Nach Seuchenjahr Fortunas Jean Zimmer freut sich schon auf den HSV
Düsseldorf · Die vergangene Saison war für Jean Zimmer zum Vergessen: Verletzungen, wenig Einsätze, Abstieg. Der Außenspieler brauchte ein paar Wochen für sich – und ist jetzt wieder voller Kampfgeist.
Eigentlich ist Jean Zimmer ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch. Erst recht seit dem 5. März, als Töchterchen Charlotte auf die Welt kam. Doch als nach einer ohnehin von etlichen Verletzungen und wenig Einsatzminuten geprägten Saison auch noch der Abstieg aus der Bundesliga stand, hatte Fortunas sonst so positiver Außenspieler die Nase gestrichen voll: „Das letzte Jahr lief nicht so, wie wir uns das alle gewünscht haben. Es kamen aber auch ein paar Verletzungen zu ungünstigen Zeitpunkten hinzu.“ Zimmer wollte nur noch abschalten, sich eine Weile voll ins Privatleben zurückziehen.
„Mir hat persönlich sehr gut getan, drei, vier Wochen nicht über Fußball reden zu müssen“, erzählt der 27-Jährige jetzt. „Da bin ich meiner Familie und meinen Freunden sehr dankbar, und deshalb hatte ich auch mit dem Trainer vereinbart, in dieser Zeit möglichst nicht zu telefonieren. Ich habe diese Zeit für mich einfach gebraucht.“ Und er hat sie offenbar gut genutzt, denn seit dem Wiederbeginn des Trainings wirkt er voll motiviert.
Wobei er diesen frischen Eindruck mit einem kleinen Lächeln relativiert. „Grundsätzlich bin ich fit, aber sehr kaputt, wirklich müde“, berichtet er. „Das Training ist schon sehr hart in der Hitze, vor allem wenn die Sonne komplett durchzieht. Und bisher sind wir ja in erster Linie gelaufen. Ich bin halt nicht so der südländische Typ, im Gegensatz zu Zimbo. Der hat schon im Urlaub in der Sonne gelegen, mir macht das doch ein bisschen mehr zu schaffen.“
Zimbo – das ist Matthias Zimmermann, Zimmers guter Kumpel schon aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten. Dass die beiden so gut miteinander können, ist dabei gar nicht so selbstverständlich, da sie beide Kandidaten für den Posten des rechten Außenverteidigers sind. Doch das sieht Zimmer gar nicht so festgefahren: „Zimbo ist jetzt seit zwei Jahren hier, und wir können sehr gut zusammenspielen, das ist auch in dieser Saison bestimmt wieder eine Option. 90 Prozent meiner Fortuna-Zeit habe ich in einer Viererkette den vorderen Part auf der rechten Mittelfeldseite gespielt. Es geht aber auch hinten, ich tu mich selbst schwer, mich auf eine Position festzulegen.“
Doch trotz seiner Vielseitigkeit ließ Uwe Rösler ihn meist draußen. „Ich habe im Training immer alles rausgehauen, aber der Trainer hat anders entschieden“, sagt er lapidar, zieht sich deshalb aber nicht ins Schneckenhaus zurück. „Im ersten Bundesligajahr habe ich die Hinrunde nahezu komplett gespielt“, sagt er kämpferisch – denn genau da will er wieder hin.
Die Vorfreude auf die neue Saison ist groß, gerade auf den Auftakt am 18. September. „Ich habe noch nie beim HSV gespielt, darauf freue ich mich. Auf St. Pauli und in Bochum spiele ich auch immer gern, aber das natürlich vor allem der Stimmung wegen – und da muss man natürlich erst einmal abwarten, ob überhaupt Zuschauer kommen dürfen.“ Mit Blick auf Fortunas Abschneiden ist er durchaus zuversichtlich: „Es kann schon helfen, dass ein Großteil der Mannschaft die Zweite Liga kennt, dort schon seine Erfahrungen gesammelt hat. Es ist ein anderer Fußball als in der Bundesliga, es geht ab und zu etwas robuster zur Sache. Es passieren mehr Stellungsfehler, dadurch entstehen mehr Zweikämpfe.“ Und vor diesen hat sich Jean Zimmer, der schnelle Kämpfer, nie gescheut. Er wird einfach wieder die Ärmel aufkrempeln und alles geben, laufen, bis es nicht mehr geht. Oder, wie er selbst es ausdrückt: „Jeder weiß, was er von mir kriegt.“