„Histörchen“ – die etwas andere Gegnervorschau Als Fortuna in Nürnberg einen Jahrhundert-Transfer landete

Serie | Düsseldorf · Am Samstagmittag empfängt Fortuna den 1. FC Nürnberg. Die Statistik gegen die Franken lässt Böses erahnen. Doch gegen die Düsseldorfer Heimmacht dürfte sich auch der Club schwertun. Hier finden Sie auf einem Blick alles, was Sie über das Duell wissen müssen.

Fortuna Düsseldorf: So gut werden die Heimspiele seit 2005 besucht
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So gut werden Fortunas Heimspiele besucht

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Foto: Frederic Scheidemann

Mehr Tradition in der Zweiten Liga geht kaum. Am Samstagmittag (13 Uhr) treffen zwei Traditionsmannschaften in der Düsseldorfer Arena aufeinander, die zu Recht das Prädikat „Altmeister“ tragen. Gleich zehn deutsche Meisterschaften und sechs Pokalsiege bringen die beiden Vereine auf die Waage. Der Haken an der Sache - die Titel haben fast alle einen langen Bart.

Als der Fußball in Deutschland laufen lernte, war der 1. Fußballclub Nürnberg der FC Bayern der Gegenwart. Dabei war es im Mai 1900 gar nicht vorgesehen, einen Fußballverein zu gründen, viel mehr wollten die 18 Gründungsmitglieder dem ovalen Rugby-Leder hinterherjagen. Gut ein Jahr später fehlte es aber immer noch an Personal und so entschloss man sich im Fränkischen eben kurzfristig für den runden Ball. Eine weise Entscheidung, denn bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war der Fußballsport der Deutschen liebstes Kind und der FCN mehr als ein Jahrzehnt das Aushängeschild. Wo immer die Franken ihre Fußballstiefel schnürten, lockten sie die Massen an und begeisterten durch nicht gekannte Perfektion. Dann aber „siedelte“ Nationalspieler Georg Hochgesang nach Düsseldorf um – und mit ihm auch der Erfolg.

Im Hier und Jetzt werden weitaus kleinere Brötchen gebacken. Am Ende des ersten Drittels der Saison steht der 1. FC Nürnberg nur auf dem Relegationsplatz 16 und handelte: Kaum war die Herbstferienzeit eingeläutet, wurde der Club aktiv und präsentierte einen neuen Animateur – schließlich will man seinen Gästen ja etwas bieten. Im „Club-Hotel am Valznerweiher“, auch bekannt unter dem Namen „Max-Morlock-Stadion“, gab es mit Neu-Trainer Markus Weinzierl zwar 60 Minuten gute Unterhaltung, doch am Ende feierten die Fans aus Kiel einen 3:2-Erfolg ihrer Störche.

Fortuna Düsseldorf: So hätte die Mannschaft heute aussehen können
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So hätte Fortunas Mannschaft heute aussehen können

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Foto: dpa/Marius Becker

Was zuletzt geschah Es war bitterkalt in der Stockumer Arena, als Fortuna die Franken am 21. Januar zuletzt begrüßte. Corona-bedingt durften gerade einmal 750 Fans der Partie beiwohnen – genau 750 zu viel, wie sich herausstellen sollte.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Während die wenigen Zuschauer alles Erdenkliche versuchten, um nicht im Düsseldorfer Eisschrank zu erfrieren, hatten Fortuna-Trainer Christian Preußer und die Verantwortlichen der Flingerer Schweißausbrüche, ob des Geschehens auf dem Spielfeld. Bereits der erste Nürnberger Angriff offenbarte den sportlichen Zustand der Fortuna. Lino Tempelmann marschiert im Mittelfeld los, nutzte seinen Teamkameraden Nikola Dovedan als Bande, und setzte so das Leder in die Maschen (2.). Mehr als körperlosen Begleitschutz hatte dabei kein Düsseldorfer zu bieten.

Wer nun durch seine vereisten Augen einen „Hallo-Wach-Effekt“ erwartet hatte, sah sich getäuscht. Phasenweise spielten die Cluberer mit den Fortunen Katz und Maus und hätten sich durchaus einen höheren Sieg verdient. Es sollte der letzte Heimauftritt für den jungen Trainer Preußer gewesen sein.

Die Heimbilanz Zuletzt siegten die Franken also mit 1:0 bei Fortuna. Nicht zum ersten Mal entführte der Club somit die Punkte aus Düsseldorf. Ein Blick auf die Statistik lässt erahnen, dass den Nürnbergern die rheinische Luft gut zu bekommen scheint. In 33 Partien konnte sich der Club am Ende elfmal über die volle Punktausbeute freuen. Das gleiche Glücksgefühl überkam die Rot-Weißen aus Flingern in 13 Treffen, neun Partien endeten mit einem Remis.

Fortuna Düsseldorf: Diese Spieler könnten den Durchbruch schaffen
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Diese Spieler könnten bei Fortuna den Durchbruch schaffen

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Foto: Christof Wolff

Auch wenn Fortuna aktuell eine Heimmacht ist, die Bilanz gegen den 1 .FC Nürnberg steht auf wackligen Beinen. Gerade in den Zweitliga-Partien hat sich Fortuna vor heimischer Kulisse nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Zwei Siege stehen vier Heimniederlagen gegenüber, zweimal reichte es nur zu einem Punkt. Fortuna-Fans durften zuletzt 1998 einen Zweitliga-Heimsieg gegen den FCN live und in Farbe feiern, denn der vorläufig letzte Erfolg – im März 2021 – fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt (3:1).

Leuchtende Augen gab es dagegen im DFB-Pokal. Gleich dreimal zog der FCN im K.o.-Wettbewerb in Düsseldorf den Kürzeren. Dabei lässt sich die Uraltniederlage von 1940 – im Halbfinale des Tschammerpokals – mittlerweile gut verkraften, schließlich revanchierte sich Fortuna 1979, zog ins Finale ein und heimste den lang ersehnten Titel erstmals ein.

Wandler zwischen den Seiten Über allem steht natürlich Fortunas erste aufsichtserregende Verpflichtung im Jahr 1928 – Georg Hochgesang. Einen Spieler mit ähnlicher Strahlkraft und fußballerischen Fähigkeiten ist, in der „Trikot-Wechsel-Dich-Revue“ zwischen dem Club und der Fortuna, nur schwer zu finden. Trotz seines gesetzten Alters half Hochgesang Fortuna endgültig in den Sattel und durfte sich 1933 als der eigentliche Meistermacher der Flingerer fühlen. Die Worte, die Georg Hochgesang den Düsseldorfer Fußballfreunden bei der Meisterfeier vom Rathausbalkon zurief, sind zudem (Fortuna-)zeitlos: „So viel Glanz werden wir nicht jedes Jahr erleben. Haltet auch zur Fortuna, wenn einmal trübere Zeiten angebrochen sind“ – sprach er und beendete wenige Monate später seine aktive Karriere.

Die weiteren 17 Akteure, die für beide Seiten aufliefen, haben es so natürlich schwer für Aufsehen zu sorgen. Sicherlich war es für Fortuna ein schwerer Verlust, als Ralf Dusend (437 Einsätze) 1987 an die Noris wechselte, und auch Detlef Szymanek hatte viele Sympathien in Düsseldorf (1976-1978). Doch Hochgesang ist und bleibt der Transfer schlechthin.

Interessant dürfte sein, dass mit den Ex-Nürnbergern Hochgesang und Uwe Weidemann gleich zwei ehemalige Aktive später Fortuna trainierten. Überraschend hingegen, dass lediglich zwei Bundesliga-Trainer beide Vereine trainierten: Kuno Klötzer und Heinz Höher kam diese Ehre zuteil.

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