Mittelfeldspieler von Fortuna Dieser Ring von Hendrix hat eine ganz besondere Geschichte

Düsseldorf · Er hat schon in der Champions League gespielt – mit Fortuna will er den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Jorrit Hendrix war im Sommer ablösefrei von Spartak Moskau gewechselt. Seine bisherigen Auftritte: durchwachsen. Nun hat er zum ersten Mal über ein Familien-Geheimnis geredet.

Fortuna Düsseldorf: Neuzugang Jorrit Hendrix kommt von Spartak Moskau
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Das ist Jorrit Hendrix

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Foto: Achim Winkler

Es braucht nicht lange, um auf dem Trainingsplatz von Fortuna im Schatten der Arena zu erkennen, über was für außergewöhnliche Qualitäten Jorrit Hendrix verfügt. Ballannahme. Technik. Schussqualität. Das volle Programm. In der praktischen Umsetzung auf dem Spielfeld hat es dagegen in den ersten Wochen seines Engagements beim Zweitligisten durchaus noch ein wenig geruckelt. Ein sehr gutes Spiel, viel Durchschnitt, ein paar grobere Schnitzer. Cheftrainer Daniel Thioune beurteilte seine Leistungen wiederholt kritisch. Was vor allem daraus resultierte, dass Hendrix mitunter die Anweisungen von Thioune wohl etwas zu frei interpretierte hatte.

Zu häufig resultieren Ballverluste aus seinen Bemühungen, die der Gegner zu gefährlichen Gegenstößen nutzt. Und zu selten gelingt es ihm, Fortunas Angreifer geschickt in Szene zu setzen. Hier ist allerdings der erste Punkt erreicht, an dem festzuhalten ist: Es ist nicht allein Hendrix‘ Schuld. Er selbst beurteilt seine Arbeit nicht ganz so kritisch. „Ich fühle mich ganz gut. Es ist immer Luft nach oben“, sagt er nach der Trainingseinheit am Mittwoch. „Es gibt natürlich immer Räume für Verbesserungen. Das geht nicht nur mir so, sondern auch dem ganzen Team. Wir müssen an den Punkten arbeiten, die noch nicht so gut funktionieren.“

Im Ring an seiner rechten Hand trägt er die Asche seines verstorbenen Vaters.

Im Ring an seiner rechten Hand trägt er die Asche seines verstorbenen Vaters.

Foto: Frederic Scheidemann/Hendrik Deckers/Scheidemann, Montage: RP

Dazu gehört definitiv auch das Zusammenspiel im Mittelfeld, Die ganz große Harmonie gibt es noch nicht zwischen Marcel Sobottka, Ao Tanaka und ihm. Am Samstag droht nun auch wieder „Cello“ auszufallen, weshalb es wohl zu einer Umstellung in der Zentrale kommen wird. „So etwas passiert in einer Saison immer wieder, damit musst du als Profi leben“, sagt er. „Wir haben aber genug Qualität in unserem Kader, wir werden am Samstag gegen Bielefeld gute Spieler auf dem Platz stehen haben.“

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Ob es für ihn eine große Umstellung gewesen ist, nun in der Zweiten Liga zu spielen? Hendrix sagt: „Jede Liga ist etwas anders. Aber Fußball ist und bleibt am Ende Fußball“, sagt er. „Jeder Trainer hat natürlich eine Vision, eine etwas andere Interpretation vom Spiel. Man muss sich immer auf das gewünschte System anpassen. Aber wie gesagt, so verschieden ist das nicht. Ich denke schon, dass ich mich darauf ganz gut einstellen kann.“

Das Gespräch ist eigentlich schon zu Ende, da gestikuliert er mit seinen Händen ein wenig und an seinem rechten Ringfinger blitzt ein ganz besonderes Schmuckstück hervor. Unser Redaktion spricht Hendrix darauf an. „Welchen Ring meinen Sie? Das eine ist mein Ehering, der andere hat eine besondere Geschichte.“

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Foto: Moritz Mueller

Er macht eine kurze Pause. Dann sagt er: „Es ist ein Familienring, darin ist die Asche von meinem verstorbenen Vater. Ich trage beide Ringe auch während des Trainings immer bei mir. Während des Spiels ist es mittlerweile nicht mehr erlaubt, selbst wenn man sie abkleben würde. Ich ziehe sie dann kurz ab und deponiere sie in der Kabine, sobald es mir möglich ist, trage ich sie aber auch wieder. Es bedeutet mir einfach sehr viel.“

Dazu trägt er noch auf der Innenseite des linken Oberarms ein Tattoo mit der Botschaft auf englisch, dass niemand die Erinnerungen an seinen Vater stehlen kann. Der Schriftzug lautet: „Losing one leaves a heartache, no one can heal. Love leaves a memory no one can steal."

Sein Leben hat sich verändert, seit sein Vater Wim am 7. Februar 2011 mit nur 54 Jahren an Darmkrebs starb. „Nach dem Tod meines Vaters hatte ich plötzlich keine Lust mehr auf Fußball. Es ging nirgendwo hin. Das Training lief nicht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, nicht einmal in der Schule. Nach einer Weile begann ich daraus Kraft zu schöpfen. Ich hatte ihm einen Platz gegeben am Ringfinger“, erzählte er in einem Interview mit niederländischen Medien.

„Mein Leben hat sich durch den Tod meines Vaters verändert. Jetzt wird mir klar, dass es einfach plötzlich vorbei sein könnte. Natürlich kannte ich Geschichten von anderen, aber jetzt habe ich es selbst erlebt. Das macht nachdenklich. Ich war sehr traurig darüber, aber ich habe akzeptiert, dass es so ist. Das nimmst du für den Rest deines Lebens mit.“ Und weiter: „Eine Verletzung? Ein Platz auf der Couch? Sehr ärgerlich, aber kein Grund aufzugeben. Nicht jammern, sondern sich wehren und eben um seinen Platz kämpfen.“

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