His-Törchen – die etwas andere Gegnervorschau Als Fortunas Fußballgott zum Seitenwechsler wurde

Serie | Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf gegen den FC St. Pauli – da treffen am Samstagabend wirklich zwei ganz besondere Vereine aufeinander. Die gemeinsame Geschichte ist lang und voller Höhepunkte. Und es gibt einige sehr interessante Personalien.

Fortuna Düsseldorf: So könnte die Startelf im Zweitligaspiel gegen den SV Sandhausen aussehen
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So könnte Fortunas Startelf gegen Sandhausen aussehen

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Foto: Christof Wolff

In der Hansestadt bahnt sich ein Machtwechsel an. Nicht der „große“ HSV ist zur Zeit die Perle von Hamburg, sondern die Kicker vom Kiez, die Jungs vom FC St. Pauli – und die sind am Samstag (20.30 Uhr) zu Gast bei Fortuna. Noch vor Jahresfrist läuteten bei den Braun-Weißen die Alarmglocken. Es erweckte den Eindruck, als könnte es für den FC St. Pauli schwer werden die Klasse zu halten. Doch wie schnell sich im Fußball alles ändern kann, bewiesen die Verantwortlichen vom Millerntor. Sie ließen Trainer Timo Schultz an Bord und hatten ein glückliches Händchen bei den Wintertransfers. Keine zwölf Monate später zeichnet sich somit der nächste Ligawechsel für den Kultklub an – diesmal allerdings in die andere Richtung.

Dass der FC St. Pauli seinen ganz eigenen Flair besitzt, ist kein Geheimnis. Als Sinnbild für die Außenwahrnehmung steht beispielsweise der leider verstorbene Walter Frosch. Abwehrrecke Frosch, schon optisch auffällig durch seine voluminöse Lockenpracht, war einer der Garanten für den ersten Bundesliga-Aufstieg 1977. Heute würde man sagen, Frosch war ein kompromissloser Verteidiger.

Fußballgeschichte schrieb das Unikat unter anderem deshalb, weil er Gelbe Karten regelrecht sammelte. So hat der DFB, unter anderem auch wegen Frosch, 1978 eine Änderung im Regelwerk vorgenommen haben, die eine Spielsperre nach damals vier Verwarnungen vorsah. So ist er halt, der FC St. Pauli – ein etwas anderer Verein, der dem deutschen Fußball einfach gut tut – ebenso wie Fortuna.

Direkter Vergleich Am Samstagabend wird das 53. Duell der beiden Vereine ausgefochten. Zum 27. Mal erfolgt dabei der Anpfiff in Düsseldorf. Noch bevor es erstmals 1977/78 um Punkte ging, siegte Fortuna sowohl 1957 als auch 1965 in Freundschaftsspiel jeweils glatt mit 4:1 über die Hamburger.

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Foto: Christof Wolff

Am 22. April 1978 stritten die Teams dann erstmals um Bundesliga-Punkte. Vor 11.000 Zuschauern siegten die Rheinländer 3:1 (2:1). Wie es überhaupt in den bisherigen fünf Bundesliga-Heimspiel ebenso blendend für Fortuna lief (vier Siege, ein Unentschieden) wie im DFB-Pokal 1991 (2:1) und in der Regionalliga Nord. Zu Drittligazeiten (zwischen 2004 und 2006) lieferte Fortuna gar die perfekte Bilanz ab (drei Siege, 8:0 Tore).

Das aktuelle Tagesgeschäft heißt aber 2. Bundesliga. Die Liga, in der es zwischen beiden zu den meisten Begegnungen kam. Doch auch hier weist Fortuna eine positive Statistik auf, wenn auch mit einigen gehörigen Dellen. Bisher hissten die Hamburger 13-mal die Totenkopfflagge am Rhein. Viermal fuhren sie mit fetter Beute nach Norddeutschland zurück, viermal teilte man den Schatz, und fünfmal triumphierte die Rheinländer. Das Torverhältnis ist mit 13:13 Toren ausgeglichen.

Seitenwechsler Irgendwie ist es schon ein wenig verwunderlich, dass es in all den Jahren gerade einmal zwei direkte Spielerwechsel zwischen St. Pauli und Fortuna gab. Diese Transfers fanden auch noch beide 1997 statt. Kleiner, aber feiner Unterschied: Während „Fußballgott“ Carlo Werner bereits kurz nach dem Abstieg auf den Kiez wechselte, entschiedet sich Thomas Seeliger erst wenige Tage vor dem Meisterschaftsauftakt zu einen Tapetenwechsel in die alte Heimat.

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Maßgeblich an den Deals beteiligt war übrigens St. Pauli-Manager Helmut Schulte, Jahre später auch Vorstand Sport bei den Düsseldorfern. Während Schulte seine Hausaufgaben im Transfer-Hickhack um Seeliger für seinen Arbeitgeber hervorragend erledigte, lief es Jahre später am Rhein eher bescheiden.

Spiel der Spiele Die Partie am 26. Mai 1971 war an Wichtigkeit kaum zu überbieten. Schließlich eröffnete Fortuna am heimischen Flinger Broich die Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga gegen den Nordvertreter. 22.000 Fans füllten die Ränge zwar nicht bis auf den letzten Platz, doch das hatte einen triftigen Grund: Es goss wie aus Eimern.

Bereits nach fünf Minuten herrschte Schockstarre auf den Rängen. Fortunas Peter Biesenkamp ließ sich vom Mittelstürmer Horst Romes austanzen, und dessen Flachschuss zappelte zum 0:1 in den Maschen. Ein früher Nackenschlag, der seine Wirkung nicht verfehlen sollte, denn trotz drückender Überlegenheit gelang es bis zur Pause nicht, den Ausgleich zu markieren.

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Foto: dpa, dpa

Nach dem Wechsel avancierte ausgerechnet der Unglücksrabe der ersten 45 Minuten zum „Man of the Match“. Nach 64. Minuten erlöste Biesenkamp die Fans mit dem Ausgleich. Der Bann schien gebrochen, doch zahlreiche Wasserlachen auf dem Spielfeld hinderten Fortunas Offensivdrang vehement. Erst vier Minuten vor Ende der Partie landete der Ball erneut gewinnbringend vor den Füßen von – natürlich – Peter Biesenkamp. 2:1 für Fortuna, die Partie war gedreht. Dass Dieter Herzog 120 Sekunden später noch das 3:1 nachlegte, ging fast im Jubel auf den Rängen unter. Die erste Hürde Richtung Bundesliga war genommen.

Was Hoffnung macht Der Ball ist rund, dass Tor ist eckig und Fortuna scheint endlich wieder zu wissen, wie man diese spielentscheidenden Utensilien zusammenführt. Dass der Fortuna-Express endlich Fahrt aufnimmt, wäre dem Team natürlich zu wünschen. Im aktuellen Liga-Primus  kommt die nächste Spitzenmannschaft dafür doch gerade recht. Immerhin blieben bei den jüngsten beiden Vergleichen die Punkte stets in Düsseldorf. Und mit drei Zählern vor dem dritten Advent ließe es sich doch ganz gut leben.

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