His-Törchen – die etwas andere Gegnervorschau Wie Fortuna St. Pauli auf Null brachte

Serie | Düsseldorf · Es ist ein absoluter Klassiker: Fortuna gegen den FC St. Pauli. In allen drei Profiligen kreuzten sich die Wege beider Klubs immer wieder. Die Null spielte dabei ungewöhnlich oft eine Rolle – und in einer Spielklasse wurden die Hamburger ihren Gastgebern viel gefährlicher als in den anderen.

Fortuna Düsseldorf: So gut werden die Heimspiele seit 2005 besucht
42 Bilder

So gut werden Fortunas Heimspiele besucht

42 Bilder
Foto: Frederic Scheidemann

Unweit der Heimstätte des Samstag-Gastes der Fortuna (Anstoß: 13 Uhr), auf dem Heiligengeistfeld, startete am Freitag das Volksfest „Winter-Dom“. Und irgendwie ähneln die Kiez-Kicker in diesen Tagen einer Attraktion auf einem Rummelplatz. Mal ist der Klub obenauf, mal ganz unten. Die Fans vom Millerntor gehen durch ein Wechselbad der Gefühle.

Einfacher zusammengefasst: Zu Hause hui und auswärts pfui. Während die Hamburger Teil eins der Stadtmeisterschaft gegen den HSV deutlich mit 3:0 für sich verbuchten und auch Tabellenführer Darmstadt 98 einen Punkt abluchsten, sind die Hanseaten in der Fremde bislang harmlos. Drei Niederlagen in Folge, überhaupt gerade einmal zwei Unentschieden auf Gegners Platz, sind das krasse Gegenteil zu den Heimauftritten. Es fehlt die Balance, und deshalb stehen die Nordlichter derzeit nur auf einem enttäuschenden 13. Platz in der Tabelle. Doch Achtung: Es waren die Braun-Weißen, die Daniel Thioune am letzten Spieltag der vergangenen Saison den Nimbus der Unbesiegbarkeit als Fortuna-Trainer raubten (0:2).

Was zuletzt geschah

Die Hamburger spielten eine blendende Hinrunde 2021/2022 und kamen am 11. Dezember 2021 als Favorit in die Stockumer Arena. Doch Fortuna hatte zu diesem Zeitpunkt die wohl beste Phase unter Christian Preußer, auch wenn sie nur zwei Partien anhielt. Die Düsseldorfer kamen gestärkt durch einen überraschenden 3:1-Auswärtserfolg in Darmstadt mit gestählter Brust auf das Feld in Stockum.

Fortuna Düsseldorf - St. Martinszug mit Laternen durch die Arena
36 Bilder

Laterne, Laterne, Fortuna, Mond und Sterne

36 Bilder
Foto: Frederic Scheidemann

Bitter allerdings, dass Kapitän Adam Bodzek nach Rippenbrüchen beim Spiel in Darmstadt fehlte – und damit ein Eckpfeiler im Defensivverbund. Bis zur siebten Minute gab es bereits jeweils eine Großchance. In der Folge ähnelte die Begegnung dann aber einer Partie Rasenschach.

Zwei Minuten nach Wiederbeginn die kalte Dusche für Rot-Weiß. St. Paulis Marcel Hartel stand blank und versenkte die Kugel volley zum 0:1 im Kasten von Raphael Wolf, der den rotgesperrten Florian Kastenmeier ansonsten gut vertrat. Fortunas Selbstvertrauen sank von Sekunde zu Sekunde, aber die Hansestädter verpassten es, den Deckel auf die Partie zu machen.

Der Ausgleich durch Rouwen Hennings entstand förmlich auch dem Nichts. Emmanuel Iyhoa flankte in den Strafraum, und Hennings machte seinen Job – 1:1 (68.). Sofort waren die Köpfe der Düsseldorfer wieder oben, und in der restlichen Spielzeit verdienten sie sich den Punkt gegen den Tabellenführer redlich.

Fortuna Düsseldorf: Alle Trikot-Sponsoren von F95
20 Bilder

Alle Trikot-Sponsoren von Fortuna

20 Bilder
Foto: RPO/rpo, Falk Janning

Die Heimbilanz

Jubiläumspartie gegen die Kiez-Kicker: Zum 25. Mal kommen die Braun-Weißen zu einem offiziellen Duell an den Rhein, 14 Begegnungen konnte Fortuna erfolgreich gestalten. Besonders das 7:0 aus der Bundesliga-Saison 1989/1990 weckt schöne Erinnerungen.

Der 17. der aktuellen Auswärtstabelle entführte zuletzt im September 2017 drei Punkte aus der Arena. Der 3:1-Erfolg war erst der vierte Sieg der Hanseaten in Düsseldorf. Auffällig: Die Hamburger bleiben in Düsseldorf auch gerne einmal ohne Torerfolg. Bereits in 13 Fällen hielt die Fortuna-Abwehr die Null. Die längste Serie kam zwischen April 2005 und April 2012 zustande: In sieben Jahren und fünf Partien blieb das Team vom Millerntor ohne Treffer im Rheinland. Sechs Treffen endeten mit einem Remis – drei davon torlos.

Drei gemeinsame Jahre Regionalliga Nord ergaben neun Punkte für Fortuna. In der Bundesliga wurde fünfmal um Punkte gekämpft – neben einem Remis gab es vier Heimsiege. Denkbar knapp ist es in der Zweitklassigkeit. Fünf Siegen stehen fünf Punkteteilungen und vier Gäste-Erfolge gegenüber. Dazu gesellt sich ein Sieg im DFB-Pokal (2:1) und ein weiterer in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1971 (3:1).

Fortuna Düsseldorf: Die besten und schlechtesten Trainer aller Zeiten in der Geschichte
56 Bilder

Das sind die besten und schlechtesten Fortuna-Trainer aller Zeiten

56 Bilder
Foto: Frederic Scheidemann

Die Wechsler zwischen den Seiten

Traditionell beenden wir das His-Törchen mit einem Blick auf jene Kicker, die in den Genuss kamen, für beide Kultklubs aufzulaufen. Es kommt allerdings ein wenig überraschend, dass dieses Kunststück bisher lediglich zwölf Fußballern gelang. Zwei Herren steht dabei aktuell Rot deutlich besser als Braun. Sowohl Daniel Ginczek, der derzeit verletzte Mittelstürmer, als auch Rouwen Hennings stürmten einst erfolgreich für die Hanseaten.

Fortuna Düsseldorf: So sieht die Auswärtsfahrer-Tabelle aus​ in der 1. und 2. und Dritten Liga aus
56 Bilder

So sieht die Auswärtsfahrer-Tabelle aus

56 Bilder
Foto: Christof Wolff

Ginczek gelangen 2012/13 glänzende 18 Treffer in 31 Spielen, Hennings kommt immerhin auf 12 „Hütten“ in 73 Einsätzen (2008 bis 2012). Überhaupt war die Hälfte der Gewechselten der Kategorie Stürmer zuzuordnen. Neben den beiden genannten trugen auch Marvin Ducksch, Marcus Marin, Thomas Seeliger und Rüdiger Wenzel beide Leibchen.

Wenzel, auch „Sonny“ genannt, war 1984 der erste Fortune, der zum FC St. Pauli wechselte. Vier Jahre zuvor wurde Wenzel mit Fortuna Pokalsieger, war später Kapitän und füllte fast alle Positionen auf dem Spielfeld (außer Torwart) aus. Mehr als 260 Einsätze zieren seine Düsseldorfer Vita. In 169 Pflichtspielen durfte er 46 Mal seinen Namen als Torschützen auf der Anzeigetafel lesen.

Aber auch für den heutigen Gegner legte er sich richtig ins Zeug. In Liga der 2. Bundesliga und der Oberliga Nord traf der Lockenkopf 62 Mal ins Schwarze, ehe er seine Karriere beendete, wo 1974/75 (37 Spiele/24 Tore) seine erfolgreiche Profi-Zeit begann – eben auf St. Pauli.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort