His-Törchen – die etwas andere Gegnervorschau Wo Fortuna auch einmal absoluter Angstgegner sein darf

Serie | Düsseldorf · Erinnern Sie sich noch an Leon Balogun? Richtig, er wurde mit den Glasgow Rangers schottischer Meister und Europa-League-Finalist. Fortuna hielt ihn einst für nicht gut genug, und so landete er 2014 beim Samstag-Gegner Darmstadt 98. Noch mehr verbindet beide Klubs jedoch eine spannende Statistik.

Fortuna Düsseldorf - Das sind die unverhofften Stammkräfte des Zweitligisten
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Das sind Fortunas unverhoffte Stammkräfte

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Foto: Frederic Scheidemann

Am Samstagmittag (13 Uhr) geht es für Fortuna am elften Spieltag der Zweiten Liga um wichtige Punkte im hessischen Darmstadt. Sollen die dort ansässigen „Lilien“ den Düsseldorfern nicht schon frühzeitig enteilen, muss Zählbares mit an den Rhein genommen werden. Eine schwere Hürde, schließlich haben sich die Rot-Weißen auswärts zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert.

Eines dürfte nach zehn absolvierten Spieltagen im Unterhaus bereits jetzt klar sein: Der Aufstieg in die Bundesliga geht in dieser Serie über den SV Darmstadt 98. Am heimischen Böllenfalltor sind die Südhessen eine Macht. Drei Siege und zwei Unentschieden, bei 11:4 Toren sprechen ihre eigene Sprache. Wie überhaupt das Offensivspiel der Blau-Weißen von 1898 das Prunkstück und damit der Garant für die derzeitige Klasse ist. Bei Fortuna muss alles passen, wenn sie die Überraschung aus dem Vorjahr (3:1) wiederholen will.

Was zuletzt geschah Siege unter Fortunas früheremTrainer Christian Preußer waren Mangelware. Dieser Umstand brachte den Coach nicht nur um seinen Job, sondern Fortuna auch in arge Bedrängnis. Einer der wenigen Höhepunkte unter Preußer gab es indes ausgerechnet bei den „Lilien“. Ein Sieg, der Darmstadt 98 in der Endabrechnung sehr weh tat.

Fortuna trat am 3. Dezember 2021 wie ausgewechselt zur Flutlichtpartie bei Darmstadt 98 an. Die Düsseldorfer sprühten nur so vor Aggressivität und Einsatz und kauften dem Tabellenzweiten komplett den Schneid ab. Fortuna wehrte den Dauerdruck der Hessen gekonnt ab und setzte zur rechten Zeit die nötigen Nadelstiche.

Fortuna Düsseldorf - So sieht das aktuelle Formbarometer des Zweitligisten aus
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So sieht das Formbarometer bei Fortuna aus

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Foto: Frederic Scheidemann/Hendrik Deckers/Scheidemann

Nach 16 Spielminuten legte Marcel Sobottka den Ball für Rouwen Hennings auf, und mit seiner linken Klebe setzte der Stürmer das Spielgerät zum 0:1 ins Darmstädter Gehäuse. Einmal in Fahrt, legte Hennings nach vor dem Wechsel nach. Eine Freistoßflanke von Top-Scorer Khaled Narey landete auf Umwegen bei Hennings. Mit Hilfe des Darmstädters Gjasula landete der Ball erneut im Netz (41.). Mit einem überraschenden 2:0 für Fortuna ging es in die Kabinen.

Nach dem Wechsel verteidigte Fortuna glänzend. Die Mannschaft ließ sich nur durch einen Foulelfmeter zum 1:3-Endstand bezwingen (85.). Das zwischenzeitliche 0:3 (Narey, 70.) war die Krönung eines nahezu perfekten Auftritts. Im besten Auswärtsspiel der Saison gab es am Ende drei wichtige und hochverdiente Punkte.

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Foto: Frederic Scheidemann

Die Auswärtsbilanz Fortuna glänzt in Darmstadt mit einer positiven Auswärtsbilanz. In sieben Zweitligaspielen fuhr sie vier Siege ein. Auf ein Unentschieden konnten sich die Klubs hingegen nicht einigen – die restlichen drei Begegnungen gingen an die Hessen. Überhaupt gelang es den Blau-Weißen in den letzten 29 Jahren nur einmal, die Rheinländer in ihrer eigenen Burg zu besiegen. Ironie des Schicksals: Damals war Fortuna klarer Favorit, war gefühlt permanent Ballbesitz und verlor dennoch mit 0:1 (2018). Dafür stieg sie am Saisonende in die Bundesliga auf.

Auch im deutschen Oberhaus kam es zu zwei Begegnungen am Böllenfalltor. Besonders der erste Auftritt der Düsseldorfer ging in die Geschichtsbücher ein. Am 16. September 1978 feierte Fortuna mit einem 6:1 (2:1) den höchsten Auswärtssieg ihrer Bundesligazugehörigkeit. Klaus Allofs wird sich mit Freude daran zurückerinnern, schließlich durfte er an diesem Tag gleich zwei Kerben in seinen Colt schnitzen. Zum einzigen Unentschieden kam es im Februar 1982 beim bislang letzten Erstligaspiel in Darmstadt (2:2).

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Foto: dpa/David Inderlied

Also neunmal Darmstadt, 19:10 Tore. Fünf Siege und ein Unentschieden. Das kann sich durchaus sehen lassen, und da hat der Begriff „Angstgegner“ soch endlich auch einmal für Fortuna seine Berechtigung.

Die Wechsler zwischen den Seiten Nur 18 Begegnungen zweier Traditionsvereine in fast 125 Jahren sind dann doch recht übersichtlich. Dass dazu noch drei Freundschaftsspiele kommen, macht den Kohl auch nicht fett. Dass es in all den Jahren eher ein Nebeneinander als ein Miteinander war, spiegelt sich auch in der gemeinsamen Schnittmenge von Kickern wider. Gerade einmal sechs Fußballer trugen das jeweils andere Leibchen. Große Namen? Fehlanzeige. An Christian Heide, Gerrit Bürk oder Adiele Echendu erinnern sich nur noch eingefleischte Fortunen.

Einzig bei Leon Balogun klingelt es in den Ohren. Der Deutsch-Nigerianer wurde von Fortuna 2014 aus unerfindlichen Gründen aussortiert. In Darmstadt erkannte man hingegen seine Qualitäten, und so landete der Verteidiger, über die Station FSV Mainz 05 und diverse Leihen, schließlich bei den Glasgow Rangers. Balogun bewies auch hier seine Klasse, wurde schottischer Meister (2021), Pokalsieger (2022) und erreichte mit den „Gers“ das Finale der Europa League (2022). Inzwischen ist er absolute Stammkraft beim hoch ambitionierten englischen Zweitligisten Queens Park Rangers. Dumm gelaufen, Fortuna.

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