Ghana-Tour hatte bundesweit für großes Aufsehen gesorgt, denn Fortuna war der erste deutsche Verein, der sich zu einer Fußballreise südlich der Sahara aufmachte – nachdem die Düsseldorfer selbst einige Jahre zuvor nach Ägypten geflogen waren. 27 Jahre später waren dann Spiele gegen afrikanische Teams nicht mehr ganz so außergewöhnlich, weil inzwischen bei jeder Weltmeisterschafts-Endrunde mehrere Mannschaften von diesem Kontinent dabei waren. Vereinsreisen in andere Erdteile waren dagegen mehr denn je die Ausnahme, wenn man nicht gerade Real Madrid, Manchester United oder FC Bayern München hieß.

Insofern war die Tour, zu der sich der Fortuna-Tross im Mai 1986 aufmachte, erneut sehr speziell. Der Bundesligist hatte unter Trainer Dieter Brei eine höchst durchwachsene Saison hinter sich gebracht und war als Vierzehnter der Abschlusstabelle gerade so dem Abstieg entronnen. In diese triste Stimmungslage hinein flog die Mannschaft nach Kenia und absolvierte dort vier Freundschaftsspiele – das erste vor genau 34 Jahren, am 10. Mai. Dabei unterlag Fortuna zum Auftakt Gor Mahia im Nationalstadion von Nyayo 0:1; Kuriosum am Rande: Da Torhüter Jörg Schmadtke einen Einsatz bei der Militär-WM hatte und der zweite Keeper Uwe Greiner noch an den Folgen eines Autounfalls laborierte, musste Abwehrspieler Günter Kuczinski den Düsseldorfer Kasten hüten.

Im Anschluss gab es dann jedoch drei Siege. Beim 1:0 gegen Volcano United in Mombasa verschoss Sven Demandt zwar einen Elfmeter, aber Innenverteidiger Andreas Keim rückte die Verhältnisse wieder gerade. Es folgten ein 4:1 gegen den FC Kohua Nairobi (Torschützen: Demandt, Holger Fach, Dean Thomas und Günter Thiele) und zum Abschluss ein 3:2 gegen Scarlet United, zu dem die Torschützen nicht mehr überliefert sind. Publikumsmagneten waren die Gastspiele des Bundesligisten in Kenia indes nicht: Es kamen lediglich zwischen 3000 und 8000 Zuschauer.

Unsere Kalenderblatt-Reihe entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Privatarchiv von Gernot Speck.

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